23.04.2014

Hotel

Linz, Hotel am Domplatz

Werknutzungsbewilligung für das Architekturbüro Hohensinn und die Stiftung St.Severin

Die drittgrößte Stadt Österreichs ist auch nach den Kulturhauptstadt-Events 200 ein lohnendes Ziel für ein Architekturwochenende. Glücklicherweise gibt es mittendrin das Domplatz-Hotel, das ebenso wohnlich wie sehenswert ist. Ein Architektur-Spaziergang in Linz beginnt in den Altstadtgassen und führt zu dem Dreigestirn aktueller Museumsarchitektur: dem neuen Museumsflügel auf dem Schlossberg, dem Lentos-Kunstmuseum und, vis-à-vis am gegenüberliegenden Donauufer, dem Ars Electronica Center – drei gläserne Baukörper, die sich zur Stadt öffnen und der introvertierten, kleinteiligen, manchmal engen AltstadtWeite und Leichtigkeit entgegensetzen. Die Museumscafés bieten grossartige Ausblicke auf Stadt und Fluss. Den spektakulärsten hat wohl die Panoramaterrasse des neuen Schlossbergmuseums – er reicht über die Kirchtürme bis zu Hochöfen und Gasometern. Tatsächlich, Linz ist Industriestandort.

Aber auch dort am Rand gibt es Architektur zu sehen: das Stahlwerk des Voestalpine-Konzerns des Pariser Architekten Dietmar Feichtinger und etwas weiter südlich die Solar City. Schön, dass sich unter den beachtlichen architektonischen Highlights auch ein Hotel in zentraler Lage befindet: das Hotel am Domplatz, entworfen von Hohensinn Architekten aus Graz. Gegenüber dem neugotischen Mariendom, der grössten Kirche Österreichs, steht der kubische, klar geschnittene Solitär auf dem ebenfalls von den Architekten puristisch und zurückhaltend gestalteten Platz wie auf einem Tablett. Mit Fassadenknicken und dem subtil variierten Raster aus Sichtbetonbändern, die die Glasflächen rahmen, reagiert der Baukörper auf seinen Kontext aus barocken und neugotischen Häusern.

Das Hotel empfängt den Gast mit einem großzügigen Entree: Das Erdgeschoss ist rundum verglast und dient als Lobby, Frühstücks- und Barbereich, der förmlich durchflossen wird vom umgebenden Platzraum. Im Kern des Hauses öffnet sich das gebäudehohe Atrium, ein lichtdurchfuteter Luftraum, um den sich die Flure reihen. Gedämpft dringen hier die Gespräche der Gäste in der Lobby nach oben. Während man noch über die Lautschriftmotive auf den Atriumbrüstungen sinniert und dabei die Zimmertür öffnet, wird man vom Ausblick völlig überrascht: In den westseitigen Zimmern erscheint die Domfassade wie ein Detailfoto herangezoomt, auf der Ostseite blicken die Heiligenskulpturen eines barocken Kirchenportals direkt in den Raum. Durch die raumhohe Verglasung kann man selbst vom Bett aus Strebepfeiler und Fialen studieren. Der mächtige Kirchenbau ist dank einer Glastrennwand bis ins Bad präsent.

Doch trotz dieser Dominanz – die Kirchenfassaden sind zum Greifen nah –, wirken sie nicht erdrückend: Die puristische, elegante Gestaltung der Gästezimmer in Weiss und Beige lässt die Innenräume sehr luftig erscheinen und schafft einen inspirierenden Kontrast zur Historie.

Adresse

Hotel am Domplatz
Stifterstraße 4
4020 Linz an der Donau
Österreich
www.hotelamdomplatz.at

Scroll to Top