02.06.2023

Portrait

Paolo Portoghesi, ein Nachruf auf den Wegbereiter der Postmoderne

Am Dienstag ist der italienische Architekt, Historiker und Hochschullehrer Paolo Portoghesi im Alter von 91 Jahren in Calcata bei Rom gestorben. Ein Nachruf auf den theoretischen und praktischen Wegbereiter der Postmoderne. Foto: Wikimedia Commons / Adriano Alecchi /Mondadori Publishers
Architekt, Historiker und Hochschullehrer Paolo Portoghesi, Foto: Wikimedia Commons / Adriano Alecchi /Mondadori Publishers

Am Dienstag ist der italienische Architekt, Historiker und Hochschullehrer Paolo Portoghesi im Alter von 92 Jahren in Calcata bei Rom gestorben. Ein Nachruf auf den theoretischen und praktischen Wegbereiter der Postmoderne


Karriere, Lehre und Forschung

Er war ein theoretischer und praktischer Wegbereiter der Postmoderne: Paolo Portoghesi. Der italienische Architekt, Historiker und Hochschullehrer verstarb am vergangenen Dienstag im Alter von 92 Jahren in Calcata bei Rom. 1961 startete die Hochschulkarriere des gebürtigen Römers an der Sapienza, wo er selbst studiert hatte; zehn Jahre war er später Dekan der Architekturfakultät am Polytechnikum in Mailand. Der Fokus seiner Lehre und Forschung lag vor allem auf der Barockarchitektur (Francesco Borromini und Michelangelo). 1964 gründete er sein eigenes Büro. Außerdem war Paolo Portoghesi bis 1992 erster Präsident der seit 1980 in Venedig stattfindenden Architekturbiennale.


Paolo Portoghesi, Biennale-Direktor 1980

Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Moschee in Rom (1974/77) und die Casa Papanice (1966, beide Rom), die Kirche „Sacra Famiglia“ in Salerno (1969/73) sowie das rekonstruierte Theater Politeama in Catanzaro. Seine Casa Baldi in Rom (in Zusammenarbeit mit Vittorio Gigliotti, 1959) gilt als ein frühes Beispiel postmoderner Architektur. 1980 organisierte Paolo Portoghesi in seiner Funktion als Biennale-Direktor 1980 die Ausstellung zur postmodernen Architektur „Die Gegenwart der Vergangenheit“. Die Schau wurde ein Publikumserfolg – das Wochenmagazin „Die ZEIT“ bezeichnete Paolo Portoghesi daraufhin als „eine der intelligentesten Figuren auf der italienischen Architektur-Szene“ – und gilt als Beginn der theoretischen Aufbereitung der Postmodernen Architektur. Anschließend wurde die Schau noch in Paris und San Francisco präsentiert.


Redakteur und Architekt

Knapp 20 Jahre gehörte Paolo Portoghesi zudem zum Redaktionsteam des Architekturmagazins „Controspazio“, das die Historie mit der modernen Architektur verband. Präsentiert wurden dort zum Beispiel Projekte von Louis Kahn, von der Gruppe „Tendenza“ oder von Mario Ridolfi. Portoghesi war selbst auch einer der ersten Architekten, der auf historische Stil-Elemente zurückgriff und in seine Entwürfe Anregungen aus der Baugeschichte aufnahm. Realisierte Projekte von Paolo Portoghesi in Deutschland sind die Stadtvilla Tegel Residenz (1984/88, Projekt der IBA 87 in Berlin) und die Neugestaltung des Exerzierplatzes in Pirmasens (1992/94).

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