12.09.2019

Portrait

Schade: Architekturmuseum Schwaben schließt

Mark Kammerbauer – Baumeister


Schließung des Architekturmuseums

Architekturmuseen gibt es nur wenige in Deutschland. Eines davon ist das Architekturmuseum Schwaben (AMS) in Augsburg. Noch. Ab heute wird zwar nochmal eine neue Ausstellung präsentiert – doch es ist die letzte. Das Museum schließt.

Worum geht es in der Ausstellung? Nach wechselnden überregionalen Themen ist diesmal wieder ein lokaler Akteur an der Reihe – der Stadtbaurat Ludwig Leybold. Er prägte in seiner von 1866 bis 1891 währenden Amtszeit Augsburgs Weg zur modernen Industriestadt aus städtebaulicher und architektonischer Sicht wesentlich. Wie, das zeigt die Ausstellung.

Doch warum nun die Schließung? Als Außenstelle des Architekturmuseums der Technischen Universität München wird das AMS von der TUM getragen. Finanziert wird es durch die Arno-Buchegger-Stiftung, die auch das zum Stiftungsvermögen gehörende Museumsgebäude in der Augsburger Gartenvorstadt „Thelottviertel“ stellt. Hier wurden in den 25 Jahren seit der Gründung des Museums 100 Ausstellungen durchgeführt, begleitet durch Forschungsarbeiten der Mitarbeiter und damit verbundenen, hochwertigen Publikationen. Das angeschlossene Archiv samt den Nachlässen der wichtigsten schwäbischen Architekten dient dabei der Erforschung regionaler baukultureller Entwicklungen.

Nun bahnt sich jedoch das Ende des AMS in seiner bisherigen Form an. Hintergrund sind Differenzen zwischen dem Träger und dem Förderer, die sich als unüberbrückbar herausgestellt haben. Kritik hatte sich bereits im Vorfeld regelrecht aufgestaut. So habe es wiederkehrende Finanzierungsprobleme gegeben; die denkmalgeschützten Räume der Buchegger’schen Villa seien dem Ausstellungsbetrieb hinderlich; die Besucherzahl sei wegen der vorstädtischen Lage wiederholt zu niedrig geblieben; die Vertragslage zwischen der TUM und der Stiftung sei verworren.

Tatsächlich hat der Direktor des AMS, Andres Lepik von der TUM, den Vertrag mit der Buchegger-Stiftung gekündigt. Die Absicht sei dabei gewesen, einen Neustart mit einem neuen Konzept für das Museum anzuregen. Die Stiftung jedoch lehnte dieses Konzept ab. Der Vorwurf an die TUM: Sie habe das AMS vernachlässigt. Offenbar war Lepik jedoch nie zu einer Stiftungssitzung eingeladen worden, seitdem er die Direktorenschaft des AMS angenommen hatte. Was verwundert, denn eigentlich ist auch sein Vorgänger, der renommierte Architekturhistoriker Winfried Nerdinger, Mitglied im Stiftungsbeirat der Buchegger’schen Stiftung.

Schwerer wiegt, was mit den langjährigen Mitarbeitern des AMS nun passieren soll, darunter Barbara Wolf. Sie ist seit 20 Jahren für das AMS tätig und eine ausgewiesene Spezialistin für die regionale Raumentwicklung aus historischer und sozio-kultureller Perspektive. Wie man akademisch hoch qualifiziertem Personal mit einer kontinuierlichen kuratorischen Tätigkeit am Ort noch nicht mal einen Hauch einer Arbeitsgarantie geben kann, bleibt unverständlich. Berufliche Unsicherheit als organisatorischer Kollateralschaden?

Neues „Zentrum für Architektur“

Die Berichterstattung und Stellungnahmen deuten zwar darauf hin, dass es in nicht allzu ferner Zukunft ein neues „Zentrum für Architektur“ in Augsburg geben wird. Das bisherige Haus soll auch zu diesem Zweck baulich erweitert werden. Ob das mit der Kritik an der Lage fern vom Augsburger Stadtzentrum vereinbar ist, sei dahingestellt. Und wie das grob skizzierte Zukunftskonzept dieses Zentrums tatsächlich umgesetzt wird, muss die Zeit beweisen. Auf die Region beschränken solle man sich, heißt es. Allerdings ist es doch wohl so, dass der Erfolg von Architekturausstellungen heute nicht zuletzt ihrer überregionalen Bandbreite geschuldet ist. Wie kann da ein ausschließlich regionaler Bezug den zukünftigen Erfolg garantieren?

Wenn man nun aktuelle Entwicklungen des Architekturgeschehens und damit verbundene städtebauliche Fragen qualifiziert und kontrovers mit Akteuren der Öffentlichkeit und der Fachwelt diskutieren möchte, ist eine kontextbezogene und historische Perspektive bekanntermaßen ebenso unabdingbar wie der ergebnisoffene Blick über den Tellerrand hinaus. Ein solcher Blick umfasst aber auch den Umgang mit denjenigen Akteuren, die diesen Diskurs durch ihre kuratorische und wissenschaftliche Arbeit erst möglich machen.

Ausstellung: Aufbruch in eine neue Ära

12. September 2019 – 8. Dezember 2019
Architekturmuseum Schwaben
Buchegger-Haus
Thelottstraße 11
86 150 Augsburg

Öffnungszeiten
Donnerstag bis Sonntag, 14 bis 18 Uhr
Eintritt frei

Weitere Informationen unter: www.schwaben.architekturmuseum.de

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