02.03.2022

Architektur Öffentlich

Arkitektskolen in Aarhus von Adept

New AARCH

New AARCH

Architektur ist ein Produkt verschiedener Werkstoffe und Prozesse. Das zeigt die neue Arkitektskolen, die Architekturhochschule im dänischen Aarhus vom Büro Adept aus Kopenhagen schon von außen. Bereits auf den ersten Blick wird klar, was Studieren hier bedeutet. Hier wird entworfen, gewerkelt, experimentiert, diskutiert und produziert.

Der Ansatz, dass Architektur durch Experimentieren, Entwerfen, Erproben und Ergründen entsteht, dominiert die neue Arkitektskolen Aarhus. Inspiriert von den Lernprinzipien des 21. Jahrhunderts ist die dänische Fakultät als Inkubator für architektonische Experimente konzipiert. Hier lernen die Studierenden in Werkstätten, hier ist Raum für Ungeplantes, Unvorhersehbares, für Synergien. Diesen Geist spiegelt auch die Architektur des Gebäudes wider, das das Architekturbüro ADEPT entwickelte. Die Architektur ist roh und erinnert an ein einfaches Industriegebäude. Doch auf den zweiten Blick werden raffinierte Details sichtbar sowie eine klare räumliche Organisation. Beide machen deutlich, wie das Gebäude strukturiert ist und wie ein Entwurf mit wenigen, sorgfältig ausgewählten Materialien große Wirkung entfalten kann. Dabei stellt die Architektur nur einen flexiblen Rahmen dar, der sich hinter den in ihr stattfindenden Nutzungen und Aktivitäten zurücknimmt.

 

© R. Hjortshoj
© R. Hjortshoj

Arkitektskolen: Labor für Architektur

 

Die Arkitektskolen Aarhus ist ein Labor für das Studieren und Erforschen von Architektur. Diese Arbeiten finden im Innen- und Außenraum statt. Auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs errichtet, knüpft der Neubau an die Industriegeschichte des Ortes an. Er ist geprägt von offenliegenden Materialien, sichtbaren Leitungen und industriellen Details. Gleichzeitig schafft er einen selbstverständlichen Übergang zum angrenzenden Institute for X. Das ist eine aus sich selbst heraus gewachsene, kreative Gemeinschaft von Start-ups und Kulturschaffenden.

Die Einfachheit der neuen Arkitektskolen Aarhus reagiert auf den Bedarf an funktionalen und robusten Räumen. Der neue Bau ermöglicht den Dozenten, mit neuen und zeitgemäßen Formen der Architekturlehre zu experimentieren. Gleichzeitig schafft er eine starke Identität für die Universität und entspricht deren Ehrgeiz, eine der besten Architekturschulen Europas zu werden. In dieser soll die Lehre nicht länger hinter verschlossenen Türen stattfinden. Sie sollen vielmehr für alle sichtbar und zugänglich sein; für die Akteurinnen und Akteure in der Schule, die Studierenden und Lehrenden genauso wie die Menschen in Umfeld und Nachbarschaft.

 

© R. Hjortshoj
© R. Hjortshoj
© R. Hjortshoj

Werkstattartiges Design der Arkitektskolen

 

Das neue Gebäude der Arkitektskolen Aarhus vereint zehn vorher weit verteilte Standorte. Bei der Konzeption dieses neuen, zentralen Hochschulgebäudes stand die Vision im Vordergrund, eine robuste Struktur, ein lebendiges Labor für Architektur zu schaffen. Von dieser Idee ist das werkstattartige Design inspiriert, das sich wie eine Anti-Ikone präsentiert. Es zeigt sich wie eine leere Leinwand für Ideen, für Kreativität und Lernen. Darüber hinaus lässt der Entwurf Innen- und Außenräume miteinander verschmelzen. Dazu trägt nicht nur die Transparenz der Gebäudehülle bei, sondern auch die Frage, welche Räume zur Universität gehören und welche zur Stadt. In Aarhus werden die Studierenden zukünftig nicht nur von der Lehre im Gebäude, sondern auch vom städtischen Umfeld profitieren. Andersherum stellt der Neubau zwar an sich noch keinen Beitrag zur Stadt dar, aber seine Nutzerinnen und Nutzer sowie deren Aktivitäten machen ihn zu einem neuen Stadtbaustein.

 

© R. Hjortshoj
© R. Hjortshoj
© R. Hjortshoj

Ressourcenschonend

 

Die Gestaltung der neuen Arkitektskolen in Aarhus folgt dem Ziel, eine hohe räumliche Flexibilität zu schaffen. Hinzu kommt die reduzierte Auswahl von Materialien, die den Ressourcenbedarf im Bau minimierte. Darüber hinaus wurde Wert auf lokale Produktions- und Transportketten gelegt. Die großflächigen und widerstandsfähigen Räume leben vom Beton, den die Planer in enger Zusammenarbeit mit dem Hersteller dennoch in so geringen Mengen wie möglich verwenden. Im Gegensatz dazu maximieren sie die Verwendung von Recyclingmaterial. Insgesamt war der Bauträger verpflichtet, eine maximal nachhaltige Erstellungsweise zu realisieren. Beispielsweise finden sich Upcycling-Holzböden im Gebäude, die aus Resten der industriellen Fensterproduktion stammen. Auch das Regalsystem der Bibliothek achtet Grundsätze der Nachhaltigkeit. So bestehen große Teile der mehrgeschossigen Bibliothek aus einem wiederverwendeten Regalsystem eines nahegelegenen historischen Gebäudes. Ebenfalls ein Nachhaltigkeits-Plus: Verglichen mit der Summe der früheren Standorte konnte die Universität ihren Energieverbrauch um bis zu 50 Prozent senken.

Auch beim Außenraum der neuen Architekturschule spielt Recycling von Materialien eine Rolle. Hier wird geforscht und experimentiert, wie übriggebliebene Baumaterialien neu verwendet werden können. Dabei werden gleichzeitig Lösungen zur Klimaanpassung getestet oder Biotope von einem Ort zum anderen verlegt.

 

© R. Hjortshoj

Innovatives Kooperationsmodell

 

Die neue Arkitektskolen Aarhus ist nicht nur baulich innovativ. Sie ist auch in einem innovativen Kooperationsmodell, in Co-Creation, entstanden. Damit zeigt sie schon in ihrem Entwicklungs- und Herstellungsprozess alternative Ansätze für interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bauwesen auf. Darüber hinaus waren und werden die Nutzerinnen und Nutzer kontinuierlich mit einbezogen, ebenso wie die Nachbarschaft. Im Laufe des Entstehungsprozesses verschwanden interne Hierarchien und eine transparente Entwicklung und eine starke Eigenverantwortung wuchs auf allen Ebenen.

 

Arkitektskolen Aarhus, Lageplan, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, Grundriss EG, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, Grundriss 1.OG, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, 2.OG, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, 3.OG, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, Dachgeschoss, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, Schnitt AA, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, Schnitt BB, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, Schnitt CC, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, Ansicht Nord, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, Ansicht Süd, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, Ansicht West, © Adept
Arkitektskolen Aarhus, Ansicht Ost, © Adept

 

Ebenfalls interessant: Adept baut im Hafen von Køge das Braunstein Taphouse, eine Braustube und lokaler Veranstaltungsort. Das besondere: Bereits von vornherein ist es konsequent auf seine einfache Demontage sowie Recyclebarkeit ausgelegt. Lesen Sie hier mehr.

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