01.04.2016

Portrait

Die Streitbare – zum Tode Zaha Hadids

Zaha Hadid war die Powerfrau der Architektur. Sie war die erste Stararchitektin, die erste Frau, die den Pritzker-Preis gewann, die erste Frau, die mit der Riba Gold-Medaille geehrt wurde, die erste Frau die weltweit die aufsehenerregendsten Bauten realisierte – die Liste ließe sich um etliche Superlative verlängern. Jetzt ist sie tot, gestorben an einem Herzinfarkt im Alter von nur 65 Jahren. Ihre Stimme, die auch immer eine streitbare war, wird fehlen. Hadid hat immer gekämpft und so beeindruckend und glamourös ihr Werk nach Außen hin ist – dahinter stehen auch übermenschliche Anstrengungen und brutale Demütigungen.

Ausgerechnet in ihrer Wahlheimat Großbritannien wurde Hadid immer wieder angefeindet. Entsprechend spät hatte sie dort Erfolg. Sie baute das Aquatics Centre für die Olympischen Spiele in London, das Riverside Museum in Glasgow, das Investcorp Building in Oxford oder die Evelyn Grace Academy, ebenfalls in London.

Trotz ihrer Berühmtheit und der langen Liste beeindruckender Bauten gab es bis zuletzt immer wieder Rückschläge. Als sie den Wettbewerb für das Olympiastadion in Tokio gewann, stemmte sich ein großer Teil der japanischen Architekten-Elite gegen das Projekt. Nach einem heftigen Schlagabtausch zwischen Hadid und den japanischen Kollegen schaltete sich schließlich der japanische Premierminister ein und ließ das Projekt fallen.

Hadid, so scheint es im Nachhinein, war stets von Kontroversen umgeben, sei es ihre berühmt-berüchtigte Baustelle in Katar oder die unter Architekten leidenschaftlich geführten Diskussionen über das parametrische Entwerfen, für das sie und ihr Büropartner Patrik Schumacher standen. Dass sie mehr aushalten musste als männliche Kollegen, denen man dasselbe vorwerfen konnte, steht außer Frage.

Sie hat sich gegen diese Kritik immer leidenschaftlich gewehrt und so nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Architekturdiskurs geliefert, sondern jungen Architektinnen vorgemacht, wie man sich in einer Männerwelt behaupten kann. In einem Interview mit Hans-Ulrich Obrist, in der es um die Frage ging, ob sie sich mit der jungen Architektengeneration verbunden fühle, antwortet sie in bester Hadid-Manier: Ihr seien junge Menschen lieber, da gerade männliche Kollegen einen Hang zum Alters-Starrsinn hätten.

Zaha Hadid hat es niemandem leicht gemacht. Gerade darin liegt ihre Größe. Sie hat Grenzen verschoben, neue Wege beschritten und wird zukünftigen Architekten-Generationen ein Vorbild sein. Ihr Leben und ihre Arbeit zeigen, dass Architektur auch Kampf bedeutet und dass es sich zu kämpfen lohnt. Sie wird uns fehlen.

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