05.09.2018

Wohnen

Vertikales Platzwunder: Blick hinter die Kulissen

Der Bericht über Ana Rochas Mikro-Haus „Slim Fit“ ist bei unseren Lesern auf großes Interesse gestoßen. Wir haben das zum Anlass genommen, die Architektin selbst noch einmal die Deatils zu diesem ungewöhnlichen Projekt erläutern zu lassen.

Frau Rocha, was war Ihnen bei der Gestaltung Ihres Micro House besonders wichtig?
Für mich entscheidend war die Notwendigkeit und auch die Verantwortung als Architektin, zu einer Art „Mentalitätswandel“ beizutragen: Warum ständig die Natur besetzen, um immer mehr und größere Wohnungen zu bauen, während viele Stadtzentren leere Grundstücke anbieten – beispielsweise in der Nähe von Hauptbahnhöfen –, oder Grundstücke, die nur zum Parken benutzt werden? Meine Botschaft mit diesem Projekt lautet: Nutzt, verwertet oder ergänzt die bestehende Infrastruktur!

An welche Bewohner hatten Sie dabei gedacht?
Ich wollte für die wachsende Gruppe von Singles, die in der Stadt arbeiten, ein kleines, aber komplettes Haus entwerfen: mit normaler Küche, Bad und genug Stauraum für Bücher, Schuhe und so weiter. Mein Ziel war es, eine äußerst kompakte Grundfläche zu schaffen, die es erlaubt, das Haus in jeden innerstädtischen Kontext zu stellen. Die Grundfläche von SLIM FIT beträgt 16 Quadratmeter, weniger als die Fläche von zwei Parkplätzen.

Das Micro House besteht aus Holz. Was mögen Sie an diesem Werkstoff?
Es ist ein lebendiges, leichtes und nachhaltiges Material, das sich formen lässt. Dadurch erhalte ich beispielsweise diese schlanken konstruktiven Wände.

Denken Sie, dass die Zukunft der Architektur aufgrund der Verdichtung der Städte so aussehen muss: hoch und schmal?
Ich habe keine bestimmte Vision, aber wie ich bereits sagte: Warum mehr bauen anstatt den Raum und die Infrastruktur zu nutzen, die bereits vorhanden sind? Wir müssen jeden verfügbaren Raum wiederverwenden, anpassen und ausfüllen. Nur so kann man die verbleibende Natur in Ruhe lassen.

Was sind Ihre nächsten Projekte?
Ich arbeite an Renovierungen. Und an einem neuen Prototyp für eine weitere kleine – „tiny“ – Wohnung, dieses Mal allerdings ohne Treppe und damit besser zugänglich für alle …

 

Pläne und Modellfoto: Ana Rocha. Objektfotografie: Christiane Wirth.

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