14.06.2023

Öffentlich

Neues Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit

Beton Bildungsbauten
Die vielen Gesichter des DSBG von Stern Zürn Architekten und Caesar Zumthor Architekten zeigen sich spätestens beim Anblick des grünen Innenhofs. ⓒ Valentin Jeck

Wenn die Architekten vom Baseler Büro Stern Zürn und Caesar Zumthor Architekten über eine Freizeitlandschaft sprechen, wird man schnell hellhörig. Was soll das sein? Wo befindet sich dieser sagenhafte Ort? Dafür muss man nicht so weit reisen wie gedacht. Angrenzend an das Stadtgebiet der Schweizer Stadt Basel liegt der neue Standort des Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit (DSBG) der Universität Basel. Hier haben die zwei Büros einen Sichtbetonbau realisiert, der mehr als nur zwei Gesichter hat.


Wohlüberlegte Fassade

Was mit dem Gewinn des 2015 ausgeschriebenen Wettbewerbs begann, endete sechs Jahre später in einem Bau mit exakter Formensprache und hoher Funktionalität. Für das neue DSBG der Universität Basel konnten die zwei Büros Stern Zürn Architekten und Caesar Zumthor Architekten einen durchdachten Bau realisieren. Durch das anspruchsvolle Raumprogramm der Forschungs- und Lehreinrichtung mussten unterschiedlichste Raumanforderungen untergebracht werden. Das alles geschieht jedoch quasi komplett unbemerkt. Denn die ruhige und klare Fassade lässt nur schwer erahnen, welche Gebäudetechnik und Infrastruktur hier untergebracht sind.

Das Modell des Entwurfs zeigt auch seine Klarheit. Foto: Stern Zürn Architekten

Außen wie innen

Über die Höhe von jeweils einem ganzes Geschoss wechseln sich Sichtbetonfassade und bodentiefe Fenster in orthogonalen Feldern ab, die einen ruhigen vertikalen Rhythmus ergeben. Markante Gesimse in derselben Materialität betonen die horizontalen Ausmaße des DSBG. Die Fensterbreite ist immer an die hinter den Mauern liegenden Raumbedürfnissen angepasst, die über eine Gebäudelänge monofunktional angelegt sind. Im Bereich der Büros ist die Fensterbreite größer. Als Lichtquelle im oberen Bereich der Dreifachsporthalle fallen die Dimensionen beinahe zu Schlitzen zusammen.

Die Treppe verbindet unterschiedliche Arbeitsbereiche. Fotos ⓒ Valentin Jeck

Oberflächen und Pistazien

Auch im Inneren findet sich der Sichtbeton wieder. Hier haben Stern Zürn Architekten und Caesar Zumthor Architekten einen eigenen mineralischen Anstrich in sattem Grün entwickelt, der streifig an den Innenwänden das Betongrau konterkariert. Auch im Hörsaal findet sich „Pistacchiogrün“ als Akzentfarbe. Ausgeglichen wird das harte Material außerdem durch Holzfußböden aus Eiche in den Lernbereichen, mineralischem Boden in den Untergeschossen sowie Vollholzmöbel.

Pistaziengrüne Tische, Möbel und Funktionselemente aus warmem Holz konterkarieren den Sichtbeton. Fotos: ⓒ Valentin Jeck

Bewährte Konzepte der kurzen Wege

Die zwei Büros haben bei der Planung auf die Expertise der Erfahrung gesetzt. Mit dem Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit hat man sich auf reibungslose Organisation und angenehme Raumsituationen fokussiert. Kurze Wege sollen das Arbeiten und Lernen unterstützen. Immer wieder laden Sitzgruppen zum Vernetzen und Ausruhen ein, immer auch mit ausreichend Blickbeziehungen ins Grüne. Die Gebäudetiefe wird durch einen großzügigen Innenhof aufgelockert und bietet abseits von Frischluft auch ausreichend Fläche für Zusammenkünfte. Die Architekten selbst bezeichnen die Gebäudestruktur als rational. Die Grundrisspläne verraten das Geheimnis: Klare Linien, klare Funktionszusammenhänge und gute Orientierungsmöglichkeiten durch ausreichend Bezüge nach draußen lassen das Gebäude mit über fünftausend Quadratmeter Nutzfläche auch für neu Ankommende angenehm erscheinen.

Rhythmische Fassade aus Sichtbeton.
Die Horizontalität betont durch breites Gesimse. Fotos: ⓒ Valentin Jeck
Der Grundriss ist klar und aufgeräumt. Ⓒ Stern Zürn Architekten

Leben in der Universität, Grün drumherum

Das DSBG wurde mit dem Gedanken entworfen, dass Lehrende, Studierende, Gästinnen und Gäste hier nicht nur arbeiten können, sondern das Gebäude zu einem Lebensraum für alle Beteiligte wird. Das Konzept ist bereits bekannt vom Rolex Learning Center (RLC) von SANAA in Lausanne. In Basel wird es allerdings mit einer kleineren Geste umgesetzt. Während das RLC einen nach innen orientierten Organismus darstellt, gibt es beim Bau von Stern Zürn Architekten und Caesar Zumthor Architekten das ständige Bewusstsein des Draußen, der Außenwelt. Das lädt dazu ein, die eigenen Ambitionen auch einmal beiseite zu legen für ein kurzes Schweifen über die wunderschöne Auenlandschaft der Brüglinger Ebene — oder zumindest der umliegenden Sportrasenflächen. Diese findet sich übrigens auch im Inneren wieder, genauer im erwähnten grünen Anstrich der Betonflächen.

Starke Bezüge nach draußen machen das Arbeiten angenehm. Foto: ⓒ Valentin Jeck

Dienende Räume

Das Entwurfsteam, bestehend aus Stern Zürn Architekten und Caesar Zumthor Architekten, hat sich viele Gedanken um die Bedeutung der Räume gemacht. Das ganze Departement wird als System verstanden, jeder einzelne Raum für sich ist nur im Verhältnis zu den anderen zu denken. Dadurch ergeben sich sogenannte dienende Räume, wie jene für Arbeiten, Untersuchungen und Labore. In ihnen ist die notwendige Gebäudetechnik sichtbar. Das Schema, was als Hauptfunktion und als unterstützende Funktion gilt, wird hier also erfrischend umgekehrt. Die gemeinschaftlich nutzbaren Räume zum Arbeiten strahlen eine angenehme Ruhe aus.


Sport, Bewegung und Gesundheit

Die Atmosphäre des „lebenden Forschungscampus“ wird auch durch die Idee getragen, dass Verteilerräume, Bewegungs- und Aufenthaltsflächen als fließende Räume gestaltet sind. Die darin arbeitenden, forschenden und lernenden Menschen stellen eine kontinuierliche Bewegung dar, die dem Departement die wissenschaftliche Kälte nimmt. Zentrale Gänge um den Innenhof geben auch im ersten Obergeschoss, das hauptsächlich Labore beherbergt, das Gefühl eines lebendigen Organismus, dessen Teil man ist. Das war freilich auch die Intention von den Architekten, welche die Begriffe Sport, Bewegung und Gesundheit beim Planen als stetigen Entwurfsgedanken verfolgten.

Ein weiteres Gebäude der Universität Basel ist das Biozentrum von Ilg Santer Architekten, das technisch alle Stückerl spielt.

Dienende Räume sind beispielsweise die Labore. Fotos: ⓒ Valentin Jeck
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