05.04.2018

Öffentlich

Das Licht der Geschichte

Die Anbauten heben sich klar vom der Ziegel-Glas-Architektur des hitorischen Wasserwerks ab.


Drei Baukörper

 

Pufferzone, Grenzgebiet, Schlachtfeld: Belgien ist historisch schon immer ein Knotenpunkt der europäischen Geschichte gewesen – und damit auch eine Schaubühne ihrer oftmals tragischen Kapitel. Das zeigt sich besonders bei einem Besuch des 2015 eröffneten Mons Memorial Museum, das sich in der Kleinstadt Mons im südlichen Teil des Landes befindet.

 

Das Büro Pierre Hebbelinck aus Lüttich wurde 2011 beauftragt, ein historisches Industriegebäude in ein Museum zur Geschichte der Region umzubauen. Das Wasserwerk aus Ziegel, Eisen und Glas ist ein typischer Zeuge des wirtschaftlichen Aufschwungs, den die wallonische Region im Laufe des Industrialisierungsprozesses im 19. Jahrhundert erlebte und musste denkmalschutzgerecht saniert und erweitert werden.

 

Die Architekten entschieden sich für zwei Flügelanbauten, deren Außenfassaden weiß gestrichen wurden, um die Neubauten deutlich vom Bestand abzuheben. Die Funktionen verteilten sie klar auf die drei Baukörper, wobei die Raumgestaltung der einzelnen Räume dem Ausstellungsinhalt entspricht: Die fensterlosen, beklemmenden Räume der Neubauten thematisieren die dramatischsten Kapitel der lokalen Geschichte – Krieg, Deportation, Besetzung –, während die große Halle des Altbaus der Befreiung, der Demokratie und der Freiheit gewidmet ist.

 

Der Blick nach draußen

Die an den Giebelseiten verglaste Halle in der Mitte des Komplexes dient als transparenter Empfangs- und Gastronomiebereich und wird von einem 15 Meter langen Steg durchquert. Dieser verbindet die Dauerausstellung im linken Flügel mit den Räumen für die temporäre Ausstellungen im rechten Flügel.
Großen Wert legten die Architekten dabei auf das Lichtkonzept: Neben der nach Funktion differenzierten Beleuchtung wurden auch die historischen Glasfronten des unter Denkmalschutz stehenden Altbaus fachgerecht saniert, um den Einfall des Sonnenlichts zu optimieren und die Aufenthaltsqualität für die Café- und Buchhandlungsbesucher zu verbessern. Auch die großflächigen Glasfenster, die durch Metallsprossen geteilt sind, wurden dabei erneuert.

 

Offen und geschlossen

Die Anbauten bilden in ihrer Geschlossenheit einen Kontrast zum offenen und transparenten Bestandsgebäude. Eine strategisch platzierte Schneise im Ausstellungsrundgang ist in einen offenen Raum im Sockelgeschoss gerichtet, dessen ziegelverkleidete, monoton rote Wände als ein architektonisches Abbild der tragischen Kriegsvergangenheit der Region Mons gelesen werden können. Zudem sind schmale Fenster eingebaut, die wie Felsspalten Licht in den Innenraum lassen, oder an bestimmten Stellen den Ausblick nach Außen geben: Zum Beispiel auf ein Kriegsdenkmal an der Straßenkreuzung oder auf wichtige Elemente der Stadtgeschichte im öffentlichen Raum.

Fotos: François Brix.

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