Jour fixe mit halber Mannschaft
Was bedeutet der Shutdown für die Architekten? Um diese Frage drehte sich das Gespräch mit dem Titel “Positive Erkenntnisse aus der Coronakrise” zwischen Gabi Wuttke und Matthias Sauerbruch von Sauerbruch Hutton Architekten am 5. April. Deutschlandfunk Kultur zeichnete das Interview auf. Welchen Themen die beiden begegnen, lesen Sie hier.
Welche Folgen hat Covid-19 auf die Baubranche? Schwere, wenn man einer Umfrage Glauben schenken darf. Laut der Befragung verzeichnen Architekturbüros in Deutschland einen Auftragsrückgang von 45 Prozent. “Die Lage ist von Büro zu Büro unterschiedlich. Ich persönlich kann bisher einen verlangsamten Prozess, jedoch keinen Stillstand feststellen”, so Sauerbruch.
Auf Baustellen in Deutschland wird auch jetzt noch weiter gearbeitet. Doch Handwerker aus dem Ausland fehlen, sie können wegen des Shutdowns nicht mehr einreisen. “Die Mannschaften sind stark dezimiert, dementsprechend verlangsamt sich alles. Zudem kommt kein Nachschub, bestimmte Baumaterialien aus dem Ausland, wie beispielsweise Ausstattungsgegenstände aus Italien, sind nicht mehr erhältlich”, berichtet Sauerbruch.
“Die neuen Kommunikationskanäle funktionieren soweit, sind aber umständlicher, dementsprechend verlangsamt sich alles.” 90 Prozent von Sauerbruchs Mitarbeiter arbeiten im Homeoffice. Man kommuniziere über E-Mail, Telefon und Video. Führte man die digitale Kommunikation in diesem Maße auch nach dem Shutdown fort, müsste man nicht mehr so viel reisen. Ein positiver Lerneffekt, so Sauerbruch.
Veränderte Wettbewerbslandschaft
“Wie sehen Sie die Zukunft neuer Bauvorhaben, Ausschreibungen und Wettbewerbe?”, lautet eine weitere Frage der Moderatorin an den Architekten und Leiter der Sektion Baukunst der Akademie der Künste Berlin. Die lange im Vorfeld geplanten Architekturwettbewerbe liefen weiter und würden zu Ende gebracht. “Die Abgabetermine wurden fast ausnahmslos verschoben, um den Umständen gerecht zu werden.”
Eine neue Ausgangslage erfordert auch neue Lösungen: So hat Sauerbruch Ende März sein erstes Online-Preisgericht durchgeführt. Zwei Drittel der Preisrichter waren per Videokonferenz zugeschaltet. “Es ist alles möglich, bloß gewöhnungsbedürftig. Wir müssen uns neue Techniken aneignen.” Wie es jedoch um ganz neue Verfahren, künftige Wettbewerbe, steht, weiß auch Sauerbruch nicht. “Alle warten ab und gucken was kommt.”
Das ganz Interview können Sie sich hier anhören.
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