+++ Die Ausstellung „Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen! Wohnungsbau in Bayern 1918 | 2018“, entstanden in Kooperation mit dem Architekturmuseum der Technischen Universität München, beendet ihre Reise durch Bayern. Vom 12. November 2019 bis 16. Januar 2020 ist die Ausstellung nun kostenfrei im Foyer des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr (Franz-Josef-Strauß-Ring 4 | 80539 München) zu sehen. Anlässlich der ersten Station und Eröffnung der Ausstellung am 14. März 2018 im Architekturmuseum in der Pinakothek der Moderne sprachen wir vorab mit der Kuratorin Hilde Strobl. +++
Baumeister: Warum eine Ausstellung zum Wohnungsbau im Bayern?
Hilde Strobl: Verfolgt man gegenwärtige Debatten und Diskussionen, sind Themen wie die Schaffung von Wohnungen und der Wohnungsbau als Bauaufgabe heute so aktuell wie vor hundert Jahren. Anlass ist das 100-jährige Jubiläum des Freistaats Bayern. Die Ausstellung geht auf eine Initiative der Obersten Baubehörde zurück und wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr organisiert. Dadurch waren sowohl der zeitlich weite Rahmen für einen Überblick über hundert Jahre gesteckt, als auch das räumliche Betrachtungsfeld definiert. Dabei ist die Geschichte des Wohnungsbaus immer auch im bundesweiten und internationalen Kontext zu sehen, wenn man sie allgemein als Spiegel der Lebensform, der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen versteht. Geschichte wiederholt sich nicht, aber Faktoren wie Wohnungsnöte und hohe Mieten, sowie der Bedarf an Wohnungen und an staatlichen Förderungen. Die katastophale Wohnsituation nach dem Ersten Weltkrieg machte deutlich, dass der freie Markt die Wohnungsfrage nicht regulieren wird, und die Politik sah sich in der Verantwortung: Das Recht auf eine „gesunde Wohnung“ wurde in der Weimarer Reichsverfassung verankert. Damit war der Grundstein für eine soziale Wohnungspolitik gelegt. Das heißt, dass die Zeitspanne von hundert Jahren gerade im Hinblick auf den sozialen Wohnungsbau besonders relevant ist.