07.05.2014

Öffentlich

Denk mal, Hannelore!

Denk mal nach, egal über was. Hauptsache nachdenken. Das ist sehr verkürzt ausgedrückt die Botschaft, die von Denkmälern jedweder Couleur ausgehen sollte. Denkmäler sind eine Art von Missing Link zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Zudem sind Denkmäler manchmal imstande, über die Bausünden der Gegenwart hinweg zu trösten. Nicht zuletzt deshalb betrachten es alle zivilisierten Regierungen als ihre Aufgabe, Baudenkmäler zu alimentieren. Ohne diese Alimentierung sähen Stadt und Land vermutlich ziemlich trostlos, zumindest aber sehr viel armseliger aus. Naturgemäß hat ein großes Flächenland wie Nordrhein-Westfalen den Unterhalt vieler, ja sehr vieler Denkmäler zu verkraften. Vom romanischen Kirchenbau bis hin zur Zeche Zollverein, vom feudalen Wasserschloss bis hin zur Krupp’schen Arbeitersiedlung, alle bedürfen sie mehr oder weniger der Hilfe des Staates. Das nervt und hat schon immer genervt, vor allem in Zeiten knapper Kassen. Allerdings hat Verantwortung bislang stets über pekuniäre Zwangslagen obsiegt.

Ein ausgesprochen hoher Anteil der Baudenkmäler in NRW ist in ländlichen Bereichen angesiedelt; in Bereichen also, die in den vergangenen Jahrzehnten auch noch den allerletzten Rest ihrer architektonischen Identität eingebüßt hätten, wären da nicht die regionalen Denkmäler. Historische Dorfkerne, Wasserschlösser, frühe Industriebauten und Ensembles aus der Jugendstilzeit oder der klassischen Moderne tragen bis heute wesentlich dazu bei, dem seinerzeit künstlich zusammengeflickten Bundesland Nordrhein-Westfalen spotlightartig regionale Bezugs- und Orientierungspunkte zu erhalten.

Nun aber hat die Landesregierung NRW angekündigt, dass sie Anfang 2015 alle, ja wirklich alle Zuschüsse zur Erhaltung von Baudenkmälern streichen wolle. Eigentlich unvorstellbar, aber wahr. Nur Berlusconi hatte bisher eine ähnliche abstruse Idee. Weiß die Regierung denn überhaupt, was das bedeutet? À la longue sicher tschüss Kölner Dom, tschüss Aachener Pfalzkapelle. Und im ländlichen Bereich tschüss Wasserschloss Nordkirchen, tschüss Flächendenkmal Tecklenburg und so weiter. Seines baukulturellen Erbes Stück für Stück beraubt, würde das Leben auf dem Lande wie auch das Erleben eben dieses Landes noch mehr zur Last als es das faktisch bereits ist. LandLast pur.

Die Landesregierung scheint ihren Denkmälern allerdings keinerlei Krokodilstränen nachzuweinen. Stattdessen ist sie auf dem besten Wege, kulturelle Barbarei in ihr Regierungsprogramm aufzunehmen. So rigoros und ignorant wie sie mit ihren Universitäten umspringt, so verantwortungslos will sie nun auch die ihr lästigen Denkmalverpflichtungen loswerden. Käme es wirklich so, wäre das eine kulturelle Barbarei, die ihresgleichen sucht. Wir alle, die wir Dich gewählt haben, werden das bis zur nächsten Wahl garantiert nicht vergessen haben, liebe Hannelore. Ich hoffe, Du kannst auch weiterhin gut schlafen. Denn denkst Du an Denkmäler Denkmäler in der Nacht….

Scroll to Top