02.11.2016

Produkt

Gewinner des 7. IHP: BIG

Das Finale um den Internationalen Hochhaus Preis (IHP) 2016 ist entschieden: Das Wohnhochhaus „VIA 57 West“ in New York gewinnt den mit 50.000 Euro dotierten Wettbewerb um das weltweit innovativste Hochhaus. Der Architekt Bjarke Ingels (BIG – Bjarke Ingels Group) und Bauherr Douglas Durst (The Durst Organization) nehmen die Preisstatuette und das Preisgeld im Rahmen des Festaktes in der Frankfurter Paulskirche heute Abend entgegen.

Via 57 West

Der Neubau „Courtscraper“ von Bjarke Ingels, der auch eines der Hochhäuser des neuen World Trade Centers entworfen hat, ist nicht besonders gut gelegen. Bauherr des 142 Meter hohen Hauses ist die New Yorker Firma „Durst Organization“. Der Name des Gebäudes setzt sich aus „Skyscraper“ und „Courtyard“, also Hof, zusammen. Es hat einen von außen nicht einsehbaren, polygonalen Innenhof mit einem Basketballfeld. Mit seiner perforierten grünlich-blauen Metallfassade liegt es fast versteckt im Stadtgefüge – weit draußen im Westen, an der 57th Street, jenseits der Eleventh Avenue, wo Hell‘s Kitchen noch ein Art Glasscherbenviertel ist. Vom Wasser aus ist der „Courtscraper“ allerdings gut sichtbar. Seine Nachbarn sind eine Großgarage der städtischen Müllabfuhr, ein Elektrizitätswerk, Autohäuser und Lagerhallen – allesamt keine Nutzungen, nach denen sich der wohlhabende Mieter sehnt.

© Kirsten Bucher
© Kirsten Bucher
© Kirsten Bucher
© Kirsten Bucher
© Kirsten Bucher
© Kirsten Bucher
© Kirsten Bucher

Urbane Oase?

Die Terrassen des Gebäudes sind nach Westen zum Fluss hin ausgerichtet. Der Blick geht Richtung New Jersey und direkt vor dem Haus verläuft eine laute Schnellstraße, die in den West Side Highway übergeht, eine aufgeständerte Stadtautobahn, die zu den leblosen Hochhäusern um die Trump Plaza führt. Ein winziger Park am Flussufer ist das einzige Grün in der näheren Umgebung. Es ist wegen der Schnellstraße nur über einen Umweg zu erreichen. Der Ort bildet einen seltsamen Kontrast zur architektonischen Qualität des Hauses und seiner hochwertigen Ausführung – zur Lobby aus edlen Hölzern, zu den extra-großen, leicht unterschiedlichen Fenstern, zu den individuell geschnittenen Wohnungen. Deshalb ist das Haus so strukturiert, dass sich viel im Innenhof abspielt. Ingels selbst sieht das Gebäude als „urbane Oase“. Dazu sollen auch die Ladenzonen im Erdgeschoss beitragen, deren Vermietung bislang nicht besonders erfolgreich verlaufen ist.

Schwierige Lage

Es verwundert also nicht, das der „Courtscraper“ ein Mietshaus ist, noch dazu ein sozial gemischtes: neben Luxuswohnungen zu entsprechenden Preisen – bis zu 22.000 Dollar im Monat – , sind 142 der insgesamt 706 Apartments als Teil eines städtischen Programms konzipiert, das Mietpreisbindung festschreibt. Sie kosten deshalb nur rund 600 Dollar im Monat. Insgesamt 17.000 Bewerbungen gibt es bislang. Ob der „Courtscraper“ als Keimzelle einer Aufwertung
der Gegend taugt, wird sich zeigen. Dafür müssten die umliegenden und wenig nachbarschaftsfreundlichen Nutzungen irgendwann einmal in die Bronx oder nach Queens verlagert werden. Und das wird auf jeden Fall noch etwas dauern.

Viele Luxuswohnhäuser, die derzeit in New York entstehen, werden von europäischen Architekten geplant. Wie die drei spektakulären Neubauten an der Westseite Manhattans: der „Courtscraper“ von BIG, der „Jenga Tower“ von Herzog & de Meuron und ein niedriges Wohngebäude der jüngst verstorbenen Zaha Hadid. Mehr zum Thema Wohnen finden Sie in unserer aktuellen Baumeister November Ausgabe. Sie trägt den Titel „Alte neue Ungleichheit – Wohnen nach Status“.

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