27.06.2017

Portrait

Rückblick nach vorn – 5 Fragen an Felix Niemeier

Das Praktikum ist zu Ende, man wird wehmütig, resümiert über Erfahrungen und bekommt Energie neue Lebensaufgaben anzupacken. Felix Niemeier arbeitete sechs Monate bei Delugan Meissl in Berlin. Inzwischen steht er kurz vor seinem Bachelorabschluss an der TU München und kann erste Rückschlüsse über die Praktikumszeit ziehen.

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Baumeister: Warum hast du dich 2016 bei der Baumeister Academy beworben?
Felix Niemeier: Ich hatte mir vorgenommen, während meines Studiums ein Semester zu pausieren und Vollzeitpraktikum zu machen. Da war für mich die Baumeister Academy eine super Möglichkeit unkompliziert an ein tolles Büro zu gelangen. Und gleichzeitig eine neue Stadt kennen zu lernen.

B: Welche Grundhaltung zur Architektur verfolgen Delugan Meissl aus deiner Sicht?
F N: Aus meiner Sicht als Praktikant gibt es einen sehr hohen Anspruch im Büro. Es geht darum, Architektur zu entwerfen, die über die 0815 Lösung und das Mittelmaß hinausgeht. Die Form spielt dabei eine starke Rolle. Der Entwurf muss eine Originalität entwickeln, die sich von den Ideen anderer Architekten unterscheidet. Die Arbeitsweise im Büro wirkt auf mich sehr lebendig. Delugan Meissl Architekten gehen an jede Entwurfsaufgabe mit frischen Ideen heran und entwickeln neue Methoden. Dadurch bewahren sie sich ihre intellektuelle Agilität. Es gibt eine sehr große Bandbreite unterschiedlicher Projekte. So zählt sogar das Kuratieren eines Beitrags auf der Architekturbiennale zu ihrem Aufgabenspektrum.

B: „Architecture is nothing but a kind of applied physiology“. Findest du, Delugan Meissl werden ihrer Bürophilosophie gerecht?
F N: Das Zitat lässt verschiedene Lesarten zu. Wie das im Einzelnen ausgelegt wird, hängt von der persönlichen Interpretation ab. Wenn man Physiologie als Lehre aus der Natur versteht, entspricht das schon den Gedanken, die hinter den Entwürfen Delugan Meissls stehen. Architektur ist gewissermaßen die Synthese aus der Studie des Lebenden. Zum Beispiel analysiert man den Stadtraum als Lebensraum des Menschen. Wenn der Mensch bei der Planung nicht im Mittelpunkt steht hat der Architekt seine Aufgabe verfehlt. Für Delugan Meissl steht das ästhetische und sinnliche Empfinden in der Architektur im Vordergrund. Das sind besonders menschliche Wahrnehmungen. So gesehen, werden Delugan Meissl ihrer Philosophie schon gerecht.

B: Wie war die Arbeitsatmosphäre bei Delugan Meissl?
F N: Ich habe sehr gerne in dem Büro gearbeitet. Es war eine tolle Zeit. Obwohl weltweit Projekte gestemmt werden, ist das Team mit 25 Mitarbeitern eher klein. Es gibt dennoch ein großes Spektrum unterschiedlicher Projekte. Sie entschieden sich bewusst dafür, nicht unendliche weiter zu wachsen. Dadurch konnte der Teamgeist gewahrt werden. Natürlich gibt es viel Stress im Büro. Das liegt an den hohen Ambitionen. Ein Großteil der Arbeit konzentriert sich auf die frühen Entwurfsphasen, wo man in sehr kurzer Zeit zu einem Ergebnis kommen muss. Doch wie stark man sich in die jeweilige Aufgabe reinhängt liegt an einem selbst.

B: Inwiefern hat sich durch das Praktikum deine Sichtweise auf die Architektur verändert?
F N: Meine architektonische Weltanschauung hat sich nicht völlig auf den Kopf gestellt. In der Uni nimmt man nur sehr peripher wahr, wie Projekte umgesetzt werden. Durch die längere Arbeit über mehrere Monate hat sich das für mich schon besser erschlossen. Nach dem Praktikum lernt man aber auch die Uni wieder zu schätzen. Dieses freie Biotop, das eigentlich den Nährboden schafft in den man später sät. All die Erfahrungen, die ich aus der Arbeit im Büro mitgenommen habe, kann ich jetzt nochmal mit dem akademischen Arbeiten kontrastieren.

Das Gespräch führte Julia Ulrich

Fotos: Felix Niemeier

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