31.08.2016

Öffentlich

Signalorange auf Grau

Autobahnmeisterei in Salzburg von Marte.Marte

Das Büro Marte.Marte um die Vorarlberger Brüder Bernhard und Stefan Marte ist eines der Lieblingskinder der Architekturszene. Auch wir berichteten schon mehrfach über die Betonfetischisten, unter anderem im Baumeister 4/2015. Damals stellten wir die Brückentrilogie (Schanerlochbrücke, Schaufelschluchtbrücke und Kohlhaldenbrücke) des Büros vor.

Autobahnmeisterei in Salzburg von Marte.Marte
25 Meter hohe Salzsilos ragen über die flachen Bauten hinaus
Das Gebäude steht an einem seichten Hang
Vor dem grauen Beton wirkt die Kleidung der Mitarbeiter als Signalfarbe
Blick in den Innenhof der Anlage

Im Interview sagte uns Stefan Marte damals: „Bei dieser imposanten Naturkulisse ist jedes Projekt nur Statist“. Eine Aussage, die bei der atemberaubenden Vorarlberger Felslandschaft offensichtlich zutrifft. Bei der Lage der neuen Autobahnmeisterei Salzburg gilt sie nicht. Im Gegenteil: Das Umfeld der Meisterei Salzburg ist heterogen bis problematisch. Prägend wirken hier die Verkehrssituation, Kleinstrukturen und der Naturraum. „Das Baugrundstück befindet sich unmittelbar vor den Toren der historischen Altstadt Salzburg. Es liegt zwar nicht im absoluten Niemandsland, doch es ist durch den riesigen Kreisverkehr und das abfallende Gelände abgeschnitten. Ein schwieriges Grundstück, eine große Herausforderung, die uns reizte“, so Stefan Marte im Gespräch über die Industrieanlage.

Den Architekten war von Anfang an bewusst: „Hier kann etwas Außergewöhnliches entstehen.“ Doch zu welcher Architektur entscheidet man sich an einem solchen Unort, zwischen Autobahnausfahrt, Wiesen- und Weidefläche? Verortung und Entwurfsprozess Marte.Marte bauten eine introvertierte Betonfestung.

Der Entwurf, der sich 2011 im Rahmen eines offenen Wettbewerbes gegen 61 andere Büros durchsetzte, wurde maßgeblich vom Genius Loci beeinflusst, den es auch in diesem ungemütlichen Umfeld gibt. Die neue Meisterei ist in die schräge Ebene des Nordostquadranten eingebettet, wächst förmlich aus ihr heraus. An der Nordwestseite des Grundstückes liegt die Einfahrt in die Gesamtanlage. Hier befindet man sich am Tiefpunkt der schiefen Ebene. „Die Situierung der Baukörper hat uns erlaubt, das Gebäude in den Hang ‚hineinzustechen‘. Die Hallen helfen uns, den Höhensprung von zehn Metern problemlos zu überwinden und so ein hermetisch abgeschirmtes Gebäude zu erschaffen.“ Über eine flache Rampe gelangt man auf das Niveau der bestehenden Unterführung und kann sich einfach wieder in den Kreisverkehr einfinden. So kann bei jeder Tages- und Nachtzeit die ganze Flotte der Asfinag-Autobahnmeisterei unmittelbar ausschwärmen. Die Meisterei, die im Sommer 2015 den Betrieb aufgenommen hat, ersetzt die ehemalige Asfinag-Anlage.

Mehr dazu finden Sie im Baumeister 9/2016

Fotos: Marc Lins

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