08.07.2014

Event

Kunst im Bau

Architektur, Kunst, Genuss. Drei Welten – oder doch nicht? Der Baumeister lotete in der zweiten Auflage der Eventreihe mit dem Schweizer Hausgeräthersteller VZug das Verhältnis zwischen dem Schönen, dem Gebauten und dem Genießen aus. Es kochte (hervorragend) der Sternekoch Juan Amador in dessen Mannheimer Restaurant in der gelungen umgebauten früheren Schildkröt-Fabrik für rund 100 Gäste – eine lockere Runde. Und locker war’s. Aber durchaus nicht unkontrovers. Der Starkoch Eckart Witzigmann nämlich setzte gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion eine provokative Duftmarke. „Ich habe mein Leben lang gegen die Architektur angekocht“, sagte er. Das heißt: Architektur und Kochkunst weisen nicht immer in die gleiche Richtung.

Allerdings war das Statement letztlich als Liebeserklärung gemeint, nicht als Kampfansage. Witzigmann selbst hat nämlich lange in der nicht zuletzt architektonisch einzigartigen Münchner Restaurantlegende Tantris gekocht – und dem Restaurant Ruhm und Sterne eingebracht.

Als Klammer stellte sich in der Talkrunde, an der neben Witzigmann die Künstlerin Madeleine Dietz, der Architekt Alexander Brenner und Baumeister-Chefredakteur Alexander Gutzmer teilnahmen, schnell die Ästhetik heraus. Ohne die geht nichts. Nicht in der Kunst. Nicht in der Architektur – und schon gar nicht beim Essen, so Madeleine Dietz.

Für sie ist im übrigen kein Gespräch mit potenziellen Käufern ohne ein gutes Glas Wein denkbar. Denn „wer kein Gefühl für ein gutes Essen hat, hat eben auch kein Gespür für gute Architektur oder Kunst“. Koch und Künstlerin waren sich hier schnell einig. Alexander Brenner bekannte sich eher vorsichtig zum Klassiker „Kunst hat mit Können zu tun“. Er selbst arbeite viel mit Künstlern zusammen. Selber als Künstler sehe er sich aber nicht. „Sollte aus Versehen Kunst aus meiner Architektur werden, ist es mir recht“, gab er augenzwinkernd zu Protokoll. Mehr Unbehagen bereitete ihm eine andere Etikette – die des „Villenarchitekten“.

„Aus Versehen Kunst“ ist sicherlich nicht das Erfolgsrezept von Juan Amador. In einem wilden Materialmix kombinierte der Starkoch Schweinebauch mit Venusmuscheln, legte der Taube Mango, Cocos und Purple Curry an die Seite. Vieles seiner Kochkunst bleibt uns ein Geheimnis, doch das architektonische Prinzip haben wir schnell durchschaut: Gutes Ausgangsmaterial, profunde Materialkenntnis, handwerkliches Geschick und ein gutes Gespür für die Ästhetik. Wenn das „gegen die Architektur kochen“ ist, dann soll es uns recht sein. Eigentlich müssten wir alle gute Köche sein.

Zu erwähnen bleibt noch das überaus kunstsinnige Ambiente der Schildkröt-Fabrik. Mit viel Stilsinn umgebaut hatte diese im Jahr 1998 der Arzt und Kunstmäzen Joachim Mühling. Vor allem ein langer Gang mit einem aus verschiedenen Einzelarbeiten bestehenden Werk von Damien Hirst zeigt nun: Auch Architektur und Kunst können zusammen passen.

Fotos: Tanja Gallenmüller

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