Darüber diskutierten wir im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe Baumeister nach 8 am 3. Mai in München. Ort des Geschehens waren die Büroräume von Fink + Jocher Architekten. Thomas Jocher, Partner bei Fink + Jocher, sprach dort mit Thomas Fehlhaber, Geschäftsführer bei Unipor und promovierter Bauingenieur, über die Zukunft des Ziegels, seine konstruktiven Möglichkeiten und seine kulturelle Bedeutung. Moderiert wurde die Veranstaltung von Alexander Russ, Redakteur beim Baumeister.
Thomas Fehlhaber, der auch die Plattform „Lebensraum ZiegelZiegel: Der Ziegel ist ein massives Baumaterial, das aus Ton oder Lehm gebrannt wird. Es gibt verschiedene Arten von Ziegeln, die jeweils für unterschiedliche Zwecke verwendet werden.“ repräsentierte, hinter denen die Produktgruppen Poroton, Unipor, Thermopor und Mein Ziegelhaus stehen, vertrat dabei die Seite der Industrie. Thomas Jocher stand als ziegelerfahrener Planer für die Architektenseite. Gleich zu Beginn wurde das Bauen mit Ziegel anhand eines sechs-geschossigen Wohnungsbaus des Büros anschaulich von Thomas Jocher erklärt.
Und während man den Werkstoff oft mit zwei- bis viergeschossigen Einfamilienhäusern assoziiert, wurde anhand des Projekts klar, dass mit Ziegel auch höhere Projekte mit bis zu zehn Geschossen möglich sind. Allerdings nur, so Thomas Jocher, wenn man die vorgegebenen Logik des Material beim Entwurf berücksichtigen würde, während Thomas Fehlhaber eine Änderung der gesetzlichen Vorgaben vorschlug, um das höhergeschossige Planen mit Ziegel zu erleichtern.
Zukunft Ziegel
Es wurde aber auch über die Zukunft des Ziegels diskutiert, wobei das Publikum regen Anteil nahm. So gab es durchaus unterschiedliche Meinungen zum Projekt „2226“ in Lustenau von Baumschlager Eberle, das aus fast 80 Zentimeter starken Ziegelwänden besteht und weitestgehend auf DämmungDämmung: Materialien, die verwendet werden, um Wärme oder Schall in oder aus einer bestimmten Zone einer Konstruktion zu halten., Heizung und Haustechnik verzichtet. Während ein Teil des Publikums begeistert vom Projekt war, kritisierten andere Teile es als Architekturexperiment, das nicht in die Realität zu übertragen wäre.
Zur Zukunft des Ziegels gab es auch ganz konkrete Vorschläge: Thomas Jocher erinnerte daran, dass der Ziegel eine Art „Zehnkämpfer“ wäre, der nicht nur im Bereich der Wand punkten könnte, und appellierte an die Industrie, diese Fähigkeiten stärker auszuspielen. Christof Wallner, Partner bei Fink + Jocher meldete sich daraufhin aus dem Publikum zu Wort und forderte, dass der Ziegel sogar ein „Elfkämpfer“ werden müsse, gerade im Bereich der Formsteine, um FassadenFassaden sind die Außenwände von Gebäuden, die zur Straße hin sichtbar sind. individueller gestalten zu können oder haustechnische Komponenten wie Lüftungsanlagen zu integrieren.
Einigkeit herrschte über die kulturelle Bedeutung des Werkstoffs – sei es durch verputzte Fassaden in München oder Klinkerfassaden in Hamburg. Und damit kommt dem Ziegel neben seinen konstruktiven Eigenschaften auch eine identitätstiftende Rolle zu, indem es als traditionelles Material auch in die Zukunft weist.