05.04.2018

Wohnen

Temporäre Wüstenschönheit

Klare Kante: Stahl und Glas sind die dominierenden Baumaterialien.


Ausblick in die unberührte Natur

Ein Glashaus in der Wüste: Das klingt ziemlich ungemütlich, fast schon unerträglich angesichts der dort vorherrschenden Hitze. Ein Team aus qualifizierten Fachleuten von OFIS Architects, Guardian Glass sowie Ingenieuren und Energieberatern von AKT II und Transsolar hat sich dennoch herangewagt und mitten in der spanischen Wüste Gorafe bei Granada ein vollverglastes Haus gebaut – die „Casa del desierto“.

 

Entstanden ist ein ganz besonderer Rückzugsort, der von rauen Felsformationen und rotem Wüstensand umgeben ist. Das Team stand dabei vor der schwierigen Aufgabe, ein Haus unter Wüstenbedingungen zu entwerfen und ein gläsernes Domizil zu planen, bei dem die sehr hohen Temperaturen am Tag und die sehr niedrigen Temperaturen in der Nacht keine Probleme bereiten.

 

 

Auf einem Holzunterbau mit einer Fläche von 20 Quadratmetern gehen Schlafzimmer, Wohnküche und Whirlpool vom Mittelpunkt ab. Der Aufbau ähnelt der Form eines Ypsilons. In der Mitte der drei Bereiche befindet sich ein sanitärer Kern mit Waschbecken, Dusche und Toilette. Das Haus verfügt zudem über eine Wasserfilteranlage, eine Energiegewinnungsanlage sowie Photovoltaik-Solarzellen, die das Wasser erwärmen. Die Decke ist mit Spiegelglas verkleidet, das im Inneren eine besondere Atmosphäre schafft, indem es hier die umgebende Landschaft reflektiert: Der Mensch ist geschützt, befindet sich aber inmitten unberührter Natur.

 

Transparente Qualität

Da das Haus über keinen mechanischen Sonnenschutz verfügt, kommt dem verarbeiteten Glas eine besondere Bedeutung zu. Zur Verwendung kamen deshalb spezielle High-Tech-Gläser, die den Innenraum vor Hitze, Kälte, UV-Strahlen, Lärm und Einbrüchen schützen. Dabei handelt es sich um eine Dreifachverglasung mit Spezialgläsern, von denen eine besonders für den Einsatz in rauer klimatischer Umgebung geeignet ist. Diese Verglasung blockiert 75 Prozent der Sonnenenergie, erreicht gleichzeitig sehr gute Wärmedämm-Werte und lässt trotzdem viel natürliches Licht ins Innere.

 

Ein Modell für die Zukunft?

Das Glashaus ist ein temporäres Projekt, bei dem die Architektur auf die Probe gestellt werden soll: Etappenweise werden Menschen für ein bis zwei Nächte darin leben, um die Bewohnbarkeit und die Bedingungen im Inneren zu testen. Das Experiment verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll es dazu beitragen, dass sich Architekten und Bauherren den aktuellen und künftigen Herausforderungen stellen und umweltfreundliches sowie energieeffizientes Bauen fördern. Zum anderen soll es zeigen, wie Glas als ein Bauelement selbst unter harten und extremen Wetterbedingungen komfortable Innenräume schaffen kann. Es bleibt spannend, wie sich das Projekt entwickeln wird und wie sich die Konstruktion in die sich verändernde Umgebung der Wüste einfügt – beeinflusst durch Witterungsverhältnisse, Jahreszeiten oder Lebewesen. Dabei ist es dem Projektteam besonders wichtig, beim Rückbau keine Spuren in der Umwelt zu hinterlassen.

Fotos: Guardian Glass LLC, © Gonzalo Botet, GRDPR 149.

 

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