12.04.2019

Gewerbe

Von Foster lernen

Die Zeiten waren schon mal besser für den gemeinen Deutsche-Bank-Manager. Geschäftlich läuft es seit einigen Jahren eher mies für die früheren Damen und Herren des Geldes. Vorbei die Zeiten, als der Name Deutsche Bank in den Finanzmetropolen der Welt für ehrfurchtvolles Raunen sorgte (zumindest stelle ich mir vor, dass das früher der Fall war). Und jetzt soll auch noch, von der Politik forciert, ein Zusammenschluss mit der weit weniger nach Wall Street und den ganz großen Deals klingenden Commerzbank her.

Und das bringt uns zum Thema Architektur. Denn hier lauert eine weitere Demütigung für die Deutschbänker, verpackt in einen architektursymbolischen Phyrrussieg. Bei einer Fusion gäbe es nämlich ja auch zwei Firmenzentralen. Welcher Bankbau aber wird wohl das Symbol des neuen Unternehmens werden? Hier treffen ungleiche Welten aufeinander. Auf der einen Seite die beiden Deutsche-Bank-Türme, genannt in selbstironischer Maßhalten-Rhetorik „Soll und Haben“. Eröffnet 1984, stehen die Türme womöglich für ein Verständnis von nachkriegsdeutscher Solidität, aber ebenso wie ihre Architekten Walter Hanig, Heinz Scheid und Johannes Schmidt nicht für die ganz große stararchitektonische Faszination. Die Sanierung in den Jahren 2006 bis 2010 änderte daran nichts. Das ist beim Commerzbank-Pendant von Norman Foster anders. Das Gebäude ist mit 259 Metern das höchste Frankfurts und der höchste Bürobau Deutschlands. Zum Image der Commerzbank wollte er nie so recht passen – zu hightech-extrovertiert, auch einfach sehr hoch. Der neu fusionierten Firma inklusive Deutsche-Bank-Nimbus stünde er womöglich besser zu Gesicht – auch wenn man von einem „Finanzgiganten“ angesichts der Abgeschlagenheit beider Firmen in einschlägigen Branchenrankings weiterhin nicht wirklich sprechen kann.

Dennoch – gehen wir mal davon aus, dass die Deutsche-Firmenchefs sich der weiteren Demütigung unterziehen und ihr Pappkisten rüber zu den neuen Kollegen der Commerzbank schaffen werden. Immerhin gibt ihnen das die Gelegenheit, ein wenig vom Geist der Architektur zu lernen. Schließlich stehen die Zeichen ja auf radikale Veränderung bei den Bankern. Verändern muss sich in den neuen Kleine-Brötchen-Zeiten nicht zuletzt ihr Selbstbild. Und da gibt es vom Foster-Tower, dessen exaltierter Form zum Trotz,  tatsächlich zu lernen. Mit ihm erfuhr nämlich das Bild des Hochhauses in der Bankenstadt Frankfurt eine signifikante Veränderung. Vor seiner Eröffnung galten die Frankfurter Türme als uninspiert, nach außen hin kalt und abweisend. Das änderte sich mit Fosters Bau. Denn der wirkte zwar selbstbewusst und vielleicht auch etwas lautsprecherisch, bezog die Stadt aber zugleich deutlich stärker mit ein und öffnete sich. Außerdem spielten für Foster ökologische Erwägungen eine größere Rolle als bei den Hochhausbauten zuvor. Von Foster lernen heißt in diesem Kontext also vor allem gesellschaftlich denken lernen. Und das ist nun wirklich keine schlechte Übung für die DeutschCommerzBanker von morgen.

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