12.12.2020

Gewerbe

Hotel- und Bürokomplex von Max Dudler

Ziegel

Mit wenigen, aber wohlüberlegt eingesetzten Mitteln hat das Berliner Büro von Max Dudler nicht nur ein interessantes neues Gebäude geschaffen, dass Büro- und Hotelnutzung kombiniert. Sie setzten gleichzeitig auch einen Bestandsbau aus den Neunzigerjahren in einen neuen Kontext und schufen durch das Zusammenspiel beider Häuser ein Ensemble, das nun mehr ist als die Summe seiner Teile.

Foto: Stefan Müller
Foto: Stefan Müller
Foto: Stefan Müller

Dicht am Berliner S-Bahn- und Stadtautobahnring errichtete der Architekt und Hochschullehrer Jürgen Sawade das 1995 fertiggestellte Bürohaus „Platinum“ –  in einem Bereich des Stadtteils Schöneberg, der schwer gezeichnet ist von den Planungen für eine autogerechte Stadt in den Sechzigerjahren. Sein Bau liegt an der Kreuzung der nie fertiggestellten BAB 103 (sie sollte einst am Kulturforum vorbei zum Lehrter Bahnhof führen), die hier als Stumpf endet, mit dem sechsspurigen Sachsendamm. Sawades Bau übersetzte diese überdimensionale Straßenecke in ein gekurvtes Gebäude, das er an den Enden der beiden Flügel abtreppte.

Foto: Stefan Müller

Mehrstufiges Projekt

Der Hotel- und Bürokomplex von Max Dudler schließt den Hofraum, den die beiden Gebäudeflügel formulieren, an der zuvor offenen Seite ab. So schafft er eine neue Platzsituation zwischen den beiden Baukörpern, die allerdings durch eine Grenzmauer noch keine Wirkung entfalten kann. Dudlers Entwurf stellt klare Bezüge zum Sawade-Bau her und unterstreicht damit die Ensemblewirkung. Am augenfälligsten ist dies bei der Großform des Neubaus. Hier kehrt der Architekt das Prinzip des „Platinums“ um: Statt seitlich, treppt er seinen Gebäuderiegel mittig ab. Dadurch wird zugleich die Nutzung des Hotel- und Bürobaus durch zwei Parteien und für zwei unterschiedliche Funktionen klar abgebildet.

Die Fassade aus hellem Ziegel nimmt Bezug auf die Sockelgeschosse des Sawade-Baus, die mit hellem Granit verblendet sind. Zur Glasvorhangfassade der oberen Stockwerke des Platinums verhält sich Dudlers gerasterte Lochfassade dagegen geradezu antithetisch. Dudler hat die Fenster deutlich hinter den vorderen Fassadenabschluss zurückgezogen, um die Plastizität des Außenbaus zu steigern. Rechteckige Vertiefungen zwischen den Fenstern kaschieren die notwendigen Dehnungsfugen in der vorgehängten Ziegelfassade und beleben die Fläche im Detail.

Mit dem Neubau erhält auch der Neue-Zwölf-Apostel-Kirchhof auf der Rückseite des Gebäudes partiell eine neue Fassung. Der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegte Friedhof mit seiner denkmalgeschützten neugotischen Kapelle bildet heute eine grüne Insel. Eingezwängt zwischen Autobahnen und Bahngleisen führt er  seit langem ein Schattendasein. Der Hotel- und Bürokomplex von Max Dudler versucht, den Kirchhof wieder in einen städtebaulichen Kontext zu stellen und ihm so ein wenig Würde zurückzugeben.

Foto: Stefan Müller
Foto: Stefan Müller
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