30.05.2022

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Insektarium Montreal von Kuehn Malvezzi

Insektarium Montreal, Ostfassade mit Schmetterlingsgarten, Foto: ©James Brittain
Foto: ©James Brittain

Architektur und Insekten: Das Berliner Büro Kuehn Malvezzi baute das neue Insektarium im Botanischen Garten von Montreal. Besonderen Wert legte man dabei auf ein immersives Insektenerlebnis.

Insektarium Montreal, Grand Vivarium, Foto: ©James Brittain
Insektarium Montreal, Grand Vivarium, Foto: ©James Brittain
Insektarium Montreal, Kreativatelier, Blick auf die Pflanzenproduktion, Foto: ©James Brittain
Insektarium Montreal, Kreativatelier, Blick auf die Pflanzenproduktion, Foto: ©James Brittain

Der Botanische Garten von Montreal beherbergt eine der bedeutendsten botanischen Sammlungen weltweit. Verteilt über ein weitläufiges Arboretum und 30 Themengärten zeigt der Garten mehr als 20.000 verschiedene Pflanzenarten. Mit einer Fläche von fast 75 Hektar ist er überdies einer der international größten botanischen Gärten.

Erneuertes Insektarium in Montreal

Doch nicht nur Pflanzen zeigt der Botanische Garten Montreal. Zur Ausstattung der Anlage gehörte bislang auch ein Insektarium, das jedoch dringend sanierungsbedürftig war. Das alte Insektariumsgebäude war Anfang der 1990er gebaut worden. Anfang 2019, nach fast 30 Jahren und mehr als acht Millionen Besucherinnen und Besuchern, schloss das Insektarium von Montreal dann seine Pforten, um gründlich umgebaut zu werden. Drei Jahre später, im Frühling 2022, konnte es für das kerbtierinteressierte Publikum wieder seine Pforten öffnen. Den Umbau haben die Berliner Architekten Kuehn Malvezzi übernommen.

Das neue Insektarium des Botanischen Gartens Montreal möchte die Beziehung des Menschen zum Insekt neu definieren. Dass hier das Wort „Metamorphose“, in diesem Fall auf das Gebäude bezogen, nicht fehlen darf, liegt geradezu auf der Hand. Ganz so wie die Raupe, aus der nach vollständiger Umwandlung ein Schmetterling wird, wurde das neue Insektarium völlig neu und nach aktuellen Konzepten gestaltet. Eine wichtige Devise dabei ist „Immersion“: Im Insektarium sollen Besucherinnen und Besucher in die Welt der Insekten eintauchen und sie hautnah erleben können.

Insektarium Montreal, Labyrinth, Foto: ©James Brittain
Insektarium Montreal, Labyrinth, Foto: ©James Brittain
Insektarium Montreal, Alkoven-Tight squeeze, Foto: ©James Brittain
Insektarium Montreal, Alkoven-Tight squeeze, Foto: ©James Brittain

Eintauchen in die Welt der Insekten

Von außen prägen das Gebäude drei definierende Strukturen: ein Schmetterlingsgarten, der als eine Art Empfangshalle dient und an einem Gewächshaus endet, das weitere lebende Insekten enthält, sowie eine kokonartige Kuppel, unter der sich die Insektensammlung befindet.

Sobald man die Eingangshalle passiert, führt der Weg die Besucherinnen und Besucher in ein Labyrinth herab. Dessen nicht lotrechte Wände sind mit größtenteils ungeglättetem Spritzputz versehen, der das Labyrinth in Farbe und Optik einem Termitenbau ähneln lässt. Hier findet eine gezielte Desorientierung statt, Besucherinnen und Besucher verlassen die gewohnte Welt und beginnen in jene der Insekten einzutauchen. Die Architektur dient im neuen Montrealer Insektarium nicht lediglich dem Zweck. Sie ist essenzieller Teil seines museologischen Ausdrucks und kuratorischen Konzepts.

Insektarium Montreal, Sammlungsrotunde, Foto: ©James Brittain
Insektarium Montreal, Sammlungsrotunde, Foto: ©James Brittain
Insektarium Montreal, Schmetterlingsvitrine, Foto: ©James Brittain
Insektarium Montreal, Schmetterlingsvitrine, Foto: ©James Brittain

Sich fühlen wie ein Insekt

Sechs verschiedene Alkoven bringen dem Publikum die sensorische Welt der Tiere näher. Im „Tight squeeze“, Stichwort „Immersion“, können Besucherinnen und Besucher etwa das Leben von Kakerlaken nachempfinden, die sich in engsten Ritzen und Spalten bewegen. „The world in UV“ wiederum simuliert die Sicht einer Biene, die im Gegensatz zum Menschen auch ultraviolettes Licht sehen kann. Der „Ceiling walk“ stellt die Perspektive des Betrachtenden auf den Kopf.

Bei der Konzeption des Gebäudes berücksichtigten Kuehn Malvezzi bioklimatische Grundsätze. Die Ausrichtung der Gebäude und deren Integration in das Gelände hilft dabei, Heizenergie einzusparen. Darüber hinaus haben sie darauf geachtet, dass im Gebäude Konzepte wie Wasserrückgewinnung umgesetzt und zudem lokale und damit nachhaltigere Materialien verwendet werden.

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