Mit wenigen, aber wohlüberlegt eingesetzten Mitteln hat das Berliner Büro von Max Dudler nicht nur ein interessantes neues Gebäude geschaffen, dass Büro- und Hotelnutzung kombiniert. Sie setzten gleichzeitig auch einen Bestandsbau aus den Neunzigerjahren in einen neuen Kontext und schufen durch das Zusammenspiel beider Häuser ein Ensemble, das nun mehr ist als die Summe seiner Teile.
Dicht am Berliner S-Bahn- und Stadtautobahnring errichtete der Architekt und Hochschullehrer Jürgen Sawade das 1995 fertiggestellte Bürohaus „Platinum“ – in einem Bereich des Stadtteils Schöneberg, der schwer gezeichnet ist von den Planungen für eine autogerechte Stadt in den Sechzigerjahren. Sein Bau liegt an der Kreuzung der nie fertiggestellten BAB 103 (sie sollte einst am Kulturforum vorbei zum Lehrter Bahnhof führen), die hier als Stumpf endet, mit dem sechsspurigen Sachsendamm. Sawades Bau übersetzte diese überdimensionale Straßenecke in ein gekurvtes Gebäude, das er an den Enden der beiden Flügel abtreppte.
Mehrstufiges Projekt
Der Hotel- und Bürokomplex von Max Dudler schließt den Hofraum, den die beiden Gebäudeflügel formulieren, an der zuvor offenen Seite ab. So schafft er eine neue Platzsituation zwischen den beiden Baukörpern, die allerdings durch eine Grenzmauer noch keine Wirkung entfalten kann. Dudlers Entwurf stellt klare Bezüge zum Sawade-Bau her und unterstreicht damit die Ensemblewirkung. Am augenfälligsten ist dies bei der Großform des Neubaus. Hier kehrt der Architekt das Prinzip des „Platinums“ um: Statt seitlich, treppt er seinen Gebäuderiegel mittig ab. Dadurch wird zugleich die Nutzung des Hotel- und Bürobaus durch zwei Parteien und für zwei unterschiedliche Funktionen klar abgebildet.
Die FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. aus hellem ZiegelZiegel: Der Ziegel ist ein massives Baumaterial, das aus Ton oder Lehm gebrannt wird. Es gibt verschiedene Arten von Ziegeln, die jeweils für unterschiedliche Zwecke verwendet werden. nimmt Bezug auf die Sockelgeschosse des Sawade-Baus, die mit hellem Granit verblendet sind. Zur Glasvorhangfassade der oberen Stockwerke des Platinums verhält sich Dudlers gerasterte LochfassadeLochfassade: Eine Lochfassade ist eine Fassadenbauweise, bei der sich die Fassadenelemente aus vertikalen oder horizontalen schmalen Elementen zusammensetzen, welche zwischen den Glasflächen sitzen und somit lichtdurchlässig wirken. dagegen geradezu antithetisch. Dudler hat die Fensterist eine Öffnung in der Wand eines Gebäudes, die Licht, Luft und Blick nach draußen ermöglicht. Es gibt verschiedene Arten von Fenstern, die sich in Größe, Form und Material unterscheiden können. Das Fenster ist ein wesentlicher Bestandteil der Gebäudearchitektur und hat sowohl funktionale als auch ästhetische Bedeutung. Es ist eine… deutlich hinter den vorderen Fassadenabschluss zurückgezogen, um die Plastizität des Außenbaus zu steigern. Rechteckige Vertiefungen zwischen den Fenstern kaschieren die notwendigen DehnungsfugenDehnungsfugen: spezielle Fugen, die bei der Verbindung oder zwischen Bauteilen verwendet werden, um die Ausdehnung und Kontraktion im Zusammenhang mit Änderungen der Temperatur oder Feuchtigkeit zu ermöglichen. in der vorgehängten Ziegelfassade und beleben die Fläche im Detail.
Mit dem Neubau erhält auch der Neue-Zwölf-Apostel-Kirchhof auf der Rückseite des Gebäudes partiell eine neue Fassung. Der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegte Friedhof mit seiner denkmalgeschützten neugotischen Kapelle bildet heute eine grüne Insel. Eingezwängt zwischen Autobahnen und Bahngleisen führt er seit langem ein Schattendasein. Der Hotel- und Bürokomplex von Max Dudler versucht, den Kirchhof wieder in einen städtebaulichen Kontext zu stellen und ihm so ein wenig Würde zurückzugeben.