25.09.2019

Produkt

Kalkstein en bloc

Foto: Giaime Meloni

Solide, reduziert, nachhaltig: Der soziale Wohnungsbau der Pariser Architekten Barrault Pressacco überzeugt als zeitgemäße Interpretation massiver Natursteinfassaden und zeigt deren Potenzial im Hinblick auf Ressourcenschonung und Ökobilanz.

Foto: Giaime Meloni
Foto: Giaime Meloni
Der geschliffene Sichtbeton des Sockels bildet einen Kontrast zum cremefarbenen Kalkstein. Foto: Giaime Meloni
Überraschend im Inneren – Eichenparkett und eine sichtbare Brettsperrholzdecke. Foto: Giaime Meloni

Vorteile des Natursteins

Die massiven Kalksteinfassaden von historischen Gebäuden und der repräsentativen Stadthäuser der Haussmann-Ära prägen das Pariser Stadtbild. Mehr als ungewöhnlich sind sie allerdings bei sozialen Wohnungsbauten. Im 11. Arrondissement haben die Pariser Architekten Thibaut Barrault und Cyril Pressacco ein solches Projekt realisiert. Im baulich heterogenen Quartier der Rue Oberkampf steht ihr siebengeschossiger Neubau Wand an Wand mit einem prachtvollen Wohnhaus der 1880er-Jahre. Auf dessen opulenten Fassadenschmuck antworten die Architekten mit zeitgemäß interpretierten, tragenden Kalksteinaußenwänden aus massiven Quadern.

Ruhig und subtil differenziert gestaltet, wirken sie in ihrer Homogenität elegant und kraftvoll zugleich. Zurückversetzte Fensteröffnungen betonen die Mauerstärke. Dass hier keine dünnen Steinplatten vorgeblendet sind, zeigt sich an der Ausbildung der Gewände. Es sind weder Plattenstöße noch senkrechte Fugen sichtbar: Die Quader wurden im Werk so geschnitten, dass sie zugleich Gewände und Lisenen bilden. Anstelle eines additiven Dekors wie bei den historischen Nachbargebäuden wird hier mit klaren geometrischen Ausschnitten eine puristische und feine Gliederung geschaffen. Die abgeschrägten Elemente verleihen der monolithischen Fassade Plastizität, verstärkt durch das Streiflicht.

Wie bei vielen Pariser Stadthäusern sind auch hier das Sockelgeschoss mit Ladennutzung und die darüber liegenden Wohnetagen in unterschiedlichen Materialien ausgeführt: Das Erdgeschoss wurde aus dunklem Sichtbeton errichtet. Dessen geschliffene Oberflächen bringen terrazzoähnlich die Gesteinskörnung zum Vorschein und bilden einen markanten Kontrast zum cremefarbenen Kalkstein der sechs Etagen darüber. Geschliffenen Sichtbeton setzen die Architekten auch für die weitspannenden Stürze der Hofseite ein, die der Fassade einen starken horizontalen Akzent verleihen.

Die Architekten begründen die tragenden Kalksteinfassaden nicht in erster Linie durch den Kontext oder bauhistorische Aspekte: „Die Nachhaltigkeit und die Ökobilanz des Naturmaterials war uns wichtig“, erläutert Cyril Pressacco. „Denn im Vergleich zur energie- und CO2-intensiven Herstellung von Stahl und Beton wird für den Abbau, das Schneiden und Versetzen von Natursteinen vergleichswenig wenig Energie benötigt.“ Als heimisches Produkt ist Kalkstein in Frankreich in großen Mengen verfügbar, die Transportwege sind kurz. Kalkstein ist solide, dauerhaft und wartungsarm: Das traditionsreiche Material und seine Bauweisen „bieten großes Potenzial, das es neu zu entdecken gilt“ meinen sie. Barrault Pressacco haben dies auch 2018 in einer Ausstellung im Pavillon de l’Arsenal thematisiert, in der sie innovative Denkansätze in Hinblick auf Konstruktion, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit vorstellten. Sie fokussierten hier auf die Kalksteine des Pariser Beckens, ihre Bedeutung in der Pariser Architekturgeschichte und ihre Verwendung bei aktuellen Bauprojekten. Die Produktion aus den neun noch aktiven Kalksteinbrüchen mit kurzen Produktionswegen sowie der Förderung der lokalen Wirtschaft machen Kalkstein zu einer regional verfügbaren Ressource und einem vielversprechenden Material für die Bauindustrie. (…)

 

Den kompletten Beitrag über den soziale Wohnungsbau der Pariser Architekten Barrault Pressacco finden Sie in unserer aktuellen Baumeister-Ausgabe 09/2019.

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