30 Jahre früher geschrieben, hätte ich sofort an Robert Venturi gedacht. An sein Pamphlet „Ich bin ein Monument“ und die Ästhetik des dekorierten Schuppens. Die beiden jungen Architekten Benjamin (*1980) und Jan (*1983) Wirth, die erst 2012, sozusagen post-postmodern, ihr Bremer Büro gegründet haben, mögen es dem Chronisten verzeihen, wenn er ihnen mit Robert Venturi kommt, wo sie gedanklich und entwerferisch wohl eher bei den diesjährigen katalanischen Pritzkerpreisträgern sind, bei Valerio Olgiati, Peter Zumthor und frischeren Architekten, die der ältere Kritiker noch gar nicht kennt. Das stolze Wort Archaik gepaart mit sinnfälliger Einfachheit blitzt hier durch, vereint in einer Formel Plastik + LichtLicht: Licht bezeichnet elektromagnetische Strahlung im sichtbaren Bereich des Spektrums. In der Architektur wird Licht zur Beleuchtung von Räumen oder als Gestaltungselement eingesetzt. + Raum + Terrain = Werk. Vielleicht passt auch das Zitat des Johann Wolfgang von Goethe, das von der „Erhabenheit der Ebenen“ handelt. Die Ebene hat Weite, Weite ist Freiheit. Und allein die gut zwei Meter Höhe der Schachtel, die man erreicht, wenn man aufs Dach steigt, bringen hier Gipfelqualitäten.
Von Venturi zu Vitruv – zu FIrmitas, Utilitas und Venustas
Die Bauaufgabe ist einfach, und so wird sie auch gelöst. Garage oder Remise, vielleicht das, was man im englischen „Shelter“ und im deutschen Schutzhütte nennt – auch im flachen Nordwesten Deutschlands, die genauso die Widrigkeiten der Stürme und den Schnürregen abhält, wie im Gebirge eine Alpenhütte vor Schnee und Eis schützt. Die Remise soll vor allem Gerätschaften bergen, keine Tiere und Menschen. Das vereinfacht die Bauphysik, es reichen einfache Wände und Decken aus. Auch die temporären Nutzungen für Sommerfeste, spontane Übernachtungen und so fort bedürfen keiner technischen Gebäudeausrüstung. Wir reden über Architektur purPUR: Polyurethan, ein synthetisches Dämmmaterial, das eine hohe thermische Leistung bei geringem Gewicht aufweist., aber auch die muss gut konstruiert und gebaut werden.
Mehr dazu im Baumeister 6/2017