Möbel aus Beton sind der Schwerpunkt dreier junger Dresdner. Die Startup-Firma Paulsberg zeigt, dass Beton eine hohe Vielfalt mit sich bringt, aber letztlich doch immer architektonisch bleibt. Ein Manufakturbesuch
Schon die Umgebung ist anders. Wer die junge Designfirma Paulsberg in Dresden besucht, bewegt sich nicht durch elegante Showrooms oder angesagte Hipster-Welten, sondern über ein staubiges Fabrikgelände, auf dem zu DDR-Zeiten Gardinen produziert wurden. Industrieller Charme für einen Produktansatz, der ebenfalls auf die Ästhetik des Harten setzt: Paulsberg stellen Möbel aus Beton her. Aus Textilbeton, genauer gesagt. Den Ursprung nahm diese ungewöhnliche Designschmiede mit einem Forschungsprojekt an der TU Dresden. Dortige Wissenschaftler haben sich mit dem Material Karbon und seiner Kombinierbarkeit mit Beton beschäftigt. Ihre Frage war: Wie kann man StahlStahl: Ein Werkstoff, der aufgrund seiner hohen Belastbarkeit und Stabilität oft bei Gerüstkonstruktionen eingesetzt wird. als Bewehrungsmaterial im Bauwesen ersetzen? Parallel zur Autoindustrie kamen die Dresdner dabei schnell auf den Hochleistungsstoff Karbon. Sie fanden heraus, wie effizient sich alte Stahlbetontragwerke sanieren lassen, wenn man sie mit Stoff aus Karbonfasern umwickelt und danach eine Schicht SpritzbetonSpritzbeton: Ein Beton, der als feuchter Sprühnebel auf die Oberfläche aufgetragen wird. Dies erfolgt durch eine Spritzmaschine und sorgt für eine dichte und stabile Umgebung. aufbringt. „Und wir haben da eben gesagt: Ein so leistungsfähiges Material eignet sich auch für Möbel“, so Paulsberg-Mitgründer Mark Offermann.
Mark Offermann ist Architekt, und gemeinsam mit dem Diplom-Kaufmann Lars Schmieder und dem studierten Produktdesigner Knut Krowas gründete er Paulsberg im Juni 2011. Seitdem produzieren sie im Südosten Dresdens Sessel, Schaukelstühle oder Tische aus Textilbeton. Als Einzelstücke oder in Kleinserien. Käufer sind Anwälte, Ärzte oder Galeristen. Das Interesse ist groß. Aber: „Massentauglich sind unsere Produkte sicher nicht. Man muss schon einen Sinn für diese spezielle Ästhetik haben“, so Offermann. Und eine gewisse Zahlungsbereitschaft mitbringen. Dafür gibt es dann aber ein sehr individuelles Stück Möbel.
Deshalb verkaufen die drei Dresdner auch nicht über den klassischen Einzelhandel. „Da wollen die Käufer am Ende doch eher den Eames-Chair“, so Offermann. In einzelnen Flagship-Stores stehen die Stücke aber. Beispielsweise in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Werkstätten Hellerau.
Mehr dazu im Baumeister 2/2014
Fotos: Paulsberg