23.11.2022

Event

Atelier Bauhaus in Wien, eine Ausstellung

Kultur
Die Ausstellung Friedl Dicker und Franz Singer findet von November bis März im Wien Museum statt. Plakatgestaltung: Bueronardin
Die Ausstellung Friedl Dicker und Franz Singer findet von November bis März im Wien Museum statt. Plakatgestaltung: Bueronardin

Von Wien nach Weimar

Vom 24. November 2022 bis zum 26. März 2023 findet im Wiener Atelier Bauhaus eine Ausstellung zum Schaffen und Wirken von Friedl Dicker und Franz Singer statt. Die Künstlerin und der Künstler waren Teil der jungen Wiener Bauhaus-Avantgarde. Von dieser sind durch Kriegszerstörungen und Co kaum mehr Exponate übrig. Das Bauhaus Archiv in Ergänzung von Privatbesitz liefern eine umfassende Schau mit teilweise noch nie öffentlich ausgestellten Modellen, Zeichnungen und Fotografien. Eine umfassenden Publikation rundet die Ausstellung ab.

Heute, am 24. November 2022 startet die Ausstellung über das Schaffen von Friedl Dicker (1898-1944) und Franz Singer (1896-1954) im Wien Museum. Bis zum 26. März 2023 werden Skizzen, axonometrische Darstellungen, bisher unveröffentlichte Fotografien, Zeichnungen und Modelle gezeigt. Sie gehören als Überbleibsel eines zu weiten Teilen zerstörten Werkekanons dieses Teils des Bauhaus gehören.

Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag (einschließlich Feiertage) von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die präsentierten Arbeiten reichen dabei von Wien, Berlin über London zur Tschechoslowakei sowie Palästina.

Johannes Ittens und das Bauhaus

Dicker und Singer waren Teil einer Wiener Gruppe früher Bauhaus-Schülerinnen und Schüler, die sich mit Johannes Ittens 1919 und mehr als einem Dutzend junger Künstlerinnen und Künstler in Weimar dem Bauhaus anschlossen. Spuren dieser Wiener Avantgarde sind aufgrund von Verfolgung im NS-Regime, Kriegszerstörung und generellem Abriss der gebauten Strukturen nur noch spärlich und in Einzelfällen erhalten.

Johannes Itten, Schweizer Maler, gründete in Wien eine private Kunstschule, welcher sich im ersten Weltkrieg viele junge Menschen anschlossen. Dies geschah im kriegsbedingten Spannungsverhältnis zwischen Zerstörung, Umbruch und Aufbruchstimmung. In Wien lernte er schließlich Alma Mahler und Walter Gropius kennen. Letzterer berief ihn an das Weimarer Bauhaus, wohin Ittens viele seiner Schülerinnen und Schüler folgten.

Die axonometrischen Darstellungen der Entwürfe sind charakteristisch für Dicker und Singer. Bild: Bauhaus-Archiv Berlin
Die axonometrischen Darstellungen der Entwürfe sind charakteristisch für Dicker und Singer. Bild: Bauhaus-Archiv Berlin
Die axonometrischen Darstellungen der Entwürfe sind charakteristisch für Dicker und Singer. Bild: Bauhaus-Archiv Berlin

Von Weimar nach London bzw. in die Tschechoslowakei

Während Franz Singer im zweiten Weltkrieg nach England auswanderte und dort weiter arbeiten konnte, war Friedl Dicker in der Tschechoslowakei zunächst noch politisch aktiv. 1942 wurde sie jedoch deportiert und 1944 schließlich in Auschwitz ermordet. Umso wichtiger sowie spannender ist die Ausstellung. Sie zeigt erstmalig ein umfassendes Bild der jungen Wiener Bauhaus-Gruppe, das sich aus vereinzeltem Privatbesitz und dem Bauhaus-Archiv Berlin speist.

Frühe Flexibilität aus Wien

Die Exponate geben einen Einblick in die Denkweise der Künstlerin und des Künstlers. Ihre Möbel waren flexibel, wandelbar und transformativ. Stapeln und klappen zählen zu den Funktionen der Einrichtungsgegenstände, die bereits damals eine platzsparende Möblierung ermöglichen sollten. So konnte der Raum vielseitig bespielt werden und ergab ein ständig neues Erscheinungsbild aus Formen und Farben. Diese damaligen Anforderungen und Design-Gedanken erscheinen aktuell wie je.

Die Ausstellung wird ergänzt von einer umfassenden Publikation mit einem kommentierten Werkverzeichnis. Essays von Experten zum Leben und der Arbeit der Künstlerin und des Künstlers kontextualisieren die junge Bauhaus-Avantgarde aus Wien.

Die wichtigsten Informationen zur Ausstellung finden Sie hier: Wien Museum MUSA.

Ein Beispiel für den Erfolg und die Zeitlosigkeit des Bauhaus ist die Weißenhofsiedlung. Mehr zu den 33 Stadthäusern, die unter der Leitung von Ludwig Mies van der Rohe entworfen wurden, lesen Sie hier: Weißenhofsiedlung Stuttgart.

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