03.09.2021

Event

Bester Länderbeitrag der Biennale ausgezeichnet

Für den Beitrag „Wetland“ bekam der Pavillon der Vereinigten Arabischen Emirate den goldenen Löwen der Biennale Architettura 2021 als bester nationaler Teilnehmer verliehen.

 

Foto: La Biennale di Venezia

 

Wie viele der „jüngeren“ Teilnehmer an der Architekturbiennale stellen die Vereinigten Arabischen Emirate nicht in einem eigenen Nationenpavillon in den Giardini, dem traditionellen Veranstaltungsort der Schau, aus. Stattdessen zeigen sie ihren Beitrag „Wetland“ im Arsenale, dem bis in das Mittelalter zurückrechenden Werftkomplex von Venedig. In einer der kaum zu zählenden Hallen und Säle präsentieren Wael Al Awar und Kenichi Teramoto, die leitenden Architekten des interdisziplinären Büros Waiwai, ihr Projekt.

Wer den Raum in dem historischen Industriebau betritt, stutzt zunächst über die weißen Fliesen als Bodenbelag. Sie verweisen einerseits auf die arabische Architekturtradition. Andererseits sind sie Reminiszenz an die gleißend hellen Salzwüsten der Emirate, den Sabkhas. Bei der Sabkhas handelt es sich um flache geologische Senken, in denen von Zeit zu Zeit Wasser steht. Bei der Verdunstung des Wassers lagern sich Salzrückstände und mineralreiche Sedimente ab. Das Projekt von Waiwai will aus diesen Ablagerungen einen Baustoff gewinnen, der das Potenzial haben soll, Beton zu ersetzen.

 

Foto: La Biennale di Venezia

Wetland sucht nach einem Betonersatz

 

„Die Zementindustrie ist für 8 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Beton ist das am zweithäufigsten verbrauchte Material der Erde“, erklärten die Kuratoren Wael Al Awar und Kenichi Teramoto. „Deshalb ist es auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft unbedingt notwendig, ein Baumaterial ohne solch umweltzerstörerische Auswirkungen zu entwickeln. Die Sabkhas gehören zu den reichsten geologischen Formationen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und ihre mineralische Zusammensetzung hat das Potential, ein nachwachsendes, natürliches Baumaterial hervorzubringen, dass bezüglich Skalierbarkeit, Kosten und Haltbarkeit mit Beton mithalten kann. Im Rahmen des Wetland-Forschungsprojektes arbeiten wir daran, dieses Potenzial zu nutzen.“ Dazu hat sich Waiwai mit der New York University Abu Dhabi, der Universität Tokio und der American University of Sharjah zusammengetan.

 

Foto: La Biennale di Venezia

 

Doch die Salzkristalle in den Sabkhas könnten nur einen geringen Teil des Bedarfs decken. Eine viel ergiebigere Quelle stellen die Abfallprodukte der Meerentsalzungsanlagen da. Aus der dort anfallende Salzsole konnten die Forscher eine synthetische Struktur entwickeln, die sie im Pavillon auf der Biennale zeigen. Die Kuratoren haben sie in Barren geformt. Diese haben sie für Wetland zu archaisch anmutende Strukturen aufgeschichtet. Gesteinsproben und große Fotoaufnahmen aus den Sabkhas ergänzen die Präsentation. Dabei stellen die Aufnahmen die Verbindung zu den weißen Fliesen am Boden her. Bereits seit Jahrhunderten werde in der Oase Siwa in Ägypten mit Salz gebaut, merken die Kuratoren von Wetland im Ausstellungskatalog an. Von diesem Beispiel kann in ihren Augen die Welt lernen.

Den goldenen Löwen für den besten Teinehmerbeitrag der Architekturbiennale 2021 erhielt übrigens das Berliner Büro Raumlabor.

 

Foto: La Biennale di Venezia
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