01.02.2015

Öffentlich

Bundesfestung an der Panke

Modell des Komplexes
Neubau des BND von Jan Kleihues
14.000 identische Fenster prägen das Fassadenbild
Atrium
Atrium des BND
Ziegelfassade am südlichen Rand des Grundstücks
Technik- und Logistikzentrum
Parkhaus

Zwischen Humboldt-Universität und Budeswehrkrankenhaus, zwischen Gleisen und Chausseestraße gibt es in Berlin-Mitte einen riesigen blinden Fleck: abgeschottet, abweisend, geheim: die Baustelle der neuen Zentrale des Bundesnachrichtendiensts.

Welch monströse Bauaufgabe! 3.400 Bürozellen in einem Gebäude, terrorsicher, mitten in Berlin! Eine gute Milliarde Euro hat man in die Hand genommen, um den Bundesnachrichtendienst vom beschaulichen Münchner Vorort Pullach im Isartal nach Berlin ans Ufer der Panke zu holen. 2004 wurde der Wettbewerb zugunsten von Kleihues + Kleihues entschieden, 2006 begannen die Bauarbeiten.

Dem Hauptgebäude sind peripher an der Südseite das Besucherzentrum und eine Schule mit Internat zugeordnet (Lehmann Architekten),  das „Gemeinsame Ausbildungszentrum des Bundesnachrichtendienstes und des Bundesamts für Verfassungsschutz“. Am Nordrand ist das Logistikzentrum (Henn Architekten) bereits bezogen. Das zentrale Hauptgebäude geht nach und nach seiner Fertigstellung entgegen. Erste Bereiche werden in diesem Jahr vom Nutzer übernommen und dann mit den dienstrelevanten Ausstattungen „eingerüstet“. 2016 nimmt der Dienst seine Arbeit auf, 2018 soll das Gebäude vollständig in Funktion sein.

In preußischen Zeiten stand hier an der Chausseestraße die Garde-Füsilier-Kaserne mit rückwärtigem Exerzierplatz. Den späteren Prinzen-Sportplatz baute die DDR zum Stadion der Weltjugend aus, das aber nach der Wende abgeräumt wurde. Vielleicht sollte der etwas unterprivilegierte Ort zwischen Mitte und Wedding durch die Ansiedlung des BND eine Aufwertung, eine Belebung erfahren, denn nicht weniger als 4.000 Mitarbeiter werden künftig hier tätig sein. Im Kiez macht man sich weniger Hoffnung. Natürlich, die Wohnungen werden teurer, aber die Mehrzahl der Schlapphüte wird einpendeln und vom Quartier nicht viel mitbekommen, wird wegen der rigiden Sicherheitsmaßnahmen beim Ein- und Ausgang das Gebäude nicht mal eben zum Mittagessen verlassen.

Passanten haben naturgemäß auch keinen Zutritt auf das Gelände, und so ist der BND in Mitte ein stadtstrukturelles Problem, eine Exklave, ein zehn Hektar großes, autistisches, hermetisch verschlossenes Areal, das in dieser Hinsicht fatal an die ummauerten Stasi-Einrichtungen erinnert.

Den BND hier zu situieren war ein städtebaulicher Fehler der Nachwendezeit erster Ordnung. Die Architekten, dieses Problems bewusst, haben getan, was möglich war. Das Hauptgebäude musste aus Sicherheitsgründen von der Straße abgerückt werden. Die Nebengebäude der Logistikabteilung und der Schule nicht, sie reihen sich in die Flucht der Chausseestraße ein. Auch die Funktionsgebäude der Kantine und des Empfangs rücken an die Straße vor, flankieren als Torgebäude den Haupteingang und verorten so den BND an der Chausseestraße. Das Gelände dazwischen wurde angeböscht und mit Kiefern bepflanzt. Der „märkische Kiefernhain“ verdeckt das massive Sockelgeschoss des Hauptgebäudes, das wie von einem Zwinger umgeben ist. Poller, Zäune und Überwachungskameras tun ein Übriges. So ist es nur unvollkommen gelungen, den Wehrcharakter der Anlage zu kaschieren – auch dies ein Grund, weshalb der BND in innerstädtischer Lage fehl am Platz ist.

„Unbehagen“– mehr über die Bundesfestung in Berlin im Baumeister 2/2015.

Fotos: BBR – Alexander Obst, Marion Schmieding

 

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