08.04.2019

Academy Portrait

In den Startlöchern


Reduktion

Wo würden Sie heute Praktikum machen, wenn Sie nochmal könnten/müssten? Diese Frage stellten wir kürzlich Ansgar Schulz von Schulz und Schulz Architekten in einem Interview für die Baumeister Academy. Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. Das Leipziger Büro nimmt mit MVRDV, AllesWirdGut Architekten und Fuchshuber an dem Praktikantenprogramm Baumeister Academy teil. In Zusammenarbeit mit Graphisoft und der BAU 2021 vermittelt der Baumeister jedes Jahr herausragende Architekturstudenten an ausgewählte Architekturbüros. Die beiden ersten Academy Gewinner Alexandra und Ansgar sitzen bereits an ihren neuen Schreibtischen. Hier stellen wir sie vor.

Dem „Tiny House“ widmete der Baumeister im Januar 2019 eine ganze Ausgabe. Nichts weniger als ein solches Tiny House in der eigenen Stadt zu skizzieren, war die Aufgabe des Stehgreifentwurfs für die Baumeister Academy 2019. Die Bewerber, Architekturstudenten ab dem dritten Semester aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, sollten sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen. Ihren Entwürfen waren keine Grenzen gesetzt und sämtliche Darstellungsformen erlaubt. Frei nach dem Motto: Hauptsache die Idee kommt rüber. Dies gelang allen voran den vier Architekturstudenten Ansgar Stadler (TU München), Alexandra Tishenko (Schule für Architektur Saar), Franzisca Rainalter (Universität Innsbruck) und Milan Wicke (Frankfurt University Of Applied Sciences). Sie werden 2019/2020 Praktika in Leipzig, Rotterdam und Wien absolvieren, finanziell unterstützt durch ein Stipendium in Höhe von 2500 Euro.


Lückenbüßer

Ansgar Stadler, 23 Jahre jung, aus Karlsruhe, studiert im siebten Bachelorsemester Architektur an der TU München. Kaum kehrte er von einem einjährigen Studienaufenthalt aus Singapur zurück, ging es auch schon weiter für ihn: Anfang April startete sein Academy Praktikum bei Schulz und Schulz in Leipzig.

In seinem Entwurf greift Ansgar auf die alten Griechen zurück. Bereits in der Antike entschied sich der griechische Philosoph Diogenes von Sinope dafür, in einem Weinfass zu wohnen, wenn auch aus anderen Beweggründen, denn Thema seiner Philosophie war die Selbstenthaltsamkeit, anders gesagt die Reduktion. Dieser Reduktion hat sich auch Ansgars Entwurf verschrieben – und stellt die moderne Version des Fasses des Diogenes dar. Das Ergebnis ist keine Alternative zum klassischen Wohnen. Das Tiny House konzentriert sich auf das Wesentliche: den Menschen in einer chaotischen Welt einen temporären Rückzugsort zu bieten. Sei es nach einem durchzechten Abend auf dem Oktoberfest, einer Städtetour oder dem Besuch auf dem Münchner Tollwoodfestival – eingesetzt werden kann es überall, wo ein Zylinder mit 1,5 Metern Radius Platz findet.

„Einmal bitte alles! Die Welt, einen Praktikumsplatz, ein Stipendium auch noch.“ – so beginnt Alexandra Tishenko ihr Motivationsschreiben für die Baumeister Academy. Geht klar. Die gebürtige Russin, aufgewachsen in Deutschland, gerade im Masterstudium Architektur an der Schule für Architektur Saar in Saarbrücken, ist seit Anfang April Intern bei MVRDV.

Ihren Stegreifentwurf „Lückenbüßer“ zeichnete sie für die Stadt Stuttgart, eine Stadt, die immer dichter zusammenwächst und in der die Mieten in die Höhe schießen. Hierfür wählte sie eine Lücke am Osthang der Stadt aus. Alexandra bezeichnet sie als „Zahnlücke in einem gerade Gebiss“, die eine Füllung braucht. Ihre Antwort: Modulares Mikrowohnen für zwei vierköpfige Familien. Eine simple Holzkonstruktion, Fassade aus Recyclingplastik, Sonnenkollektoren auf der Süd-West-Seite des Daches und begrünter Straßenfassade.

Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.

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