Der Austausch mit anderen Ländern und Bau-Kulturen ist für die Arbeit die jungen Architekten von Fala Atelier von großer Bedeutung. Ein Interview über ihre Erfahrungen in der Schweiz und über die Entwicklung einer eigenen Handschrift – in der nicht immer Renderings als Sprachmittel Verwendung finden.
Baumeister: Ihr steht für jene Architekten, die Erasmus-Erfahrungen und die internationale Arena für sich nutzen. Wie wichtig war diese Erfahrung für Euch?
Filipe Magalhăes: Wir haben in Porto studiert und ich ging dann nach Ljubljana in Slowenien. Ana hat nicht an Erasmus, sondern einem ähnlichen Programm in Tokio teilgenommen. Dann haben wir in der Schweiz und in Japan, gearbeitet: diese Erfahrung ist irgendwie symptomatisch. Jeder macht das heutzutage oder kann es tun. Doch in unserem Fall bestimmt dieser Hintergrund alles was wir jetzt machen. Wir kommen aus einer Schule, die auf einer sehr einfachen und konzentrierten Ausbildung beharrt. Als wir die Universität verließen, haben wir an nichts anderes gedacht als das, was uns beigebracht wurde. Junge Studenten müssen sich in Frage stellen, müssen sich fragen wofür sie stehen.
B: Ihr habt eine andere Art der Darstellung Eurer Projekte und Ideen, sodass sie als „den naiven Charme der Collage“ bezeichnet wird. Warum legt ihr die typischen Darstellungsarten, wie zum Beispiel Renderings, ab?
F M: Man kann bei der Darstellung einer sehr speziellen Idee eines Projektes nicht einfach schematisch den Gegenstand der ursprünglichen Aufgabenstellung wiedergeben. Ein Rendering, eine Collage, ein Foto des Modells etc. sind Kommunikationswerkzeuge. Sie sind nicht Entwurfsgegenstand, sondern nur eine Betrachtungsweise desselben. Bei der Wahl der Darstellungsweise kann man präzise wählen, was man besonders betonen will. Wenn man zum Beispiel ein Foto des Modells macht, betont man eine gewisse Richtung oder Perspektive; mit einer Collage nähert man sich einer Schichtung; bei einem generischen Projekt ohne Querverweise ist das kommerzielle Rendering vielleicht am besten. Wir lehnen Renderings auch nicht ab. Wir haben in den letzten Monaten sogar einige Wettbewerbe mit ihnen bestritten.
Ana Luisa Soares: Wir machen beides. Es hängt vom Projekt ab und davon, was man zeigen will, was die eigenen Intentionen sind, was die Betrachter von dem Projekt verstehen sollen. Manchmal ist ein Rendering auch notwendig, weil die Menschen, die es sehen, keine Architekten sind und eine Collage nicht verstehen würden. Dann braucht es ein formales Bild.
F M: Aber der wichtigste Aspekt ist, dass das Projekt seine eigenen Regeln festlegt. Meistens arbeiten wir, ohne an die Kommunikation zu denken. Das schlussendliche Bild entsteht aber am Ende. Collagen nutzen wir allerdings auch als Prozess: Am Anfang machen wir eine simple Collage und wenn wir dann später herausfinden, dass sie schon alles sagt, dann brauchen wir nicht noch zwei oder drei Tage lang ein weiteres Bild zu produzieren. Es ist ja schon da! Natürlich sind die Jurys hier schwierig. Sie mögen den Standard, den Mainstream. Standards sind gut; wenn man den nicht liefert, wird man manchmal rausgeworfen. Wenn wir diese finale Collage also haben, besitzen wir eine sehr klare Vorstellung von dem Projekt. Wir wissen wofür es steht und auf welcher Idee es aufbaut und können also auch über den besten Weg, das Projekt zu kommunizieren, entscheiden. Im Grunde kann man sagen, dass jedes Projekt für sich die Art der Darstellung festlegt: welches Bild, welchen Text nimmt man? Manchmal schreibt man einen sehr poetischen Text, manchmal ist man sehr gerade heraus und konzentriert sich auf die Konstruktion, die Berechnungen oder die Problembereiche. Dasselbe gilt auch für das Layout: in einem sehr standardmäßigen Layout hast du vielleicht gleichzeitig ganz außergewöhnliche Bilder, die für sich stehen – und das kann gut funktionieren. Aber wir lehnen in Bezug auf die Darstellung nichts ab. Wir machen von allem etwas und jedes Projekt legt seine eigenen Regeln fest.