Sitzbänke mit Ein-Meter-Abstand
Die Shortlist des Nachwuchswettbewerbs „Die glorreichen 5“ steht fest. Darunter das Projekt “Bel-Étage” von s_ss_ßStudio, Büro für Baukultur.
Die Erdgeschosszone ist tot, es lebe das Obergeschoss. Wie wird der öffentliche Raum in Zukunft genutzt, wenn die Anzahl der Nutzer und Nutzerinnen gleich bleibt, wir aber in Zeiten von Social-Distancing und Mindestabständen mehr Platz benötigen? Wird der zusätzliche Platzbedarf seitens der Verwaltung und der Politik rechtzeitig erkannt und zur Verfügung gestellt oder gilt es den vorhandenen Platz effizienter zu nutzen? Was, wenn spontan eingerichtete Fußgängerzonen auf Straßen nicht die nötigen Aufenthaltsqualitäten aufweisen und die Rasenflächen in Schwimmbädern mit Badeverbot keine Anziehungspunkte darstellen?
Der Mindestabstand einer Person darf keinen Kreis darstellen, sondern muss als Kugel verstanden werden. Ausweichen wird dadurch nicht nur in die Horizontale gedacht, sondern auch vertikal: der Mindestabstand muss auch nach oben gedacht werden. Obwohl eine vertikale Entwicklung bei Gebäuden schon längst feststellbar ist, ist sie im öffentlichen Raum noch eine Seltenheit: die Flucht nach oben als vollwertige Alternative, um nicht auf skurrile Nebenflächen auszuweichen beziehungsweise attraktive Orte verlassen zu müssen.
Die Bank, als das prägende Möbelstück des öffentlichen Raums, wird durch eine dreidimensionale Erweiterung für die Zukunft optimiert. Bestehend aus fünf in der Höhe versetzten Sitzbänken kann der Ein-Meter-Abstand eingehalten werden, ohne zusätzlichen Flächenbedarf zu erzeugen. Der Hochsitz bietet eine längere Verweilmöglichkeit in sicherer Höhe, während die bodennahen Sitznischen eine spontane Ruhestätte bieten, welche durch die umliegende Konstruktion nach außen abgeschirmt werden. Die fragile Konstruktion im Stadtraum ermöglicht eine ständige Adaptierung, um im Zuge von neuen Gegebenheiten und Bestimmungen entlang der täglichen Pressekonferenzen ständig wachsen zu können.