Venedig, die Schöne, braucht zum Funktionieren ein Hinterland mit all dem Notwendigen, aber auch Hässlichen – sie braucht Mestre. Vorwiegend in den 1960er, 1970er Jahren breitete sich dieser Stadtteil rasant aus; zusätzlich zum Eisenbahnknotenpunkt entstanden das Industrie- und Gewerbegebiet Marghera, der Ausbauumfasst alle Arbeiten, die nach der Rohbauphase durchgeführt werden müssen, damit ein Gebäude bewohnbar oder nutzbar wird. Dazu gehören beispielsweise das Verlegen von Elektro- und Sanitärinstallationen, das Verputzen der Wände und das Verlegen von Bodenbelägen. des Flughafens, Autobahnen und neue Wohnviertel, hauptsächlich Sozialwohnungen.
Seit 1990 besinnt sich die Stadtverwaltung Venedigs der hässlichen Schwester und plant Verschönerungen: Der Autobahnränder sollten begrünt, neue Wohnviertel und ein nobler Turm, entworfen von dem Modedesigner Pierre Cardin, gebaut werden – doch bisher ist außer einer Fußgängerzone an der Piazza del Fernetto noch nicht viel geschehen. Mestre ist und bleibt anscheinend die arme Verwandte.
Die Fotos der Bildstrecke im Baumeister 6/2014 stammen von Giovanni Vio. Er ist Architekt und hat ein Büro in Venedig. Mit seiner Panoramakamera hält er schon seit 1981 Stadt und Land in Schwarzweißbildern fest. 2006 erschien sein bekannter Fotoband „Venezia, Marghera, Mestre and back“.
Die Berichterstattung des Baumeisters von der Biennale wird unterstützt von FSB.
Fotos: Giovanni Vio