18.12.2023

Wohnen

Atelier Archiplein: Sozialer Mietwohnungsbau aus Holz und Stein

Holz
Mit ihrem Entwurf realisierten die Architekten von Atelier Archiplein zehn Sozialwohnungen mitten im Finanz- und Bankenviertel von Genf. Foto: Léo Fabrizio
Mit ihrem Entwurf realisierten die Architekten von Atelier Archiplein zehn Sozialwohnungen mitten im Finanz- und Bankenviertel von Genf. Foto: Léo Fabrizio

Das Architekturstudio Atelier Archiplein hat im Auftrag der Stiftung Nicolas Bogueret in Genf einen Block mit zehn Sozialwohnungen gebaut. Das Besondere: Das Gebäude befindet sich auf einem der letzten bebaubaren Grundstücke am Ufer der Rhône. Mehr über das Projekt hier.


Letzte verfügbare Grundstücke

Das historische Zentrum von Genf ist dicht bebaut. Im Jahr 2018 fand ein Wettbewerb im Auftrag der Stiftung Nicolas Bogueret statt, der das Ziel hatte, eines der letzten verfügbaren Grundstücke im Herzen der Stadt mit Sozialwohnungen zu bebauen. Das Atelier Archiplein gewann den Wettbewerb und realisierte das Projekt, das dieses Jahr fertig wurde. Dabei entstand ein Wohnblock aus Holz und Stein, der zehn Sozialwohnungen und eine Werkstatt für die Wiedereingliederung von Menschen mit psychischen Erkrankungen bietet.

Foto: Léo Fabrizio
Fotos: Léo Fabrizio
Der Wohnblock befindet sich unmittelbar am Ufer der Rhône.
Foto: Léo Fabrizio

Industrielle Architektur im Kontext

Die Parzelle, auf der der Bau entstand, gehörte dem Kanton Genf, der sie der Stiftung Nicolas Bogueret überließ. Diese Stiftung verfolgt das Ziel, den sozialen Wohnungsbau in der Schweiz zu unterstützen. Das vorliegende Projekt ist außergewöhnlich, da es Sozialwohnungen im Herzen des Finanz- und Bankenviertels von Genf ermöglicht. Im Quartier de la Jonction, wo sich das Projekt befindet, dominierten früher Industriegebäude. Heute werden diese umgenutzt. So grenzt das Gebäude von Atelier Archiplein etwa an eine frühere Schokoladenfabrik, die unter Denkmalschutz steht und heute als Berufsschule dient. Außerdem befindet sich das Naturschutzgebiet des Rhône-Ufers direkt neben dem Gebäude.

Aufgrund der besonderen Lage und der Vorgaben waren die Architekten mit starken Einschränkungen konfrontiert. Die architektonische Komposition des Gebäudes soll in den Dialog mit der Umgebung eintreten. Dementsprechend ist die industrielle Architektur mit ihrer Rationalität und Effizienz sichtbar, etwa im strukturellen Gitter des Gebäudes, in das große Fensterfronten eingefügt sind. Gleichzeitig passt es sich an den Kontext an und verankert das Gebäude so in der Umgebung.

Foto: Léo Fabrizio
Foto: Léo Fabrizio
Fotos: Léo Fabrizio
Foto: Léo Fabrizio

Ein alternatives Baumodell

Dem Atelier Archiplein war es wichtig, mit natürlichen Materialien zu bauen, wie hier mit Stein und Holz. So möchten die Architekten die aktuelle Produktionsweise von Gebäuden hinterfragen und die Umwelt- und Klimaproblematik thematisieren. Der Sozialwohnungsbau ist Teil der Suche des Studios nach möglichen Alternativen. Er soll zeigen, wie es möglich ist, Baumodelle neu zu gestalten und sich dabei zugleich auf traditionelles Know-how zu berufen.

Foto: Léo Fabrizio
Foto: Léo Fabrizio
Fotos: Léo Fabrizio
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Ursprüngliche Materialien

Anstatt jedoch eine nostalgische Haltung einzunehmen, bietet das Atelier Archiplein einen reflexiven Ansatz. Es verbindet wertvolle Ideen aus der Geschichte mit der Leistungsfähigkeit der heutigen Technik und demonstriert so, wie wertvoll der Bau mit Massivstein sein kann. Die gesamte vertikale Struktur des Gebäudes besteht aus massivem Stein. Und die Holzböden zeigen, wie schön ursprüngliche Materialien sein können. Der tragende Innenkern des Gebäudes besteht ebenfalls aus Stein, während die Trennwände deutlich leichter sind und eine flexible Nutzung ermöglichen.

Foto: Léo Fabrizio
Fotos: Léo Fabrizio
Der Außengang dient gleichzeitig als Flur und als Balkon.
Foto: Léo Fabrizio

Flexible Verteilung der Wohnungen

Auf den ersten Blick scheint die Zusammensetzung des Wohnblocks sehr streng zu sein. Aber in der Praxis sind die Wohnungen von einer klassischen tragenden Struktur befreit. Es entstehen zehn Wohnungen, die sich flexibel verteilen lassen. Der Außengang, der auf der Straßenseite am Gebäude entlang verläuft, dient zugleich als Korridor und als Balkon. Er bietet die Möglichkeit, Wohnungen zu teilen, anders zu organisieren, oder Co-Living-Ideen umzusetzen. Diese flexible Nutzung ist ein weiterer Vorschlag der Architekten für das Wohnen der Zukunft. Alle Außenbereiche, die selbst in den kleinsten Wohnungen vorhanden sind, bieten eine Orientierung gen Süden und große Fensterfronten in Richtung des Flusses. So sollen sich die Wohnungen gefühlt in die Landschaft ausdehnen, zugleich aber Privatsphäre garantieren.

Das Atelier Archiplein wurde im Jahr 2008 von Marlène Leroux und Francis Jacquier gegründet. Nach Erfahrungen in China ließ sich das Studio in Frankreich nieder. Es ist für seine Bauten aus Massivstein und Holz bekannt.

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