Studieren mittels Telko?
Universitäten und Hochschulen sind Orte, die ein besonderes Risiko bergen, was Ansteckungsgefahren betrifft. In den überfüllten Hörsälen und engen Fluren begegnen sich viele verschiedene Menschen, die oftmals von weither pendeln und so die Gefahr einer Übertragung von Krankheitserregern vervielfältigen. Wie wird in der Ausbildung zukünftiger Architekten auf die COVID-19-Krise räumlich und organisatorisch reagiert bzw. wie wird die Architekturlehre auf die Krise angepasst? Eine Befragung international Lehrender zeigt, dass einerseits der fehlende persönliche Austausch und erhöhter Zeitaufwand und andererseits die Verfügbarkeit von Online-Inhalten sowie das Potential der Verknüpfung von Online- und Onsitelehre wesentliche globale Aspekte der aktuellen Veränderungen in der Lehre darstellen.
Im Frühjahr 2020 zeichnete sich ab, dass Corona mehr als nur eine exotische Erkrankung war, sondern eine globale Pandemie zur Folge haben würde. Davon waren alle Lebensbereiche betroffen, privat wie öffentlich, kommerzielle Arbeitswelten wie auch die Lehre an Universitäten und Hochschulen. Es galt dabei, den Lehrbetrieb schnell von realen, physischen Hörsälen und Seminarräumen ins Internet zu verlagern und so das Risiko einer Ansteckung durch räumliche Nähe nicht zur zu verringern, sondern gänzlich zu vermeiden. Ein vielgenutztes Instrument zur Umsetzung der internetbasierten Onlinelehre ist die Telekonferenz. So kam es zu einem regelrechten Run auf bestimmte Software-Produkte, die teilweise andere Risiken mit sich brachten – insbesondere die Datensicherheit betreffend.
Die Architekturlehre ist unmittelbar von der Umstellung auf den Onlinebetrieb betroffen. Alle, die schon einmal Architektur studiert und den Sprung in die Praxis erfolgreich absolviert haben, wissen, dass der Betrieb an Universitäten und Hochschulen nicht nur aus Vorlesungen und Seminaren besteht, sondern dass das Studio zentral ist – hier wird konzipiert, skizziert, modelliert. Kurzum: hier wird entworfen. Dabei gründet das Gespräch zwischen Lehrenden und Studierenden darauf, dass eine entwerferische Idee vermittelt werden kann. Dies wird verbal und unter Zuhilfenahme von Text kommuniziert, anhand von Zeichnungen illustriert und durch Modelle konkretisiert. Dreidimensionale Modelle sind es jedoch insbesondere, deren Vermittlung im zweidimensionalen Reich des Internet an seine Grenzen stösst.
Es gibt daher Chancen und Risiken bei der Übersetzung der Architekturlehre in den Online-Bereich. Diese betreffen nicht nur die Vermittlung und Diskussion architektonischer Intentionen und Ideen. Der Besuch von Bibliotheken ist eingeschränkt. Der Nebenjob zur Finanzierung des Studiums steht womöglich auf der Kippe, und damit auch der Platz in der WG. Und letzten Endes ist nicht sicher, dass Studierende “daheim” – nah der Uni, aber auch fernab im Elternhaus – so ganz selbstverständlich Zugang zum Internet haben, zudem in einer Art und Weise, die eine Kommunikation mittels Telekonferenz reibungsfrei unterstützt. Wer mit mehreren Teilnehmern in einer “Telko” war, deren Video wegen mangelnder Bandweite abgeschaltet ist und von denen man nur Audio hört weiss, wie anspruchsvoll hier die Betreuung von Studierenden sein kann.
Stimmen aus den Universitäten
Wie sieht es also in der Online-Lehre in der Architektur und den damit verwandten Umweltwissenschaften aus? Mit welchen Chancen oder Herausforderungen sind Lehrende konfrontiert? Sind die bisher angewendeten Massnahmen angemessen?