10.03.2020

Öffentlich

Zeitlose Verjüngung

Kaum zu glauben: Bei dem Gebäude handelt es sich um eine Sanierung.

In Turin hat die Stadt gemeinsam mit privaten Akteuren ein experimentelles Projekt zur Sanierung zweier Schulgebäude initiiert. Der Umbau der Enrico-Fermi-Schule von BDR bureau gehört dazu. Der Bau zeigt vorbildhaft, wie man mit dem Bestand der Nachkriegszeit intelligent umgehen kann.

Ein Schulgebäude in Turin vom jungen italienischen Büro BDR Bureau ©Simone Bossi
Kaum zu glauben: Bei dem Gebäude handelt es sich um eine Sanierung.
Ursprünglich ist es ein Schulbau aus den 19960er-Jahren©Simone Bossi
Die fünf Einzelbaukörper des Bedstands wurden in Cluster aufgeteilt und um zusätzliche Stahlbalkone erweitert. ©Simone Bossi
Das alte Betontreppenhaus wurde freigelegt und rot gestrichen. ©BDR Bureau
Auch die Sporthalle ist in dezenten Farben gehalten. ©BDR Bureau
Die Möbel wurden größtenteils von den Architekten entworfen. ©BDR Bureau

Zusammenarbeit mit Stiftungen

Ein Schulgebäude macht Schlagzeilen. Das heißt in Italien meistens eines: dass ein Unfall passiert ist. Veraltet, unsicher, marode – die meisten öffentliche Schulbauten haben seit der Finanzkrise 2007 einen hohen Preis für die Haushaltkürzungen bezahlt, denn neben dem Kulturbereich hält das Bildungssystem den traurigen Rekord der öffentlichen Budgetkürzungen. Auch wenn die meisten Unfälle bislang nur leichte Verletzungen mit sich brachten, ist der bedauerliche Zustand der italienische Kindergärten, Schulen und Gymnasien in den letzten Jahren zu einer nationalen Angelegenheit geworden – und einer der Gründe für „Torino fa scuola“, ein 2015 in Turin initiiertes Pilotprojekt zur Erneuerung und Renovierung öffentlicher Schulgebäude.

Finanziert wurde das Projekt von der Agnelli-Stiftung und der Compagnia di San Paolo, zwei gemeinnützige Forschungsinstitute aus Turin, die zu diesem Zweck eng mit der Stadt zusammenarbeiteten. Insbesondere Erstere, eine 1966 von der Unternehmerfamilie Agnelli gegründete Stiftung, engagiert sich nicht zuletzt durch Aufträge an lokale Architekten wie Gabetti & Isola und Carlo Ratti für herausragende Architektur.

Neben einer Studie über den Zustand öffentlicher Schulgebäude und mögliche pädagogische Verbesserungsmaßnahmen, sah das Projekt auch einen Architekturwettbewerb vor. Dafür wurden zwei für Italien typische Schultypologien ausgewählt: eine Erste aus dem 19. Jahrhundert und eine Zweite aus der Nachkriegszeit – zwei Epochen, aus denen mehr als die Hälfte aller öffentlichen italienischen Schulbauten stammt

Cluster-Anordnung und offene Lernbereiche

Die Idee hinter dem Projekt war einfach: inspiriert von den italienischen Exzellenzen im Bereich Bildung – zum Beispiel die Montessori-, Don Bosco- und Reggiopädagogik – zielten die Initiatoren darauf ab, beispielhafte Schulrevitalisierungen zu entwickeln. Die räumliche Organisation der renovierten Schule sollte dabei dem neuen pädagogischen Konzept entsprechen: Cluster-Anordnung anstatt einer Aneinanderreihung von Klassenzimmern, offene Lernbereiche anstatt enger Flure, halb öffentliche kulturelle und sportliche Einrichtungen anstatt geschlossener Institutionen.

Den gesamten Artikel lesen Sie im B3: Lichtblicke – Junge Architekten, große Aufgaben.

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