25.01.2022

Architektur Gewerbe

Werkstatt für behinderte Menschen von TRANS

Die Behindertenwerkstätten Ryhove in Gent standen vor der Entscheidung bleiben oder gehen. Das Unternehmen entschied sich für den angestammten Standort. TRANS Architekten bauten das Firmengelände um und ermöglichten damit den Beschäftigten, weiterhin in der gewohnten Umgebung zu arbeiten.

 

Foto: Stijn Bollaert

 

Früher wurden Betriebe wie Ryhove im belgischen Gent „beschützende Werkstätten“ genannt. In Flandern lautet die Bezeichnung für Betriebe, in denen Menschen mit Handicap einen maßgeschneiderten Arbeitsplatz finden „Maatwerkbedrijf“. Die Behindertenwerkstätten Ryhove wurde in den Sechzigerjahren gegründet und wuchsen seitdem kontinuierlich. Bereits mehrfach musste das Unternehmen am Ort der Gründung, der namensgebenden Ryhovelaan, erweitern. Schließlich wechselte Ryhove 1993 den Standort. Doch seitdem hat sich die Mitarbeiterzahl längst wieder verdoppelt. Darüber hinaus entsprachen die Arbeitsplätze nicht mehr dem Standard, den Ryhove seinen Mitarbeitenden bieten möchte.

 

Foto: Annelies Vanstockstraeten

Umziehen oder bleiben

 

Naherliegend wäre ein effizienter Neubau an der gewerblichen Peripherie der Stadt gewesen. Stattdessen entschieden sich die Behindertenwerkstätten dafür, den bisherigen Standort unzugestalten. Für die Mitarbeiter bedeutete die Entscheidung, an der bisherigen Adresse zu blieben, dass sie weiterhin in ihrer Nachbarschaft arbeiten können. Im Zuge des Umbaus musste ein Teil der Gebäude abgerissen werden, um an derselben Stelle etwas Neues bauen zu können. Der vom Büro TRANS erreichtete Neubau strukturiert das Fimrengelände von Ryhove neu. Vor allem ist die Logistik neu und effizienter organisiert. Zudem sind einem Untergeschoss Parkplätze entstanden. Insgesamt sind über 1.400 Quadratmeter Neubau entstanden.

 

Foto: Stijn Bollaert

 

Der Entscheidung, auf dem bisherigen Gelände zu bleiben, folgte ein intensiver Entwurfsprozess. Die Neubebauung sollte sich in die kleinteilige Baustruktur der Umgebung einfügen. Vor diesem Hintergrund entwickelte TRANS eine Typologie von terrassierten Häusern. Um sich nahtlos in das Ortsbild einzufügen, wurde etwa die in fünf Meter breite Abschnitte unterteilt. Von der Straße sichtbar ist ein einfaches geneigtes Dach. Erst an der Stirnseite des Neubaus wird deutlich, dass es nicht nur ein Dach gibt.  Hier sieht man, dass das Gebäude aus drei Teilen besteht, die jeweils ein eigenes Dach besitzen. In der Mitte des Baugrundstücks liegt die Be- und Entladezone von Ryhove. Die Architektinnen und Architekten entschieden, die Anlieferung nicht irgendwo in einem rückwärtigen Bereich der Behindertenwerkstätten zu verstecken. Stattdessen platzierten sie diese im Herzen des neugestalteten Gebäudes.

 

Foto: Stijn Bollaert
Foto: Stijn Bollaert

Behindertenwerkstätten für Architekturpreis Gent nominiert

 

Der Neubau vom Büro TRANS besteht aus standardisierten und vorgefertigten Elementen. Auf Betonsäulen lagern Paneele aus Schichtholz und Sandwichelemente aus Metall. TRANS suchte formal einen Mittelweg zwischen der vorstädtischen Wohnbebauung und Gewerbearchitektur. Während die Betonelemente auf die Gewerbenutzung der Architektur verweisen, stellen die Satteldächer die Verbindung zur angrenzenden Wohnbebauung her. Im Innern der Behindertenwerkstätten sorgen viel Tageslicht und helles Holz für helle und angenehme Arbeitsplätze. „Ryhove Urban Factory“ wurde der Neubau getauft. Im vergangenen Jahr war der Bau unter den Nominierten für den renommierten “Architektur Prijs Gent”. Gewonnen haben aber vor allen Dingen die Mitarbeiter der Behindertenwerkstätten Ryhove, die nun wirkliche in den Genuss maßgeschneiderter Arbeitsplätze kommen.

 

Foto: Stijn Bollaert

 

Ebenfalls unter den Nominierten für den “Architectuur Prijs Gent 2021” war ein weiterer bemerkenswerter Neubau: die Melopee School von XDGA.

 

Foto: Stijn Bollaert
Foto: Stijn Bollaert

 

Zeichnung: TRANS Architekten
Zeichnung: TRANS Architekten
Zeichnung: TRANS Architekten
Zeichnung: TRANS Architekten
Zeichnung: TRANS Architekten

 

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