Christopher Lewis verwendet gebrauchtes Material, um daraus neue Unikate zu schaffen. Angefangen hat er mit Fahrrädern, nun widmet er sich auch der Wiederverwertung von Baustoffen. Bei seinem aktuellen Projekt hat er Material aus einem Abrisshaus der 50er Jahren wiederverwertet – und den Prozess in dem künstlerischen Kurzfilm „Destrukt / Konstrukt“ dokumentiert.
Baumeister: Dein Film dreht sich um ein ganz gewöhnliches Abrisshaus. Wie bist du auf dieses Objekt gestoßen?
Christopher Lewis: Das Haus stand auf dem Nachbargrundstück von einem Freund in Gröbenzell. Sein Bruder hatte das Grundstück gekauft – mit der Absicht zwei neue Häuser drauf zu stellen. Warum ich rein gegangen bin, kann ich nicht genau erklären. Es war ein schrecklicher Ort: Es hat gestunken, mich hat’s gleich angefangen zu jucken, modriger Geruch, überall Spinnweben, bröckelnder Putz, die WendeltreppeWendeltreppe: Eine Treppe, die in Kreisform verläuft und normalerweise im Inneren von Türmen zu finden ist. brüchig, der Keller wie im Horrorfilm. Und trotzdem hat mich irgendwas dort gehalten.
Wie kam es zur Idee, hier einen Film zu drehen?
Das Haus hatte eine Persönlichkeit. Allein das war Grund genug, um meinen Filmemacher-Freund Marcus Adam zu kontaktieren und zu fragen: Hast du Lust ein paar Aufnahmen zu machen? Er kam, als alles Baumaterial draußen war und ich am letzten Raum gearbeitet habe. Den sieht man im Film.
Bauteile eines abbruchreifen Hauses wiederzuverwerten, ist heute eher ungewöhnlich. Was hat dich daran gereizt?
Mich fasziniert das Material. Bei meiner Arbeit mit Fahrrädern ist es der Reiz mit gebrauchtem StahlStahl: Ein Werkstoff, der aufgrund seiner hohen Belastbarkeit und Stabilität oft bei Gerüstkonstruktionen eingesetzt wird. und AluminiumAluminium: Aluminium ist ein leichtes, strapazierfähiges Metall, das in der Bauphysik oft für seine Wärmedämmungseigenschaften und Langlebigkeit verwendet wird. zu arbeiten – als ich in dem Haus stand hat sich das Gefühl auf die Baumaterialien übertragen. Es ging mir zuerst um den Boden. Und dann um das Gerümpel in dem Haus in Korrelation mit dem Boden – da entstehen Bilder in der Fantasie: Wie war denn das Leben in diesem Haus? Aus etwas, das nichts mehr ist, wieder was zu machen – das hat mich gereizt. Der Kontrast zwischen Lebendigkeit und der Tatsache, dass das Haus nicht mehr sein wird. Es hatte mal was Konstruktives – jetzt was Destruktives. Das ist vom Ansatz her dasselbe wie mit den Rädern. Und mich wundert es auch, dass ich nicht schon früher auf Baumaterialien gestoßen bin.