25.03.2022

Architektur Öffentlich

Kindgerechte Schule von Tautem

Tautem Architekten

Tautem Architekten

Den Eingang zum neuen Stadtteil Mediterranée markiert ein neuer Schulkomplex von Tautem Architekten. Von hier fällt der Blick sowohl auf die Vorstädte von Marseille als auch auf den Hafen, wo die Türme von Jean Nouvel und Zaha Hadid aufragen. 

 

Tautem Architekten
Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly

 

Der neue Schulkomplex Antoine de Ruffi liegt an einem strategische bedeutsamen Ort am Eingang zum neuen Stadtteil Euroméditerranée. Von hier reicht der Blick bis in die Vororte von Marseille mit alten Warenhäusern, Silos, Seifenfabriken und großen Wohnblöcken aus den Siebzigerjahren. In der anderen Richtung rückt der Hafen von Marseille mit seinen großen Schiffen in den Blick, ebenso wie die Hochhäuser von Zaha Hadid und Jean Nouvel und ein Autobahn-Viadukt. Mediterranée dehnt sich nach Süden aus, wo neue Wohnbauten und ein Business Distrikt entstehen. Den Auftakt dazu bildet der Schulkomplex Antoine de Ruffi von Tautem.

 

Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly

Tautem nimmt den Blickwinkel der Kinder ein

 

Die Herausforderung in der Gestaltung einer Schule für drei bis elfjährige Kinder liegt darin, einen Ort zu schaffen, in den Kinder gerne gehen. Deshalb soll die Lernumgebung in der Antoine de Ruffi-Schule sie einerseits offen willkommen heißen und ihnen andererseits eine geschützte Umgebung bieten. Dabei orientiert sich die Ergonomie und der Komfort der Schule an der Größe der Kinder; bis ins kleinste Detail.  Neben der kindergerechten Gestaltung der Antoine de Ruffi-Schule war den Architekten von Tautem an einer kraftvollen Symbolik des Gebäudes gelegen. Sie wollten die Stellung und Bedeutung der öffentlichen Institution durch Monumentalität und Solidität hervorheben. Dafür stand den Gestaltern nur ein schmales Grundstück zur Verfügung. Deshalb arrangierten sie den Kindergarten im Erdgeschoss um einen Innenhof herum und die Grundschule und die Spielbereiche auf den darüber liegenden Ebenen. Auch diese Stapelung begreifen die Architekten vom Büro Tautem übrigens durchaus symbolisch.

 

Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly

 

Die Antoine de Ruffi-Schule ist an drei Seiten von Straßen umgeben. Die Hochhäuser in der direkten Umgebung sind bis bis zu 17 Geschosse hoch. Dem begegnet der Schulbau mit tiefen, Schießscharten-ähnlichen Fensteröffnungen, die den Lärm der Stadt außenvorhalten. Zur vierten Seite, Richtung Hafen, präsentiert sich die Schule dagegen mit einer durchlässigen Kolonnade. Das homogene Erscheinungsbild des Schulkomplexes resultiert aus der reduzierten Anzahl von Materialien. Die Architekten von Tautem arbeiteten bewusst mit nur wenigen architektonischen und technischen Komponenten, um Einfachheit, Langlebigkeit und kostengünstigen Bauunterhalt sicherzustellen. Darüber hinaus sollte so beim Bau möglichst wenig CO2 ausgestoßen werden.

 

Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly

Schützende Fassaden

 

Auf einem Raster von 120 Zentimetern errichtet, besteht die Kolonnaden-Fassade aus hexagonalen Stützen. Sie heben das Gebäude nicht nur optisch an, sondern sorgen auch für Schutz vor Sonne aus östlicher und westlicher Richtung. Das aus dieser Gestaltung resultierende Schattenspiel verändert sich im Laufe der Tage und Jahreszeiten und dringt bis in den Innenhof mit seinem Spielbereich vor. Auch die Fassaden zur Avenue Salengro und zur Rue Urbain V haben eine schützende Funktion. Sie sind 100 Zentimeter dick und bilden eine doppelschalige Wand mit Isolierschicht. Auf der Seite, an der die Schule an den benachbarten Baublock grenzt, sorgt die Fassade für Verbindungen. Über große Schiebetüren aus Metall tritt der Neubau in Kontakt zu seiner Nachbarschaft. Diese Durchlässigkeit setzt sich bis in die Klassenräume in den oberen Geschossen fort. Die Unterrichtsräume öffnen sich zu tiefen Balkonen, auf denen Unterricht an der frischer Luft stattfinden kann.

 

Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly
Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly
Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly
Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly

Weichheit und Farbe im Inneren

 

Im Kontrast zur Außenhaut hat Tautem die Innenräume des Schulkomplexes farbenfroh und fröhlich gestaltet. Dadurch haben sie ein warmes, umhüllendes und kindergerechtes Universum geschaffen, das den Kleinen das Gefühl gibt, in einem geschützten, friedlichen Kokon zu leben. Die Konstruktion des gesamten Gebäudes mit Trägern und Stützen erlaubt einen offenen Grundriss und verleiht ihm eine fließende Atmosphäre. Diese Grundstruktur erlaubt es zudem, die Schule bei veränderten Nutzungsanforderungen zu verändern.

 

Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly

 

Die beiden Eingangshallen hat Tautem mit großen hölzernen Bänken ausgestattet und auch die Wände bis zur vertäfelten Decke mit Holz vertäfelt. Dieses biologisch angebaute Lärchenholz aus den Alpen hat Tautem nicht nur an den meisten Wänden, sondern auch bei den in den eingebauten Möbeln, Bänken, Regalen und Schränken verarbeitet. Große, ringförmige Lampen betonen das Raumvolumen.

 

Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly
Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly

Schule mit Auszeichnung

 

Der Schulkomplex Antoine de Ruffi ist das erste Gebäude in Marseille, das als Bâtiments Durables Méditerranéens, als nachhaltiges, mediterranes Gebäude prämiert ist. Diese Anerkennung verdankt der Schulbau vornehmlich seinem bio-klimatisch sensiblen Entwurf. Dazu trägt auch die Verwendung von kohlenstoffarmem Beton bei. Der ist besonders umweltfreundlich und wurde vor Ort, inmitten des Innenhofs, produziert.

Kräftige Farben: Zwei Schulerweiterungen von Palenzvela Architekten in Andalusien arbeiten mit bunten Keramikfassaden.

 

Tautem Architekten, Groupe Scolaire A. de Ruffi, Marseille, Foto: Luc Boegly

 

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