17.02.2017

Wohnen

Grüne Vorstadtoase

© Beppe Giardano

Die Auswirkungen von Gebäuden auf die Umwelt sind heute dank technischer Möglichkeiten allumfassend erforscht. Dies betrifft bekanntlich nicht nur die Bauphase, sondern reicht weit in die Zukunft eines Bauwerks hinein. Angesichts dessen erscheint es trivial, ein Gebäude mit Bäumen zu bedecken, um es dann als „grün“ zu bezeichnen. Auch wenn man nicht allen Projekten dieser Art Seichtheit in puncto Nachhaltigkeit ankreiden kann, ist das Zusammenbringen von Pflanzenwelt und Architektur zu einem Trend geworden, bei dem die Pflanzen oft nur als Feigenblatt pseudo-ökologischer Architektur dienen.

© Beppe Giardano
© Beppe Giardano
© Beppe Giardano
© Beppe Giardano

Italienischer Prototyp

In Turin, der Stammgegend von Fiat, ist jetzt etwas sehr Grünes entstanden. Einen Steinwurf weit vom Po und der Hügellandschaft der ehemaligen Industriegegend entfernt, steht das „25 Verde“ von Luciano Pia. Das Gebäude befindet sich direkt gegenüber dem ersten Erweiterungsbau der ehemaligen Fiat-Werkstatt und nur wenige Straßen entfernt vom Corso Dante Alighieri: Hier stand das erste Verwaltungsgebäude des Konzerns, bevor dieser in das neue, von Giacomo Mattè-Trucco entworfene Fabrikgebäude im Stadtteil Lingotto umzog – berühmt für die Teststrecke auf seinem Dach.

Pia wollte die nahegelegenen grünen Hügel (die nur hier und da am Ende der Straßenflucht aufblitzen) in die Wohnungen „hineinsaugen“. Auch wenn der Architekt nicht bestätigt hat, dass sein Entwurf einen klaren Bezug auf die Geschichte der Automobilherstellung nimmt, die diesen Stadtteil geprägt hat, verbreitet das von außen sichtbare Tragwerk aus Corten-Stahl doch zunächst auch einen industriellen Charme. Zugleich passt es, dass dieses Gebäude ausgerechnet in der Geburtsstadt des erfolgreichsten italienischen Autoherstellers ungefähr 200.000 Liter Kohlendioxid pro Stunde absorbiert.

Trotz seiner Verspieltheit widmet sich der Entwurf, dessen Anfänge zehn Jahre zurückliegen, dem Versuch, Architektur und Pflanzen zusammenzufügen, mit seltener Konsequenz. Es werden nicht nur die vielen praktischen Vorzüge ausgespielt, die mit der Integration von Pflanzen in ein Gebäude einhergehen, der Entwurf regt zugleich zu jenem kindlichen Staunen an, das sich für viele mit Baumhäusern verbindet. Wie sehr es dem Entwurf gelingt, den von Pflanzenwelt ausgehenden Fantasiereichtum in die Architektur einzubringen, zeigt sich daran, dass das Gebäude ohne seine Pflanzen deutlich verlieren würde.

Mehr Informationen in Baumeister B2/2017 – Grün

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