Von der “Hamburger Lösung” zum Luxuswohnen
David Chipperfield Architects standen beim UmbauUmbau ist ein Begriff, der sich auf die Veränderung oder Renovierung eines bestehenden Gebäudes oder Raums bezieht. des Hamburger „Stadthauses“, einem Konglomerat historischer Bauten, in die „Stadthöfe“ vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen: Die Nutzfläche sollte erhöht, historische Bausubstanz erhalten und zudem auch noch ein überzeugender Gedenkort eingerichtet werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, findet Falk Jaeger.
Als die Hamburger Bauverwaltung 2013 die Innenstadt verließ und in das von Sauerbruch Hutton geplante neue Dienstgebäude in Wilhelmsburg bezog, wurde in der City ein Bauensemble freigezogen, das bereits eine 200-jährige Geschichte als Sitz der Stadtverwaltung erlebt hat. Das komplexe Ensemble besteht aus acht denkmalgeschützten Gebäuden, die sich um sechs Innenhöfe gruppieren und den Bleichenfleet überspannen. Ältester Bauteil ist das Görtz Palais am Neuen Wall, ab 1710 vom Johann Nikolaus Kuhn für den Gesandten von Schleswig-Holstein-Gottorf Georg Heinrich von Görtz errichtet. Das prächtige Barockpalais war das erste Bauwerk am Neuen Wall im Verlauf ehemaliger Wallanlagen und blieb typologisch und als aristokratischer Wohnsitz ein „vornehmer Fremdling“, wie es Fritz Schumacher ausdrückte.
Seine Funktion als kommunaler Verwaltungssitz geht auf Napoleon zurück, der in das Gebäude 1811 requirieren und darin die Mairie, also das Rathaus einrichten ließ. Nach Abzug der Franzosen 1814 wurde das „Stadthaus“ Sitz des Polizeiherrn. Als das Palais Görtz 1888-92 um das Eckgebäude Neuer Wall 88 und 1914 durch den legendären Baubürgermeister Fritz Schumacher um den Bauteil Stadthausbrücke über den Bleichenfleet hinweg zum Behördenzentrum erweitert worden war, wurde der Begriff „Stadthaus“ auf die neuen Bauteile übertragen.
Vom Görtz-Palais hatte der Krieg gerade mal die FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. übrig gelassen. „Hamburger Lösung“ nannte man die Idee, hinter der dreigeschossigen historischen Kulisse sieben niedrigerer Büroetagen stapeln. 1955 bezog der Germanische Lloyd den Neubau. Die anderen Bauteile des Stadthauses wurden nach Wiederherstellung weiterhin von der Stadtverwaltung genutzt, zuletzt Hauptsächlich von der Baubehörde.
Als der Entwickler Quantum 2009 im Rahmen eines Bieterverfahrens das Ensemble übernommen hatte (später konnte auch das Görtz-Palais vom Germanischen Lloyd erworben werden), kamen David Chipperfield Architects ins Spiel, die einen Masterplan entwickelten. Behördliche Prämisse war die Erhaltung der historischen FassadenFassaden sind die Außenwände von Gebäuden, die zur Straße hin sichtbar sind., einiger Bauteile aus den 50er Jahren sowie des „Lichtraumprofils“ der Gebäude. Ziel von Quantum war, das Geschäfts- und Wohnquartier zwischen Große Bleichen und Neuer Wall bis zur Verkehrsachse Stadthausbrücke zu verlängern und abzuschließen. Und selbstredend das nun „Stadthöfe“ genannte Gebäudeensemble an die hochpreisige Premiumlage anzubinden und entsprechend lukrativ vermarkten zu können.