24.05.2015

Portrait

Utzon, Jørn

Jørn Utzon

Die Serie „Archipedia“ ist eine Kooperation des Baumeister und der Hochschule Bochum, Fachbereich Architektur. Studierende des Master-Studienganges „Architecture Media Management“ schreiben virtuelle Briefe an die Crème der Architekturwelt, hier an den dänischen Pritzker-Preisträger Jørn Utzon.

Lieber Jørn Utzon,

dieses Jahr wird in Deutschland der Architekturpreis Beton zum 18. Mal vergeben. Die Beton- und Zementindustrie hat in Kooperation mit dem Bund Deutscher Architekten BDA den Preis 1974 ins Leben gerufen und küren die herausragenden Leistungen der Architektur und Ingenieurbaukunst in Deutschland. Viele namenhafte Architekten, auch internationale, sind dabei vertreten, nur nicht Sie? Dabei stelle ich auch fest, dass es nicht ein Gebäude von Ihnen in Deutschland gibt. Wie ist das möglich, wobei in unserem Land regelmäßig viele interessante neue Gebäude mit gewagten Formen aus Beton entstehen? Australien feierte erst letztes Jahr im Oktober das 40-jährige Jubiläum der von Ihnen entworfenen Sydney Oper! Auch ich freue mich darüber, weil sie so einzigartig und bewundernswert ist.

Es ist bekannt, dass Sie am 9. April 1918 in Kopenhagen als Sohn eines begnadeten Schiffbauingenieurs, der einen internationalen Ruf als Designer von Yachten hatte, geboren wurden. Mit 18 Jahren hatten Sie schon ein großes Talent zum Zeichnen. Daher empfahl Ihnen Ihr Onkel, Einar Utzon-Frank, der Professor an der Königlichen Dänischen Akademie der Künste in Kopenhagen und Bildhauer war, ein künstlerisches Studium auf der Hochschule zu machen. Ihre Entscheidung fiel auf Architektur und sollte zugleich Ihre Berufung werden. Ein Familienausflug auf der „Stockholmer Ausstellung“ prägte anschließend Ihre gesamte Lebensweise: Das Gefühl von einem natürlichen Lebensstil durch viel Raum und Licht sowie die vielen Naturerlebnisse mit Ihrem Vater wie Jagen oder Segeln schärften Ihre Sinne und den Blick in Ihre unmittelbare Umgebung, die Ihnen viele Inspirationen brachte. Für Ihre spätere Arbeit wurden Sie von der praktischen Arbeitsweise Ihres Vaters beeinflusst, die Sie nach Ende Ihres Studiums als Mitarbeiter im Büro von Alvaro Aalto ebenfalls praktizieren konnten. Bevor Sie mit 30 Jahren aber Ihr eigenes Büro gegründet haben, unternahmen Sie viele weltweite Studienreisen. Besonders hat Sie die islamische Bauweise interessiert und brachte Ihnen später sogar den Entwurf und Bau des Parlamentsgebäude in Kuweit. Zuvor haben Sie 1957 den Wettbewerb zur Oper in Sydney gewonnen, das Sie daraufhin berühmt gemacht hatte. Das Gebäude vermittelt Ihre Idee der Einfachheit, der Natur und des Funktionalismus.

„Meine Werkstatt sind die Buchwälder, das Meer und die Wolken.“1, – das spiegelt sich wirklich wieder im Entwurf der Oper. Das Dach aus Schalenformen und den großen Keramikziegeln wechseln Ihre Formen beim Umschiffen. Man glaubt, einen Tempel zu betreten, dessen Raum für sich spricht. Das haben Sie hier verwirklicht und damit ein skulpturales Gebäude geschaffen. In Ihren 90 Jahren haben Sie verschiedene Bauten entworfen und realisiert, die Ihrem Prinzip gerecht wurden. Dafür haben Sie 2003 den internationalen Pritzker-Preis für Ihr Lebenswerk gewonnen.

Herzliche Grüße,

Jasmina Mandić

Biographische Daten von Jørn Utzon

1918 9. April geboren in Kopenhagen
1937 Abitur, Ålborg Katedralskole
1942 Diplom an der Königlichen dänischen Kunstakademie Kopenhagen, Arbeit bei Alvar Aalto, Finnland
1945 erhält er die Goldmedaille für den Entwurf der Königlichen Musikakademie in Kopenhagen
1947-48 Studienreise in Europa, Marokko und studiert die anonyme islamische Baukultur
1948 Studienreise Mexiko Maya Pyramiden, USA zu Frank Lloyd Wright und Mies van der Rohe
1950 Gründung seines eigenen Architekturbüros
1951 Bau eigenen Hauses in Hellebæk
1953-57 1.Preis für Schonische Haustypen, die Elineberg-Wohnsiedlung
1957 1.Preis Neue Oper in Sydney, Australien
1957-60 Studienreisen nach China, Japan, Nepal und Isfahan zur Studie des iranischen Städtebaus
1963 Umzug nach Sydnes Australien aufgrund des Baus der Oper
1971-75 Unterrichtet an der Universität Honolulu
1947 Hält in Berlin einen Vortrag über „Planen und Bauen in Amerika“
1975 Rückkehr nach Europa
1980 erhält den Civic Design Award – Australischer Architekturpreis
1982 Gründet die Utzon Associates mit seinen Söhnen Jan und Kim Utzon, erhält die Alvar Aalto Medaille
1986-92 Auszeichnungen: Niels-Preis, Betonelementpreis Nykredits, Fritz Schumacher Architekturpreis
1995 erhält die Auszeichnung des französischen Architekturpreises „Grand Médaille d´Or
2003 Pritzker-Preis
2008 28. November gestorben in Kopenhagen

Wichtige Bücher / Texte

Walter Gropius  -Band.1 Der Architekt und Theoretiker Werkverzeichnis 1
– Band 2 Der Architekt und Pädagoge Werkverzeichnis 2
– Band 3 Ausgewählte Schriften, Hartmut Probst; Christian Schädlich, VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1986
Gropius, Paul Sigel, Gilbert Lupfer,Verlag Taschen, 6. Auflage 2004
Bauhaus,1919-1933, Bauhaus Archiv magdalena Droste, Verlag Taschen 2006

Weiterführende Literatur

Jørn Utzon, Verlag Anton Pustet, 1999
Logbook, Jørn Utzon – Verleger Hellerup, Edition Bløndal
Logbook, Jørn Utzon The Courtyard Houses: Vol. 1
Logbook, Jørn Utzon Two Houses on Majorca: Vol. 2
Logbook, Jørn Utzon Bagsvaerd Church: Vol. 3
Logbook, Jørn Utzon Additive Architecture: Vol. 5

Weiterführende Weblinks

www.utzoncenter.dk
www.pritzkerprize.com/laureates/2003
www.utzonphotos.comwww.utzoncenter.dk
theoperahouseproject.com
www.architonic.com/de/pmpro/jrn-utzon/8101156/2/2/1

Porträt: Ole Haupt
Foto: Bjarte Sorensen

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