„Mittendrin“
Die Gewinner stehen fest! Für den 7. Baumeister-Studentenwettbewerb haben wir ein Thema aufgegriffen, das in der Luft liegt und das viele Lehrstühle bearbeiten: Gesucht werden Ideen für Flüchtlingsunterkünfte. Dabei fragen wir nicht nach Lösungen für Heime auf dem Land, sondern nach Orten für die räumliche und soziale Begegnung von Flüchtlingen und der Bevölkerung – in Form von Auf-, An-, Umbauten und Lückenfüllern für Restflächen in der Stadt. Der Wettbewerb wurde gemeinsam mit dem Softwareanbieter Allplan ausgelobt, 18 Hochschulen haben eingereicht, es gibt zwei Preise und vier Anerkennungen. Die Jury befasste sich eingehend mit der Flüchtlingsthematik und belohnte einerseits temporäre Projekte für die Erstaufnahme und andererseits auch solide, dauerhafte und damit nachhaltige Lösungen.
Preis: „Level 2“
Alexander Lehmann, Mahmoud Maarabouni, Burak Camgöz (Beuth Hochschule für Technik Berlin)
Fachbereich IV Mastermodul Entwerfen und Konstruieren; Marina Rütten, Holger Kühnel
Die Verfasser der Arbeit Level 2 schlagen vor, öffentliche Grünzüge oder Parkplatzanlagen mit gestapelten, seriell gefertigten Wohnmodulen für Flüchtlingswohnen temporär zu nutzen. Durch die Aufständerung und die Freihaltung des Erdgeschosses sollen quartiersbezogene Kontakte und Nutzungsangebote befördert und der Eindruck der dauerhaften Besetzung der Fläche vermieden werden. Die auf dem +1-Niveau doppellagig verwendeten Module werden durch ein vielfältiges Versetzen und Stapeln analog zu einem Jenga-Spiel zur abwechslungsreichen Wohnlandschaft. Jedes Modul ist mit einer intelligenten Erschließung durch Treppen, Terrassen oder Laubengänge in die Anlage eingebunden und hat durch ein bodentiefes Fensterist eine Öffnung in der Wand eines Gebäudes, die Licht, Luft und Blick nach draußen ermöglicht. Es gibt verschiedene Arten von Fenstern, die sich in Größe, Form und Material unterscheiden können. Das Fenster ist ein wesentlicher Bestandteil der Gebäudearchitektur und hat sowohl funktionale als auch ästhetische Bedeutung. Es ist eine… einen attraktiven und in die senkrechte Fassadengliederung harmonisch eingefügten Außenbezug. […] Insgesamt liefert das Projekt einen positiven und inspirierenden Beitrag zur Aufgabenstellung.
Preis: „Westend hat ein Gesicht“
Jonas Langbein, Pablo Antuña Molina, Gianna Neumann (TU München)
Lehrstuhl für Städtebau und Wohnungswesen; Studio Krucker Bates
Die Arbeit schafft es, den Ort mit einer beinahe selbstverständlich wirkenden Setzung von zwei Stadtbausteinen neu zu ordnen und dem an dieser Stelle sonst verschlafenen Westend mit einem kleinen Platz einen lebendigen Charakter zu verleihen. […] Der Entwurf stellt eine überzeugende Antwort auf die Frage dar, wie sich Wohnprojekte, die unter anderem der Unterbringung von Flüchtlingen dienen, im dichten Gefüge der Stadt integrieren lassen und zusätzlich selbst einen integrativen Ansatz verfolgen. […] Die Stärke der Arbeit liegt nicht zuletzt im architektonischen Ausdruck, der eine klare städtische Haltung vermittelt und mit einer wertig wirkenden FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. auch eine langfristig angelegte Strategie für die Stadt anstelle kurzsichtiger Instantlösungen anbietet.
Anerkennung: Spree:publik
Amira Sahr, Christine Moritz (Beuth Hochschule für Technik Berlin)
Fachbereich IV Mastermodul Entwerfen und Konstruieren; Marina Rütten, Holger Kühnel
Das Projekt kombiniert Flüchtlingsunterkünfte mit Räumen für Kultur und Ausbildung. Dafür wird ein leerstehendes Hausboot, welches an der Rummelsburger Bucht in Berlin liegt, umgenutzt und aufgestockt. Die Wahl der lebhaft frequentierten und beliebten Uferpromenade als Standort für diese Nutzung ermöglicht Begegnungen zwischen Anwohnern, Besuchern und Flüchtlingen auf selbstverständliche Weise. Der informelle, temporäre Charakter der individuell anpassbaren Module in Holzständerbauweise, welche auf die Container des bestehenden Hausboots aufgesetzt werden, ist eine dem Ort und der Nutzung angemessene architektonische Antwort auf die Fragestellung des Wettbewerbs.
Anerkennung: „Urban Collective“
Joel Saldeck, Alexander Prekas, Annika Lülf (Hochschule Bochum)
Lehrstuhl Erhard An-He Kinzelbach
Ein Hybrid aus Abgrenzung und Integration, aus ablesbarer architektonischer Einheit und Verweben mit dem städtischen Umfeld: Das Verweben wird mit Ausnahme eines öffentlichen Sportplatzes weniger in räumlicher Hinsicht, sondern durch die gezielte Mischung der Bewohner- und Nutzungsstruktur sichergestellt. Die angebotenen Nutzungen im Sockel (Kollektiv) sind sowohl für die darüber angeordneten Wohnungen als auch für die Nachbarschaft gleichermaßen attraktiv. […] Die vertikale Schichtung in öffentlich, halböffentlich und privat mit guten Sichtbezügen untereinander ermöglicht den Bewohnern, Teil eines Sozialgefüges zu sein, zugleich aber jederzeit entscheiden zu können, ob man an der Gemeinschaft teilnehmen will oder nicht. […] Ein überzeugendes Konzept, dass seine Stärke daraus zieht, dass es sich gerade nicht um eine reine Flüchtlingsunterkunft handelt und dadurch jeglicher Ghettocharakter vermieden wird.
Anerkennung: „Variables Flüchtlingshaus“
Bartosz Wójcik (RWTH Aachen)
Lehrgebiet für Bauplan und Baurealisierung, Sabine Brück