26.09.2014

Öffentlich

Stadtsalon in Zürich

Die Sechseläutenwiese in Zürich war eine dieser Brachflächen, wie sie jede Stadt kennt: städtische Leerräume, deren rohe Existenz einfach akzeptiert, aber selten hinterfragt wird. In Zürich folgte nach einer langen Ausschreibungsphase eine noch längere Bauphase. Dank des Architekturbüros Zach + Zünd, die gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten Vetschpartner den Platz umgestaltet haben, ist aus der Sechseläutenwiese der Sechseläutenplatz geworden: ein großflächiges, steinernes Areal, dessen neue Funktion man in Zürich unter dem Begriff „Stadtsalon“ zusammenfasst.

Der Sechseläutenplatz befindet sich im Herzen Zürichs. Er wird gesäumt vom Opernhaus, der Zentrale der Neuen Zürcher Zeitung, dem Bellevue-Haus und einer mehrspurigen Straße, auf deren anderer Seite der Züricher See mit seiner Promenade liegt. Dank ihrer günstigen Lage im Stadtzentrum war die große Freifläche schon immer eine der zentralen Veranstaltungsflächen Zürichs.

Und das sollte nach dem Umbau auch so bleiben. Dennoch steht die Alltagsnutzung im Vordergrund. Die ehemalige Wiese sollte begehbar, offen und großzügig werden. Gerade ersteres ist dank politischer Beschlüsse möglich. An mindestens 180 Tagen im Jahr und an der Hälfte der Tage von März bis Oktober muss der Platz frei bleiben.

Auf den 14.000 Quadratmetern, die der Platz misst, wurde eine Art Steinparkett aus Valser Quarzit verlegt. Den Bodenbelag haben die Platzbauer auf 1.300 Metern Höhe aus dem Bündner Berg gesprengt, bevor er handgeschliffen und rutschfest gemacht wurde. Jetzt markiert er die Grenzen des Platzes deutlich. Er soll nicht mit den umliegenden Fußwegen verschwimmen.

Der Sechseläutenplatz beeindruckt vor allem durch seine Größe. Dieser Eindruck wird durch den monochromen Belag noch verstärkt. Die Entscheidung, den Platz in seinen Dimensionen nicht zu unterteilen, war ein mutiger Schritt, denn das Spiel mit der leeren Fläche hätte auch nach hinten losgehen können.


Zuerich, Parkhaus Opera

Zuerich, Parkhaus Opera

Um die Blicke nicht ins Leere laufen zu lassen, wurde der gesamte Platz auf das Level des Opernhauses abgesenkt. Die Oper mit ihren flankierenden Treppen liegt nun in ihrer ganzen Pracht am Ende der Mittelachse des Platzes und zieht dort die Blicke auf sich. Der neugestaltete Ticketschalter links bildet einen weichen Übergang zum dunklen Steinparkett.

Sonst finden sich nur noch zwei Pavillons auf dem Platz. „Stadt“ und „See“, so die Namen der Pavillons, sind die Zugänge zum Parkhaus unter dem Platz.

Das Gitter, das als Fassadenverkleidung dient, zeigt ein Ornament nach Vorbild des Züricher Sees. Insgesamt säumen fünf Bauminseln den Platz, zwei von ihnen sind den Pavillons zugeordnet, und alle sind mit feststehenden Sitzgelegenheiten ausgestattet. Hier wird der Maßstab kleiner, an die menschlichen Maße angepasst. Die Besucher können hier zur Ruhe kommen, so wie es sich für einen Stadtsalon gehört.

Fotos: Michael Haug

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