Seit über 40 Jahren arbeitet die Architektin Maria Giuseppina Grasso Cannizzo in ihrer Heimat Sizilien. Doch es gibt nicht viele Projekte, die sie in diesem Zeitraum hat realisieren können. Gleichwohl sind – von gängigen Architekturpublikationen weitgehend unbeachtet – außergewöhnliche Bauten von bleibendem Wert entstanden, die sich durch einen sensiblen Umgang mit dem Ort, seiner Geschichte und den Lebensgewohnheiten der Bewohner auszeichnen.
Maria Giuseppina macht einen sehr konzentrierten Eindruck, wenn sie über ihre Arbeit spricht. Man merkt ihr an, dass sie ihre Aufgabe als Architektin ernst nimmt und eine Verantwortung gegenüber den Bauherren verspürt. Dementsprechend viel Zeit benötigt sie für ihre Projekte – wie etwa für den vier Jahre dauernden UmbauUmbau ist ein Begriff, der sich auf die Veränderung oder Renovierung eines bestehenden Gebäudes oder Raums bezieht. eines Einfamilienhauses aus den zwanziger Jahren in Ragusa. Zwar liegt die Realisierung schon einige Jahre zurück, doch Maria Giuseppina selbst bezeichnet den Bau als eines ihrer wichtigsten Projekte, da sich daran ihre architektonische Haltung besonders deutlich ablesen lasse: Zunächst begann die Architektin mit einer achtmonatigen Modellbauphase, in der sie nichts anderes machte, als diesem neue Elemente hinzuzufügen und wieder zu entfernen, um es schließlich sukzessive bis auf seine Grundmauern einzureißen. Kurzerhand rückte sie allem, was ihr an diesem Bau überflüssig erschien, mit Messer und Schere zu Leibe.