18.01.2022

Projekte

Dan Flavin – Wiedersehen im Lenbachhaus

Dan Flavin im Lenbachhaus München Kunstbau mit der Lichtinstallation „Untitled (For Ksenija)”. Foto: © Estate of Dan Flavin/VG Bild-Kunst

Dan Flavin im Lenbachhaus München Kunstbau mit der Lichtinstallation „Untitled (For Ksenija)”. Foto: © Estate of Dan Flavin/VG Bild-Kunst

1963 erklärte Dan Flavin (1933–1996) die Neonröhre zum Mittel seiner minimalistischen Kunst. Jetzt präsentiert das Münchner Lenbachhaus im Kunstbau wieder die Installation „Untitled (For Ksenija)“ des amerikanischen Lichtkünstlers (bis 30. Januar 2022).

Fotos: © Estate of Dan Flavin/VG Bild-Kunst

Der Kunstbau – eine unterirdische Galerie am Königsplatz

Das Lenbachhaus zeigt im Kunstbau aktuell wieder eines seiner wiederkehrenden Highlights. Die Arbeit „Untitled (For Ksenija)” des amerikanischen Lichtkünstlers Dan Flavin (1933–1996). Der herausragende Protagonist der amerikanischen Minimal Art Anfang der 1960er Jahre konzipierte sie als eine seiner letzten großen Lichtinstallationen zur Eröffnung des Kunstbaus im Jahr 1994. Mit seiner extrem reduzierten und zugleich wirkungsvollen Setzung betont Dan Flavin die spezifischen architektonischen Gegebenheiten des schlichten Beton-Raumes mit vier langen Reihen von farbigen Leuchtstoffröhren in Pink, Gelb, Blau und Grün. Diese Arbeit schenkten Heiner und Philippa Friedrich (u. a. die Initiatoren der Dia Art Foundation, New York) 1998 zum Gedenken an ihre Eltern dem Lenbachhaus. Als herausragendes Werk der Sammlung wird es seither in regelmäßigen Abständen präsentiert.

1994 wurde der Kunstbau mit Dan Flavins Installation eingeweiht. 2005 ging diese dann als Schenkung an die Landeshauptstadt München – und gehört seitdem dem Lenbachhaus. Ende der 1970er Jahre entstand die unterirdische Galerie – der heutige Kunstbau – bei den Ausschachtungsarbeiten für die U-Bahn-Linie 2. Das Zwischengeschoß, in dem seit fast 30 Jahren Wechselausstellungen gezeigt werden, hat identische Maße wie der eine Etage darunterliegende U-Bahnhof „Königsplatz“. Die Ausstellungshalle ist über fünf Meter hoch, hat eine Breite von 16 Metern, eine leichte Krümmung nach rechts und besticht durch Reduktion: schlichte Betonwände mit 18 kantigen Pfeilern. Und weil dort im Untergeschoß kein Tageslicht hineinfällt, ist sie ein idealer Präsentationsraum für Kunst aus Licht.

Dan Flavins Lichtinstallation „Untitled (For Ksenija)”. Fotos: © Estate of Dan Flavin/VG Bild-Kunst

Umbau des Kunstbaus durch Uwe Kiessler

Umgebaut wurde die unterirdische Galerie des Lenbachhaus München von dem Architekten Uwe Kiessler (geb. 1937). Er betreibt seit 1962 sein Architekturbüro in München (u. a. Gruner + Jahr Pressehaus, Hamburg; Kunstsammlung NRW in Düsseldorf). In den Raum griff er architektonisch wenig ein. Er fügte lediglich den zweistöckigen Eingangsbereich hinzu sowie eine schräge, weit in den Raum reichende Rampe und installierte an einem der Pfeiler einen kleinen sowie rundum geschlossenen Vortragssaal auf halber Höhe. Die Pfeiler und die Decke in Sichtbeton ließ er stehen.

Dan Flavins Kunstwerk „Untitled (For Ksenija)“

Noch bis zum 30. Januar ist der Kunstbau allein mit farbigem Licht gefüllt. Dan Flavins Bänder aus Leuchtstoffröhren in den Farben Pink, Gelb, Blau und Grün erzeugen Farbprojektionen auf Boden, Wänden und Einbauten. Je nach Standpunkt ergibt sich ein immer wieder verändertes Farbenspiel. Wie in einem Lichtbad bewegen sich Besucherinnen und Besucher durch den Raum. Dan Flavins Lichtkunst nimmt mit ihrer radikalen Reduzierung auf einfache geometrische Formstrukturen Bezug auf die räumliche Umgebung. Die Wahrnehmung der Betrachterinnen und Betrachter sowie ihr Verhältnis zum Raum werden zu Bestandteilen der künstlerischen Arbeit. „Untitled (For Ksenija)“ ist ein Spätwerk des 1996 verstorbenen Künstlers Dan Flavin. Es bekräftigt seine fortwährende künstlerische Beschäftigung im Spannungsfeld von Lichtkunst und Architektur auf besonders eindrückliche Weise.

Steve Morse, der ehemalige Assistent von Dan Flavin und heutiger Konservator des New Yorker Dan Flavin Studio, spricht in dem Video über den Aufbau von Dan Flavins Arbeit „Constructed Light“ in der Pulitzer Foundation for the Arts (St. Louis/Missouri). Im Fokus steht dabei die Frage, wie Kuratorinnen und Kuratoren posthume Ausstellungen für Künstlerinnen und Künstler inszenieren, die zu Lebzeiten ortsspezifische Installationen geschaffen haben.

Musikalisches Highlight für den Kunstbau im Frühjahr: Im April eröffnet das Lenbachhaus die Soundinstallation „Spatial Jitter“ der Elektro-Pioniere Mouse on Mars im Kunstbau. Diese gelten aktuell als eines der eigenwilligsten und bemerkenswertesten Projekte für elektronische Musik aus Deutschland. Für ihre Installation im Kunstbau entwickeln Andi Toma und Jan St. Werner eine ortsspezifische Komposition, die mit dem Raum arbeitet und auf ihn reagiert. Der Kunstbau wird dann in ein riesiges Raumklanginstrument verwandelt – und selbst zum Resonanzkörper.

Arbeiten von Dan Flavin finden Sie außerdem in der Galerie Hauser & Wirth von Architektin Annabelle Selldorf.

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