07.07.2020

Öffentlich

Swim City – Flusschwimmen als urbanes Phänomen

Die Ausstellung Swim City des Schweizerischen Architekturmuseums ist bis zum 2.8.20 im DAZ zu sehen. (FOTO:© LUCÍA DE­MO­STEYRÍN)


Das Wasser für die Stadt zurückerobern

Die Ausstellung Swim City, die bis zum 2.8.20 im DAZ gastiert, befasst sich mit dem Phänomen des urbanen Schwimmens. Barbara Buser vom Baubüro in situ mit Sitz in Basel, Zürich und Liestal hat die Swim-City-Ausstellung mitkuratiert. Wir haben uns mit der Architektin über Flussschwimmen als urbanes Phänomen unterhalten und sie gefragt, warum man sich in Deutschland – man denke an die Initiativen Berlin oder München – so schwer mit seinen Flussbädern tut.

 

In der Schweiz ist es ganz normal: Flussschwimmen im städtischen Raum. Wer bei sommerlichen Temperaturen in der kühlen Aare treibt und mit dem Blick auf das sonnenbeschienene Berner Bundeshaus belohnt wird, begnügt sich so schnell nicht wieder mit städtischen Freibädern.

Städte wie Bern, Basel und Zürich sind Vorreiter, wenn es um urbanes Schwimmen geht. Sie haben ihre Flüsse und deren Ufer für die Öffentlichkeit erschlossen und sie so zu einem festen Bestandteil des Alltags ihrer Bewohnerinnen und Bewohner gemacht. Diese mögen den Teil der urbanen Lebensqualität, die die Aare, der Rhein und die Limmat ausmachen, nicht mehr missen – das Baden im Fluss gehört zum Selbstverständnis ihrer Städte.

 

Das Schweizerische Architekturmuseum S AM hat aus diesem Grund dem Phänomen Flussschwimmen eine Ausstellung gewidmet. Kuratiert von Barbara Buser, Andreas Ruby und Yuma Shinohara, präsentiert sie aktuelle Beispiele des urbanen Schwimmens, deren Ziel es ist, Flüsse zu Schwimm- oder Erholungsräumen zu transformieren.

Neben Schweizer Projekten möchte beispielsweise das Flussbad Berlin im Zentrum der Stadt einen Teil der Spree wieder schwimmbar machen. Auch internationale Flussbadprojekte werden im DAZ vorgestellt, die das Wasser für die Stadt zurückerobern: Ilot Vert / Paris, POOL IS COOL / Brüssel, Thames Baths. Die Ausstellung ist noch bis zum 2. August 2020 im DAZ stationiert.

Interview mit Barbara Buser

2017 wurde der Münchner Stadtaktivist Benjamin David medial für seinen Arbeitsweg bundesweit gefeiert. Er schwimmt. Für Deutsche ungewöhnlich, für Schweizer alltäglich. In Basler Sommer lassen sich selbst Anzugsträger vom Rhein zur Arbeit befördern. Barbara Buser, welche Bedeutung hat Wasser für die Lebensqualität in einer Stadt?

Wasser ist ein wichtiges Element in jeder Stadt, sei es in Form von Brunnen, See- oder Meernähe, Bach oder Fluss. Das Wasser definiert die mögliche Bebauung, oft gar die Form einer Stadt. Am Wasser erlebt man die Jahreszeiten intensiv, man spaziert am Wasser, ruht sich aus oder treibt Sport. In Basel ist der Rhein der größte zusammenhängende Stadtraum. Sich im Fluss durch die Stadt treiben zu lassen und diese so aus einer ungewohnten Perspektive zu erleben, ist eine großartige Sache.

 

Schnittstelle zwischen Land und Wasser

 

Sie haben die Ausstellung „Swim City“ mitkuratiert. Was war das Ziel der Ausstellung?

Das Ziel der Ausstellung war es, bei den Stadtbewohnern die Lust zu wecken, die urbanen Gewässer zurückzuerobern und zu nutzen. Die Basler, Berner, Genfer und Zürcher*innen wollten wir darauf hinweisen, welches Glück sie haben, dass man hier im Fluss mitten durch die Stadt schwimmen darf.  Es ging aber auch darum, die verschiedenen nationalen und internationalen Initiativen in Berlin, Paris oder New York City zu unterstützen und zu ermutigen, weiter für das Recht zu kämpfen, im Fluss zu schwimmen.

Welche Erkenntnisse haben Sie durch Swim City für Ihre eigene Arbeit als Architektin sammeln können?

Es ist mir einmal mehr bewusst geworden, wie prägend das Wasser für eine Stadt ist, wie wichtig die Schnittstellen zwischen Land und Wasser sind, und dass diese äußerst sorgfältig gestaltet werden müssen.

 

Politische Aufgaben und mangelnde Wasserqualität

 

An Flussschwimmen ist in deutschen Metropolen kaum zu denken. Die mühsamen Diskussionen um die Flussbäder in Berlin und München sind hierfür ein gutes Beispiel. Woran hakt es Ihrer Meinung nach?

An drei Punkten. Erstens, dassman der Eigenverantwortung der Bürger nicht traut: Es ist einfacher, das Schwimmen zu verbieten, als Regeln auszuarbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Zweitens, dass die Wasserstraßengesetze angepasst werden müssten – eine mühsame politische Aufgabe. Und drittens an der Wasserqualität – diese ist zum Beispiel nach starken Regenfällen in Berlin oder Paris vielfach ungenügend.

Europaweit sind dennoch einiges Fluss-Projekt in der Mache. Auf welche freuen Sie sich besonders?

Auf jedes Projekt, das es schafft, das Flussschwimmen (wieder) selbstverständlich in den Alltag zu integrieren. Mein Badkleid habe ich auf Reisen immer dabei, um jede sich bietende Gelegenheit zum Schwimmen nutzen zu können.

Falls Sie sich für das Thema interessieren: Die Garten + Landschaft 06/20 zum Thema Wasser in der Stadt erschien ein ausführlicher Artikel zur Ausstellung Swim City, die Flussschwimmen als urbanes Phänomen in der Schweiz ausmacht.

Barbara Buser ist diplomierte Architektin ETH und Energiefachfrau. Sie machte 1992 als erste Frau die Prüfung als Kapitän der Rheinfähren in Basel und steuert seither regelmässig die Münsterfähre über den Rhein hin und zurück. Seit Oktober 2014 bringt sie mit einem engagierten Team unter dem Motto „essen, trinken, geniessen“ neues Leben in die Markthalle und ins KLARA in Basel. Seit Jahren ist sie mit „die Zusammenarbeiter“ in verschiedenen Projekten in Berlin engagiert. Und seit dessen Gründung Mitglied im Verein Flussbad Berlin.

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