Angesagte Adresse für asiatische Gastronomie in Paris. Im ersten Stock des Restaurants Gros Bao, Foto: © Claudio Fleitas
Angesagte Adresse für asiatische Gastronomie in Paris. Im ersten Stock des Restaurants Gros Bao, Foto: © Claudio Fleitas

In Paris schimmern die neonroten Lichter eines neuen, angesagten Gastronomiebetriebs über den Canal Saint-Martin: Gros Bao verbindet hochwertige Kulinarik mit einem gepflegten Ambiente und räumt trotzdem dem Take-away-Betrieb viel Platz ein.


Der Canal Saint-Martin als Bezugspunkt für das Gros Bao

Wenn man am Canal Saint-Martin entlanggeht, ist es nicht zu übersehen. Ein neonroter Lampenhimmel spiegelt sich im Wasser des Kanals hinter schlanken schmiedeeisernen Stützen und einem Klappfenster. Draußen eine Menschenschlange, die Tag und Nacht immer länger wird. Die neue angesagte Adresse für asiatische Gastronomie in Paris versteckt sich nicht. Im Gegenteil, sie zeigt Präsenz mit vier großen Öffnungen zur Straße hin und einem nicht minder unbescheidenen Namen: Gros Bao – der sich auf die chinesischen gefüllten Dampfbrötchen bezieht (auch unter dem Namen Baozi bekannt).

„Das Ziel war es, die obere Etage des Restaurants von der Straße aus sichtbar zu machen, um die Passanten nach oben zu locken, damit sie den Blick auf den Kanal unter den Baumkronen genießen können“, sagt Lucie Rosenblatt vom Büro Mur.Mur architectes.

Die neue Adresse ist die zweite Episode ihrer Zusammenarbeit mit der Bauherrin, einer Pariserin, die aus einer chinesischen Familie stammt und vor einigen Jahren ein erstes Restaurant mit dem Namen Petit Bao eröffnet hatte. „Ich glaube, das Petit Bao hat die Codes der chinesischen Gastronomie in Paris wirklich verändert, indem es gezeigt hat, dass es möglich ist, eine hochwertige Gastronomie mit einem gepflegten Ambiente zu verbinden“, so Rosenblatt. Die Klienten des Büros, das sich auf Inneneinrichtungen spezialisiert hat, sind eher jung und suchen häufig nicht nur nach einer Neugestaltung ihrer Räume, sondern auch nach einer Überarbeitung ihrer visuellen Identität. Für die zweite Adresse in Paris sollte die Atmosphäre eines asiatischen Markts nachgebildet werden.

Auch die Gestaltung der Toiletten wurde nicht vernachlässigt. sie schmücken Tapeten der Grafikerin Sarah Martinon. Foto: © Claudio Fleitas
Foto: © Claudio Fleitas
Auch die Gestaltung der Toiletten wurde nicht vernachlässigt. sie schmücken Tapeten der Grafikerin Sarah Martinon.

Möbel aus Hongkong

Um diesem Auftrag so genau wie möglich zu folgen, beschlossen Architekten und Kunden, gemeinsam nach Hongkong zu reisen, wo sie sich eine Woche lang mit Essen und chinesischer Architektur beschäftigten. „Mehrere Möbelstücke, die im Restaurant zu finden sind, wurden wirklich in Hongkong gekauft“, berichtet die Architektin. Dazu gehören die Plastiklampen, die alle Räume des Gros Bao beleuchten (und in Hongkong das Fleisch roter machen sollen), sowie die Tische mit Kunstmarmor-Furnier und die Resopal-Stühle. Andere Elemente sind direkt von den Märkten und Restaurants der asiatischen Metropole inspiriert.

„In Asien gibt es nicht die gleichen Einschränkungen wie bei uns, und es gibt eine direktere Beziehung zwischen der Straße und den Geschäften“, kommentiert Lucie Rosenblatt die Gestaltung, während sie auf die Klappfenster verweist, die eine Theke zur Straße hin öffnen. „Man muss auch sagen, dass es sich um ein Projekt handelt, das wir während des Lockdowns entwickelt haben, weshalb dem Take-away so viel Platz eingeräumt wird“, fügt sie hinzu.

Lieblingsgericht: Char Siu on Rice: Lackiertes Schweinefleisch mit weißem Parfümreis, sojamariniertem Ei und Pak Choi
Lieblingsgericht: Char Siu on Rice: Lackiertes Schweinefleisch mit weißem Parfümreis, sojamariniertem Ei und Pak Choi

Take-away-Betrieb ohne Defizite

Das Restaurant umfasst zwei Etagen: Im Erdgeschoss befindet sich ein kleinerer Raum mit offener Küche und der Selbstbedienungstheke und im ersten Stock ein großer, langer, saalartiger Raum mit einer Bar und einem kleinen Teesalon. „Hier haben wir die Fenster entfernt, die den Saal im Obergeschoss verbargen, und die Glasfassade nach hinten verschoben, um eine Terrasse mit Blick auf den Canal Saint-Martin zu schaffen“, erklärt sie. Der Effekt ist ziemlich atemberaubend: Der Saal wird von natürlichem Licht durchflutet, das sich im Epoxidharzboden spiegelt.

Die Variationen der Rottöne sind allgegenwärtig. Während der Boden das gleiche Rot wie die Lampen aufweist, sind alle Wände, von denen sämtliche Verkleidungen der letzten Jahre entfernt wurden, mit einer bordeauxroten Farbe gestrichen, die die unterschiedlichen Texturen der Quader, Ziegel und Gipskartonplatten sichtbar belässt. Nur an zwei Stellen wurden die Wände anders behandelt: an der Rückwand des Saals im Obergeschoss und in den Toiletten, wo die Grafikerin Sarah Martinon Tapeten gestaltet hat, die auf chinesische Ornamente verweisen.

„Für dieses Projekt haben wir uns also von der kitschigen Seite der asiatischen Märkte inspirieren lassen, die wir modifiziert haben, um eine neue Vorstellungswelt zu schaffen“, fasst die Architektin zusammen. Die Speisekarte des Restaurants ist ein gutes Beispiel für diese Philosophie: Sie ist wie ein Werbeplakat an die Wände geklebt und wurde von der Grafikdesignerin in Anlehnung an die typischen Speisekarten von Hongkong entwickelt, in denen die Gerichte mit starkfarbigen Fotos präsentiert werden.

Nach chinesischen Vorbildern ist die Speisekarte wie ein Werbeplakat an die Wand gehängt. Foto: © Claudio Fleitas
Foto: © Claudio Fleitas
Nach chinesischen Vorbildern ist die Speisekarte wie ein Werbeplakat an die Wand gehängt.

Architekten: Mur.Mur, Paris
Fotos: Claudio Fleitas
Bauherr: Gros Bao, Céline Chung, Billy Pham

Fertigstellung: 2021; Standort: 72 Quai de Jemmapes, Paris

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