Weder technisches Knowhow noch innovative Architektur verbindet man im ersten Moment mit Dörfern der Oberpfalz. Doch die ländliche Gemeinde Falkenberg zeigt, dass beides durchaus dort seinen Platz findet: Seit Oktober 2020 schmückt sich der Ort mit dem neuen IGZ Campus des Berliner Architekturbüros J. Mayer H.
Das Softwareunternehmen IGZ, Ingenieurgesellschaft für logistische Informationssysteme mbH, entwickelt technische Softwarelösungen für Produktion und Logistik für Unternehmen in ganz Europa. Mit rund 500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist das Unternehmen ein wichtiger wirtschaftlicher Bestandteil der Region. Das vor 20 Jahren gegründete Unternehmen setzt bewusst auf die Stärken des ländlichen Raums – von der Naherholung bis hin zur Vertrautheit des sozialen Gefüges.
Das planerische Konzept für den neuen IGZ Campus existiert gewissermaßen seit Firmenbeginn: 1999 gründeten die Ingenieure Wolfgang Gropengiesser und Johann Zrenner in einer ehemaligen Scheune ihr Unternehmen. Seither ist der Name „Softwarescheune“ für die Firmengebäude Programm. Mit dem Erfolg kam die erste räumliche Erweiterung 2005 durch Brückner & Brückner Architekten. In den nächsten Jahren folgten weitere Neubauten auf dem Firmengelände. Jede dieser Architekturen knüpfte an den Vorgänger an, integrierte sich in das Ensemble und den Logistikweg. Auch J. Mayer H. Architekten greifen mit ihrem Entwurf für den IGZ Campus die bestehenden Bauten der IGZ Falkenberg auf. Dabei ist ihr Neubau, die „Softwarescheune 5.0“, das erste Gebäude eines erweiterten Masterplans – Betriebsrestaurant, Innovationszentrum und weitere Bürogebäude sind geplant.
IGZ Campus – ein verbindendes Konzept
Als Hauptgebäude nimmt der Neubau den höchsten Punkt des Firmengeländes ein. Während sich die Farb- und Materialsprache der Bestandsgebäude fortsetzt, fällt eines sofort auf: Der Neubau richtet sich nicht parallel zu den anderen aus, sondern positioniert sich in einem 90-Grad-Winkel zu ihnen. Der 120 Meter lange Bau ist zudem deutlich länger, schmaler und höher als die Bestandsbauten. Aber auch dynamischer: Die FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. wird – angepasst an die Etagen und Büroräume – durch rechteckige Rahmen gegliedert, die durch diagonale Streben erweitert und oder durchbrochen sind. Diese Streben haben zwar einen gleichbleibenden Winkel, jedoch variieren sie in ihrer Länge sowie Laufrichtung und durchkreuzen oder ergänzen sich parallel. Rahmen und Streben bilden ein Stahlbetonskelett aus SichtbetonSichtbeton: Ein Beton, der von außen sichtbar bleibt und dessen Oberfläche eine ästhetische Wirkung erzielt. und grau lasiertem HolzHolz: Ein natürlicher Werkstoff, der zur Herstellung von Schalungen und Gerüsten genutzt werden kann. Es wird oft für Bauvorhaben im Bereich des Holzbaus verwendet.. Hinter dem Skelett ist der Bau in GlasGlas ist ein transparentes, sprödes Material, das durch Erhitzen von Sand, Kalk und anderen Inhaltsstoffen hergestellt wird. Es wird oft in der Architektur verwendet, um Fenster, Türen, Duschen und andere dekorative Elemente zu kreieren. Glas ist langlebig, stark und vielseitig, und kann in verschiedenen Farben und Texturen hergestellt werden…. gehüllt. Besonders ist, dass rund ein Fünftel des Baukörpers auf Diagonalstreben aufgeständert ist.
Fokus Zukunft
Die Fassadenstruktur offenbart von außen die Einteilung im Innern des IGZ Campus: Drei bis fünf Geschosse stapeln sich übereinander, der Eingangsbereich hat die doppelte Etagenhöhe. Was von außen sichtbar, aber erst im Innern begreifbar wird, ist der Verbindungsgang: Er verläuft durch alle Gebäude auf dem Gelände. Im Neubau durchmisst das Erdgeschoss der Länge nach auf der Mittelachse. Die Erschließung der darüberliegenden Etagen erfolgt ebenfalls durch Mittelgänge. Durchgängige Lichtleisten an der Decke betonen diese zentralen Wege im Gebäude.
Neben dem sich im Innenraum wiederholenden Stahlbetonskelett strukturieren SichtbetonSichtbeton: Ein Beton, der von außen sichtbar bleibt und dessen Oberfläche eine ästhetische Wirkung erzielt., helles HolzHolz: Ein natürlicher Werkstoff, der zur Herstellung von Schalungen und Gerüsten genutzt werden kann. Es wird oft für Bauvorhaben im Bereich des Holzbaus verwendet. und GlasGlas ist ein transparentes, sprödes Material, das durch Erhitzen von Sand, Kalk und anderen Inhaltsstoffen hergestellt wird. Es wird oft in der Architektur verwendet, um Fenster, Türen, Duschen und andere dekorative Elemente zu kreieren. Glas ist langlebig, stark und vielseitig, und kann in verschiedenen Farben und Texturen hergestellt werden…. die 8.000 Quadratmeter Bürofläche der Architektur.
Nichttragenden Trennwände und Einbaumöbel sowie Mobiliar auf Rollen ermöglichen sowohl eine flexible Nutzung der Räume als auch einen schnellen UmbauUmbau ist ein Begriff, der sich auf die Veränderung oder Renovierung eines bestehenden Gebäudes oder Raums bezieht.. Diese Struktur ermöglicht es, dass für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IGZ Falkenberg während der Covid-19-Pandemie problemlos Optionen zur Distanzierung und räumlichen Trennung geschaffen werden konnten.
Blickfang im Foyer und den Sonderbereichen sind große, skulpturale Holzeinbauten: Raumgreifende Tische und Sitzgelegenheiten aus runden Formen bilden einen Kontrast zum gradlinigen Skelett. Die vielfach abknickende, von Lichtleisten inszenierte Haupttreppe greift das formale Hauptthema des Baus auf.
Ein besonderer Fokus des Neubaus liegt auf den Themen Innovation und NachhaltigkeitNachhaltigkeit: die Fähigkeit, natürliche Ressourcen so zu nutzen, dass sie langfristig erhalten bleiben und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Nachhaltigkeit in der Architektur – Gebäude, die die Umwelt schützen und gleichzeitig Ästhetik und Funktionalität bieten Nachhaltigkeit und Architektur sind zwei Begriffe, die heute mehr denn je miteinander verbunden…. Die Planer verwendeten heimische Materialien wie Granit und HolzHolz: Ein natürlicher Werkstoff, der zur Herstellung von Schalungen und Gerüsten genutzt werden kann. Es wird oft für Bauvorhaben im Bereich des Holzbaus verwendet.. Regenerative Energieversorgung durch GeothermieGeothermie: die Nutzung von Wärmeenergie aus der Erde als erneuerbare Energiequelle. Die Geothermie ist eine alternative Energieform, die auf der Nutzung der Erdwärme basiert. Dabei wird die in der Erde gespeicherte Wärmeenergie genutzt, um Strom und Wärme zu erzeugen. Die Geothermie ist eine nachhaltige und umweltfreundliche Energiequelle, da sie nahezu… und PhotovoltaikPhotovoltaik: Die Photovoltaik bezeichnet die Umwandlung von Sonnenenergie in elektrische Energie durch Solarzellen. In der Architektur kann Photovoltaik zur Stromversorgung von Gebäuden genutzt werden. sowie passive Temperierung vervollständigen das nachhaltige Konzept. Die passive Temperierung ist in Form von BetonkerntemperierungEine Möglichkeit zur Temperierung von Gebäuden, bei der die Heizungs- und Kühlungsanlage in die Betondecken und -wände integriert wird. Hierbei wird das Material als Wärmespeicher genutzt, um ein angenehmes Raumklima zu schaffen. zum Heizen und Kühlen in die Stahlbetondecken integriert. Insgesamt 60 je 100 Meter tiefe Geothermiepfähle erzeugen die dafür notwendige EnergieEnergie: die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten oder Wärme zu erzeugen..