Alle Zeichnungen: David Irmler
Transformation stand dann auch im Fokus der Arbeit von David Irmler. Er ging der Hauptfrage nach, wie die bestehende EU-Botschaft in Addis Abeba unter Berücksichtigung von Sicherheitsstrategien zu einem offenen und kommunikativen Ort werden kann. Ein Ort, der zum einen auf den Kontext der Stadt reagiert, zum anderen auf das wachsende Aufgabenfeld Migration. „Öffentlichkeit und Sicherheit wurden dabei maßgebliche Entwurfsparameter“, erklärt David Irmler. „Die Geschichte hat gezeigt, dass Botschaften Ziel von terroristischen Anschlägen wurden. Botschaften mussten sich immer mehr schützen und haben sich zunehmend abgegrenzt. Deshalb war jetzt in meinem Projekt auch eine Antwort auf die Sicherheitsstrategie wichtig. Es geht also nicht darum, Botschaften wieder komplett zu öffnen.“
Was die Migration betrifft, arbeitet die Europäische Union aktuell mit Partnern in Afrika, vor allem der Afrikanischen Union, zusammen, um den Ursachen von illegaler Migration über das Mittelmeer von Afrika nach Europa entgegenzuwirken. Dazu verabschiedeten sie Programme, die nicht zuletzt die sehr kritische Situation in Libyen entschärfen sollen. Doch auch in Subsahara-Afrika muss man an Stellschrauben drehen, damit Menschen nicht aus Perspektivlosigkeit auswandern wollen, betont David Irmler. „Sowohl für Menschen, die sich bereits auf den Weg nach Europa gemacht haben, als auch für diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, kann mein Projekt die erste Anlaufstelle darstellen. Das ist hier nun beispielhaft eine Botschaft in Addis Abeba, aber auch an weiteren strategischen Punkten könnten derartige Zentren entstehen, um Menschen an unterschiedlichen Orten frühzeitig zu informieren und ihnen Hilfestellung zu geben.“
Für seine „EU-Botschaft“ entwickelte David Irmler eine neue Botschaftstypologie anhand des Bestandsgebäudes. „Das Besondere an meinem Entwurf ist, dass die Botschaftsmauer der Gegenstand der architektonischen Intervention ist. Diese soll aufgeweicht werden und eine porösere, offenere Struktur bilden. Der bestehende Botschaftsablauf und der Bestand der Botschaft werden dabei nicht verändert. Die Mauer, die bis jetzt den Übergang zwischen privatem und öffentlichem Raum darstellt, muss hinterfragt werden, um den Straßenraum entlang der Botschaftsmauer zu aktivieren. Denn die Botschaft als Ort der Begegnung soll nicht nur eine Adresse für Menschen im Kontext von Migration darstellen, sondern auch den Straßenraum und den angrenzenden Peacock Park städtebaulich verbinden.“ Dieser Ansatz, so David Irmler, basiert auf dem Prinzip von Richard Sennetts „Borders and Bounderies“, in dem die Grundstücksmauer von einer geschlossenen Zellwand (boundaries) in eine durchlässige MembraneMembrane: Eine dünne Schicht aus einem flexiblen Material wie Gummi oder Kunststoff, die als Dichtung oder Abdichtung für Dächer oder Wände verwendet wird. (borders) umgestaltet wird.