16.04.2023

Wohnen

Mietshaus aus Holz am Simon Square

Einfamilienhaus Holz
Das Haus von Fraser/Livingstone ist eines der ersten Mietshäuser in Schottland aus Holz. Foto: Fredrik Frendin
Das Haus von Fraser/Livingstone ist eines der ersten Mietshäuser in Schottland aus Holz. Foto: Fredrik Frendin

Am Simon Square in Edinburgh ist eines der ersten Mietshäuser aus Holz in Schottland entstanden. Die Architekten hoffen, damit einen Präzedenzfall zu etablieren und mehr Holznutzung zu inspirieren. Mehr zu der Nachverdichtung am Simon Square hier.


Das erste kommerzielle Brettsperrholz-Haus in Schottland

Fraser/Livingstone ist ein neues Architekturstudio mit Sitz in Edinburgh. Seit seiner Gründung im Jahr 2019 widmet sich das Büro einzelnen Gebäuden in Schottland und darüber hinaus. Dabei stehen stets die Menschen, die in dem Gebäude leben, im Vordergrund. Das Projekt „Simon Square“ in Edinburgh, eine Nachverdichtung in Form eines traditionellen schottischen Tenement-Mietshauses, ist ein Beispiel für die Arbeit der Architekten.

Das Projekt am Simon Square zeichnet sich durch die verwendeten Materialien und den Anspruch, eine neue Architektursprache für die Stadt zu entwerfen, aus. Das 2022 fertiggestellte, 425 Quadratmeter große Haus im zeitgemäßen Design besteht vorrangig aus Holz. Dieser Baustoff reduziert den CO2-Fußabdruck des Gebäudes und bietet zudem ein gesundes, durchlässiges Raumklima. Licht, Aussicht und Offenheit waren wichtige Design-Grundlagen für die Gestaltung.

Es handelt sich um das erste Projekt eines kommerziellen Entwicklers in Schottland, das mit Brettsperrholz entstanden ist. Dabei wurde der Baustoff mit einer neuen Technologie bearbeitet, um sowohl ästhetischen Mehrwert nach außen als auch beste Akustik nach innen zu bieten. Die in Schottland üblichen, sehr hohen Ansprüche an die Akustik wurden am Simon Square sogar übertroffen. Das Gebäude befindet sich auf einem kleinen Grundstück an einem historischen Platz in Edinburghs Stadtteil Southside. Es ersetzt einen niedrigen Bauhof und ist von steinernen Mietshäusern aus dem 19. Jahrhundert sowie institutionellen Gebäuden und neueren Wohnhäusern umgeben.

Foto: Fredrik Frendin
Das Haus am Simon Square zeichnet sich durch seine abgeschrägte und gezackte Form aus. Fotos: Fredrik Frendin
Foto: Fredrik Frendin

Kleine Wohnfläche am Simon Square

Um die Baugenehmigung für das Gebäude am Simon Square in Edinburgh zu erhalten, mussten die Architekten eine geeignete Form finden. Denn das neue Haus durfte nicht viel höher als die bestehenden Objekte sein, sollte aber zugleich einen schönen Ausblick bieten und den Lichteinfall maximieren. So entstanden abgeschrägte Kanten und sägezahnförmige Räume, die zentriert und flexibel sind. Pro Etage sind zwei Wohnungen zu finden. Insgesamt hat das Haus sechs Wohnungen, wobei im obersten Stock eine Duplex-Wohnung mit einer geteilten Dachterrasse entstanden ist. Das Haus endet direkt an dem freien Giebel des Nachbarhauses. Somit konnten die Architekten den vorhandenen Raum maximal ausnutzen.

Früher gab es eine vier Meter hohe Begrenzungsmauer zwischen den Grundstücken, die für viel Schatten sorgte. Diese haben die Architekten von Fraser/Livingstone nun auf 2,4 Meter abgesenkt, um Licht in die schmalen Hinterhöfe zu lassen. Durch die abgeschrägte und gezackte Gebäudeform vermeiden sie es zugleich, dass die Nachbarn zu viel Einblick erhalten. Denn statt auf die Nachbarfenster wird der Blick auf Bäume und auf die anderen Gebäude entlang der Straße gelenkt. Die Räume sind hell, groß und flexibel nutzbar. Die meisten von ihnen werden außerdem von mindestens zwei Seiten belichtet.

Foto: Fredrik Frendin
Das Holz dient vor allem auch der Lärmdämmung. Fotos: Fredrik Frendin
Foto: Fredrik Frendin
Foto: Fredrik Frendin
Fotos: Fredrik Frendin
Foto: Fredrik Frendin
Foto: Fredrik Frendin
Foto: Fredrik Frendin

Ein Präzedenzfall für künftige Bauten

Bei dem Neubau am Simon Square handelt es sich um das erste Mal, dass Holz in Schottland auf diese Weise eingesetzt wird. Die Architekten hoffen, dass sie so einen Präzedenzfall schaffen können, auf den sich künftige Bauprojekte beziehen werden. Denn sie sind von der einfachen, gesunden Bautechnik mit Holz überzeugt. Unter anderem hat das Material nach der Behandlung die Fähigkeit, die hohe Lärmdämmung, die in Schottland Vorschrift ist, zu erfüllen. In enger Zusammenarbeit mit der schottischen Mass Timber Alliance möchten Fraser/Livingstone Architects ihr Wissen zum Thema Mietshausbau mit Holz weitergeben. Sie legen Wert darauf, das vielseitige und umweltfreundliche Baumaterial wertzuschätzen und so einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.

Besonders an dem Bau ist die Holzstruktur, die mit einer Ziegelschale umhüllt ist. Diese Schale hat einen Löschkalkanstrich erhalten, um ihre „Ziegelhaftigkeit“ zu verlieren und stattdessen eine monolithische Festigkeit zu erreichen. Zwischen Brettsperrholz und Ziegelschale befindet sich eine Holzfaserdämmung mit einem belüfteten Hohlraum, wodurch Wasserdampf und Feuchtigkeit entweichen können.

In einem Essay auf der Website des Architekturbüros drückt Malcolm Fraser, Mitbegründer des Büros, sein Bedauern darüber aus, dass es im schottischen Mietshausbau nur wenige Innovationen mit Holz gibt. Dies liegt an den hohen Schallschutzanforderungen in Schottland. Dank Forschungs- und Entwicklungsarbeit erreicht das Gebäude am Simon Square eine Schalldämmung von 62 Dezibel – 6 Dezibel über der Vorschrift von 56 Dezibel.

Das Ergebnis: Das Haus hat bereits Preise von der Architektenvereinigung von Edinburgh für die Kategorien Wohnbauten, Holz und Gebäude des Jahres 2022 erhalten. Zudem war es Finalist bei den Structural Timber Awards 2022.

Fraser/ Livingstone Simon Square
Entwürfe: Fraser/Livingstone
Fraser/ Livingstone Simon Square
Fraser/ Livingstone Simon Square
Fraser/ Livingstone Simon Square
Fraser/ Livingstone Simon Square

Auch aus Holz, aber ganz anders: das Holzhaus am See von Appels Architekten.

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