29.11.2021

Architektur Öffentlich

Das Museum M+ von Herzog & de Meuron in Hongkong

Das neu eröffnete Museums für Visuelle Kultur in Hong Kong ist ein Entwurf von Herzog & de Meuron. Foto: © Virgile Simon Bertrand

Nach zehn Jahren Planungs- und Bauzeit eröffnete das Hongkonger Museum M+. Es ist ein Museum für visuelle Kultur im West Kowloon Cultural District am Victoria Harbour in Hongkong. Bereits das Wettbewerbsverfahren geizte nicht mit Superlativen: Neben Herzog & de Meuron und Farrells waren zudem Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa (SANAA), der Renzo Piano Building Workshop (RPBW), Shigeru Ban mit dem Hongkonger Büro Thomas Chow Architects, Snøhetta sowie Toyo Ito zusammen mit Benoy nominiert. Alle Teams erhielten für die Teilnahme jeweils 1 Million Hongkong-Dollar. Alles zum finalen Projekt lesen Sie hier.

 

Das neu eröffnete Museum für Visuelle Kultur M+ in Hongkong ist ein Entwurf von Herzog & de Meuron. Foto: © Virgile Simon Bertrand
Der Entwurf vereint zwei Quader miteinander. Foto: © Kevin Mak
Von Außen gewährt die Fassade Einblicke in die Sammlung. Foto: © Kevin Mak

 

So schlicht der Name des M+ ist, so groß ist schon jetzt die Bedeutung des vor kurzem neu eröffneten Museums für Visuelle Kultur“ in Hongkong. Dessen Leiter Suhanya Raffel hat keine geringe Aufgabe. Schließlich muss er eine Sammlung von Weltrang kuratieren. In seiner Bedeutung soll das M+ zukünftig in der gleichen Liga spielen, wie zum Beispiel das MoMA in New York oder die Tate Modern in London.

Das Museum befindet sich in einem Stadtteil Hongkongs, der West Kowloon Cultural District heißt. Die Halbinsel wurde im 20. Jahrhundert neu gewonnen. Der Blick öffnet sich hier sowohl auf das Hafenbecken des Victoria Harbours, als auch auf die wenige hundert Meter entfernte Insel Hong Kong Island.

 

Die Fassade des M+ fungiert auch als Bildschirm. Foto: © Kevin Mak

M+ in Hongkong dient als übergroße Leinwand

 

In Zusammenarbeit mit TFP Farrells und Arup entwarfen Herzog & de Meuron aus Basel das Gebäude des M+. Sein Erscheinungsbild ist durch die lotrechte Positionierung zweier flacher Quader geprägt. Von vorn sieht der Bau aus wie ein auf dem Kopf stehendes T. Der horizontale Quader ist dabei vom Boden abgesetzt, kann untergangen werden und scheint dadurch zu schweben.

In ihm befinden sich die Ausstellungsräume. Der aufgesetzte vertikale Quader beherbergt dagegen Restaurants, Büros und Ähnliches. Zur Wasserseite hin dient die Fassade des M+ als übergroßer Bildschirm. Mit Hilfe von LEDs in der Fassade kann das Gebäude etwa als Freilicht-Leinwand für Kunstwerke fungieren und trägt so die Kunst im Inneren des Museums bis nach Hong Kong Island.

 

Haupteingang ins M+. Foto: © Kevin Mak

Sammlungen beinhalten auch kontroverse Exponate

 

Im Inneren bietet das Gebäude insgesamt etwa 65 000 Quadratmeter Nutzfläche. Davon entfallen circa 17 000 Quadratmeter auf die Ausstellungsfläche. Diese verteilt sich auf 33 Galerien, drei Kinos, eine Mediathek, ein Lernzentrum und einen grünen Dachgarten mit Blick auf den Victoria Harbour. Für Möbel wie Sitzbänke oder Ticketschalter kommen traditionelle lokale Fertigungsweisen zu Einsatz, die Bambus verarbeiten.

Die Sammlungen des M+ in Hongkong werden seit dem Jahr 2012 aufgebaut. Dabei versucht die Leitung des M+ auch Themen zu behandeln, die über das typische Angebot eines Kunstmuseums hinausgehen. Das sind zum Beispiel Animationen und Videospiele, aber auch Dinge wie Architektur. So zeigt das M+ etwa Modelle und Visualisierungen des Büros WOHA aus Singapur oder Werke von Frank Lloyd Wright und anderer bekannter Architekinnen und Architekten. In den Sammlungen des M+ in Hongkong befinden sich jedoch auch kontroverse Stücke, die das Festland-China zensieren würde. So besitzt das Museum etwa Werke des Künstlers und Dissidenten Ai Weiwei oder Bilder des brutalen Niederschlags der Proteste am Platz des Himmlischen Friedens in Peking.

 

Blick in die Ausstellungsräume des Museums. Foto: © Kevin Mak
Blick in die Ausstellungsräume des Museums. Foto: © Kevin Mak
Blick in die Ausstellungsräume des Museums. Foto: © Kevin Mak
Blick in die Ausstellungsräume des Museums. Foto: © Kevin Mak

“Potential, das wichtigste Museum für Visuelle Kultur in Asien zu werden”

 

Jacques Herzog vom Büro Herzog & de Meuron hat jedenfalls wenig Zweifel an der kulturellen Bedeutung des neuen Museums: M+ hat sicher das Potenzial, das wichtigste Museum für visuelle Kultur in Asien zu werden. Es zeigt am besten, wohin wir als Weltkultur gehen sollten, wo Vielfalt, Gleichheit und der Zugang zur Kunst aller Art von Anfang an zum Ausdruck kommen. Diese Art der Vielfalt und Breite ist Teil der DNA von M+. Das macht es zu einem Museum, das stark lokal inspiriert, aber zur gleichen Zeit universell und offen ist. Es ist für Menschen und Besucher aus der ganzen Welt.“

Der Eintritt zum Museum M+ in Hongkong ist noch zwölf Monate lang nach Eröffnung frei. Eine Reservierung vor dem Besuch empfiehlt sich jedoch. Mehr Infos rund ums M+ in Hongkong, Öffnungszeiten und mehr finden Sie auf der Webseite des Museums.

Ein weiterer neu eröffnete Museumsbau: Das Munch-Museum von estudio Herreros in Oslo.

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