02.06.2016

Wohnen

7. Baumeister-Studentenwettbewerb

„Mittendrin“

Die Gewinner stehen fest! Für den 7. Baumeister-Studentenwettbewerb haben wir ein Thema aufgegriffen, das in der Luft liegt und das viele Lehrstühle bearbeiten: Gesucht werden Ideen für Flüchtlingsunterkünfte. Dabei fragen wir nicht nach Lösungen für Heime auf dem Land, sondern nach Orten für die räumliche und soziale Begegnung von Flüchtlingen und der Bevölkerung – in Form von Auf-, An-, Umbauten und Lückenfüllern für Restflächen in der Stadt. Der Wettbewerb wurde gemeinsam mit dem Softwareanbieter Allplan ausgelobt, 18 Hochschulen haben eingereicht, es gibt zwei Preise und vier Anerkennungen. Die Jury befasste sich eingehend mit der Flüchtlingsthematik und belohnte einerseits temporäre Projekte für die Erstaufnahme und andererseits auch solide, dauerhafte und damit nachhaltige Lösungen.

Preis: „Level 2“

Alexander Lehmann, Mahmoud Maarabouni, Burak Camgöz (Beuth Hochschule für Technik Berlin)

Fachbereich IV Mastermodul Entwerfen und Konstruieren; Marina Rütten, Holger Kühnel

Die Verfasser der Arbeit Level 2 schlagen vor, öffentliche Grünzüge oder Parkplatzanlagen mit gestapelten, seriell gefertigten Wohnmodulen für Flüchtlingswohnen temporär zu nutzen. Durch die Aufständerung und die Freihaltung des Erdgeschosses sollen quartiersbezogene Kontakte und Nutzungsangebote befördert und der Eindruck der dauerhaften Besetzung der Fläche vermieden werden. Die auf dem +1-Niveau doppellagig verwendeten Module werden durch ein vielfältiges Versetzen und Stapeln analog zu einem Jenga-Spiel zur abwechslungsreichen Wohnlandschaft. Jedes Modul ist mit einer intelligenten Erschließung durch Treppen, Terrassen oder Laubengänge in die Anlage eingebunden und hat durch ein bodentiefes Fenster einen attraktiven und in die senkrechte Fassadengliederung harmonisch eingefügten Außenbezug. […] Insgesamt liefert das Projekt einen positiven und inspirierenden Beitrag zur Aufgabenstellung.

Preis: „Westend hat ein Gesicht“

Jonas Langbein, Pablo Antuña Molina, Gianna Neumann (TU München)

Lehrstuhl für Städtebau und Wohnungswesen; Studio Krucker Bates

Die Arbeit schafft es, den Ort mit einer beinahe selbstverständlich wirkenden Setzung von zwei Stadtbausteinen neu zu ordnen und dem an dieser Stelle sonst verschlafenen Westend mit einem kleinen Platz einen lebendigen Charakter zu verleihen. […] Der Entwurf stellt eine überzeugende Antwort auf die Frage dar, wie sich Wohnprojekte, die unter anderem der Unterbringung von Flüchtlingen dienen, im dichten Gefüge der Stadt integrieren lassen und zusätzlich selbst einen integrativen Ansatz verfolgen. […] Die Stärke der Arbeit liegt nicht zuletzt im architektonischen Ausdruck, der eine klare städtische Haltung vermittelt und mit einer wertig wirkenden Fassade auch eine langfristig angelegte Strategie für die Stadt anstelle kurzsichtiger Instantlösungen anbietet.

Anerkennung: Spree:publik

Amira Sahr, Christine Moritz (Beuth Hochschule für Technik Berlin)

Fachbereich IV Mastermodul Entwerfen und Konstruieren; Marina Rütten, Holger Kühnel

Das Projekt kombiniert Flüchtlingsunterkünfte mit Räumen für Kultur und Ausbildung. Dafür wird ein leerstehendes Hausboot, welches an der Rummelsburger Bucht in Berlin liegt, umgenutzt und aufgestockt. Die Wahl der lebhaft frequentierten und beliebten Uferpromenade als Standort für diese Nutzung ermöglicht Begegnungen zwischen Anwohnern, Besuchern und Flüchtlingen auf selbstverständliche Weise. Der informelle, temporäre Charakter der individuell anpassbaren Module in Holzständerbauweise, welche auf die Container des bestehenden Hausboots aufgesetzt werden, ist eine dem Ort und der Nutzung angemessene architektonische Antwort auf die Fragestellung des Wettbewerbs.

Anerkennung: „Urban Collective“

Joel Saldeck, Alexander Prekas, Annika Lülf (Hochschule Bochum)

Lehrstuhl Erhard An-He Kinzelbach

Ein Hybrid aus Abgrenzung und Integration, aus ablesbarer architektonischer Einheit und Verweben mit dem städtischen Umfeld: Das Verweben wird mit Ausnahme eines öffentlichen Sportplatzes weniger in räumlicher Hinsicht, sondern durch die gezielte Mischung der Bewohner- und Nutzungsstruktur sichergestellt. Die angebotenen Nutzungen im Sockel (Kollektiv) sind sowohl für die darüber angeordneten Wohnungen als auch für die Nachbarschaft gleichermaßen attraktiv. […] Die vertikale Schichtung in öffentlich, halböffentlich und privat mit guten Sichtbezügen untereinander ermöglicht den Bewohnern, Teil eines Sozialgefüges zu sein, zugleich aber jederzeit entscheiden zu können, ob man an der Gemeinschaft teilnehmen will oder nicht. […] Ein überzeugendes Konzept, dass seine Stärke daraus zieht, dass es sich gerade nicht um eine reine Flüchtlingsunterkunft handelt und dadurch jeglicher Ghettocharakter vermieden wird.

Anerkennung: „Variables Flüchtlingshaus“

Bartosz Wójcik (RWTH Aachen)

Lehrgebiet für Bauplan und Baurealisierung, Sabine Brück

Die „Flüchtlingskrise“ ist vor allem durch die schiere Zahl der Menschen entstanden, die auf einmal vor der Tür stehen. Dieser Ansatz könnte dem Problem begegnen: Die Flüchtlinge teilen sich in kleine Gruppen oder in Familien auf, um so Privatleuten die Chance zu geben, zu helfen und sie bei sich aufzunehmen: Mithilfe eines Baukastensystems zum Selberbauen können sie eine Art Gartenhaus auf ihr Grundstück stellen und somit ein Wohngebiet temporär verdichten. Ein modulares Bausystem variiert die Größe der Häuschen und kann sich nach den Anforderungen und nach dem Platz richten. Es ist ein modernes Konzept mit flexiblen Ebenen, kann später wieder abgebaut oder für andere Zwecke genutzt werden. […]  Der Pluspunkt des Konzepts: Die Flüchtlinge kommen tatsächlich mitten in der Gesellschaft an. […]

Anerkennung: „Wohnwerkstadt“

Georg Breitenhuber, Sophie Ramm, Philipp Mumme (TU München)

Lehrstuhl für Städtebau und Wohnungswesen; Studio Krucker Bates

Die Wohnwerkstadt faltet sich an der bestehenden Brandwand der Augustiner Brauerei in München entlang und schließt mit einem Kopfbau den Block. […] Das Projekt eines „Kollektivwohnens“ stellt einerseits eine Konfrontation dem direkten Nachbarn gegenüber dar, andererseits findet eine städtische Raumbildung statt, die einen aktivierten Ort der Begegnung erwarten lässt. Die sehr großzügig geschnittenen Loft-Wohnungen, die sich an Lichthöfen entlang der Brandwand gefaltet entwickeln, lassen trotz der hohen Dichte eine gute Wohnqualität erwarten. […] Das Konzept tangiert die heute akuten Fragen des Flüchtlingswohnens kaum, sondern stellt eine übergreifende und zeitgemäße Antwort auf die insgesamt anstehenden Fragen des Wohnens im gesellschaftlichen Wandel wie etwa Demografie oder Single-Haushalte dar.

 

Der Baumeister-Studentenwettbewerb wird unterstützt durch:

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