Die Architektur von Alejandro Aravena hat nicht nur einen funktionalen und gestalterischen Zweck, sondern stärkt die chilenische Zivilgesellschaft. Sein Büro Elemental nutzt die Förderung des sozialen Wohnbaus – um dessen Standard zu erhöhen. Die Bewohner ermächtigt er zu Co-Akteuren im Bauprozess. Auch für diese Ansätze gab es jetzt den Zumtobel Group Award.
Es war im Jahr 2001, als das französische „Archilab Orléans“ 90 junge Architekten aus aller Welt eingeladen hatte. Das damals interessanteste Forum aktueller Architektur ließ ihnen je fünf Minuten Zeit, um ihre Position zum zeitgenössischen Wohnen zu präsentieren. Die meisten zeigten hektisch einige Projekte mit zu vielen Bildern – nach ein paar Runden schwirrte den Zuschauern der Kopf. Dann wurde Alejandro Aravena aufgerufen, ein junger Architekt aus Chile, den kaum einer im Saal kannte. Eine dünne, große Gestalt, vom struppigen Scheitel bis zur Sohle in Schwarz gehüllt, erschien auf der schwarzen Bühne. Statt Bilder zu zeigen, begann er eine Geschichte zu erzählen, mit einer dunklen Stimme, die von weit weg zu kommen schien. Die Geschichte handelte nicht von seiner Architektur, sondern von Menschen, die keine Architektur haben. Sie handelte von Dorfbewohnern in den Chilenischen Anden, die irgendwann ihre Heimat verlassen mussten, weil sie sie nicht mehr ernähren konnte.